Coligny.
Gaspard de Coligny, aus dem Geschlecht der Chatillons, war 1516 zu Chatillon sur Loing geboren und hatte sich in den Kriegen Franz L, wo er sich besonders in der Schlacht von Cerisoles auszeichnete, und in den Kriegen mit Philipp II. zum Feldherrn gebildet. Er wurde Generaloberst der Infanterie und in seinem sechsundvierzigsten Jahre Admiral von Frankreich.
Als die Guisen, die Oheime des nächsten Königs, darnach trachteten, die französischen Protestanten gewaltsam auszurotten, trat Coligny mit dem ritterlichen Prinzen von Conde an deren Spitze. Drei blutige Kriege folgten sich in acht Jahren, von 1562 bis 1570. Coligny wusste das Glück der Schlachten nicht an seine Fahnen zu fesseln, aber um so höher leuchteten seine Tugenden der Einsicht, Besonnenheit, Tapferkeit. Er war der feste Hort der Partei, die Seele ihrer Unternehmungen. Jeder Krieg endete mit einem Frieden, welcher den Protestanten kirchliche Freiheit und bürgerliche Gleichstellung verbürgte.
Nach einem glorreichen Leben unter den Waffen wurde Coligny an den Hof gezogen und dort geehrt als väterlicher Rathgeber. Die Guisen sannen jetzt auf ein grässliches Mittel. Des Königs Schwester verheirathete sich mit dem protestantischen Prinzen von Navarra. Frieden und Versöhnung wollte man feiern, und die Häupter der Hugenotten strömten nach Paris. Schon am 18. August 1572 fiel aus der Büchse eines gedungenen Mörders ein Schuss auf Coligny, welcher ihm die Hand zerschmetterte. Die Hugenotten Hessen sich nicht warnen. Aber sechs Tage später, in der Hochzeitsnacht, ergossen sich plötzlich die Würgerschaaren durch ganz Paris, drei Tage dauerte die Metzelei, der nur wenige Hugenotten entrannen. Der greise Coligny war das erste Opfer. Der Herzog von Guise selbst drang in sein Haus, ein böhmischer Soldat, Dianowicz le Beme, stürzte sich mit gezücktem Schwerte auf den alten Mann, der sich vom Bette erhob und vergebens ihm zurief: „Junger Mann, Achtung vor meinen grauen Haaren!“ Von zahllosen Stichen durchbohrt wurde Coligny’s Leiche aus dem Fenster gestürzt, durch die Strassen und an den Galgen geschleppt. Ein Vetter Coligny’s beerdigte ihn heimlich in der Gruft zu Chantilly.
Historische und biographische Erläuterungen zu Wilhelm von Kaulbach's Zeitalter der Reformation von Franz Löher Stuttgart Verlag von Friedrich Bruckmann 1863