Bartholomäus Ziegenbalg

Bartholomäus Ziegenbalg.

Das südasiatische Wunderland, seit Jahrtausenden Gegenstand neugieriger Einbildung, Schooß der Fabeln, Ziel religiöser Eroberungen und andrer Unternehmungen – Ostindien, von dem alle andere Indien genannt sind, war soeben aus dem Seewege den Europäern zugänglich geworden, als die Reformation der Kirche durch das Evangelium zu Stande kam. Noch dauerte es lange Zeit ehe die Mission des Evangeliums an dortigen Küsten landen konnte. Erst mußten evangelische Völker, See- und Handelsmächte, mußten Holländer, Engelländer, Dänen die indischen Meere beschissen, hier und da eine Insel oder das festländische Ufer mit Niederlassungen besetzen; auch dann noch währte es, wenigstens was das eigentliche Ostindien betrifft, eine gute Weile, bis diese Europäer gegen die dort eingetauschten Güter das Beste, was sie daheim hatten, einführten. Als aber der Dänen-König, Friedrich IV., wirklich den ihm als Kronprinzen von Lütken aus Berlin erweckten menschenfreundlichen Gedanken wieder aufnahm, seine heidnischen Unterthanen auf der Küste Chyromandel mit der Botschaft des Heils zu versehen, und zugleich für die angrenzenden Völker etwas anzubahnen, ward kein Däne noch ein Holländer oder Engelländer zum Manne der Ausführung gewählt, sondern einem Deutschen, einem Sachsen, Ziegen balg mit dem apostolischen Vornamen Bartholomäus, war es vom Herrn verliehn, Bahnbrecher der evangelischen Mission für Ostindien zu werden. Seine Mitarbeiter und die mehrsten seiner Nachfolger im Laufe des 18. Jahrhunderts, den größten Chr. Fr. Schwarz (gest. 1798) nicht ausgenommen, waren von derselben natürlichen und geistlichen Abkunft; denn die meisten Fäden des angesponnenen Missionswerkes liefen damals auf die Männer zurück, welche in der Kirche nach dem Reiche Gottes gesucht und alle treibenden Gedanken der Verkündigung des Heils wieder aufgeweckt hatten, auf Spener und Francke. Vor dem Ersten Theile der seit 1708 erschienenen und später zusammengestellten Berichte der Königl. Dänischen Ostindischen Missionarien findet sich die Abbildung eines Geistlichen, der in den feinen und doch überaus kräftigen und muthigen Zügen seines Angesichts viel deutlicher als durch den pröbstlichen Anzug, was er gewesen, ankündigt. Die Unterschrift heißt: Bartholomaeus Ziegenbalg, Misnensis Saxo, ecclesiae ex Indis collectae Praepositus, B. Z., aus dem Meißnischen, Probst einer indischen Kirche.

Da er ein Erster in der Art und Ausführung seines Berufes wurde, so verdient es desto mehr Beachtung, daß seine ganze Jugendgeschichte schon recht absichtlich von oben her auf Ordination zum Missionar angelegt erscheinen kann. Geboren den 24. Juni a. St. 1683 zu Pulsnitz in der Oberlausitz und sehr bald Waise mußte Bartholomäus schon als Kind von solchen Eltern, wie sie ihm geworden waren, den Eindruck tiefen christlichen Ernstes empfangen haben. Hatte der Vater sich seinen Sarg bei Lebzeiten zimmern und aufstellen lassen, und gab, der Rettung wegen als Kranker während der Drangsal einer Feuersbrunst dareingelegt alsbald den Geist auf; hatte die Mutter den an ihrem Sterbelager stehenden Kindern von einem Schatze geredet, welchen sie hinterlasse, und damit die Hausbibel gemeint, in der sich kein Blatt finde, das nicht von ihren Thränen befeuchtet worden; war endlich die älteste Schwester, die den Knaben aufzog, von ähnlicher Gesinnung: so läßt sich desto eher begreifen, was über ihn berichtet wird, daß ein Verlangen, dem Herrn zu dienen, schon seine frühe Jugend erfüllte. Oft und gern ging er in’s Freie und stieg auf die Höhen, warf sich zum Gebete nieder und flehte um Weisheit. Der Wissenschaft wegen, mit welcher er ebenfalls frühe scheint großen Ernst gemacht zu haben, mußte er gelehrte Schulen besuchen. Camenz, Görlitz, Berlin haben ihn auf Halle vorbereitet, wo er im J. 1703 das Studium begann. Alles aber, was wir an dem Knaben und Jünglinge während seines Schulweges wahrnehmen, erscheint weniger wie Vorbereitung auf Halle als wie Vorbereitung auf Trankebar, seinen nachmaligen Missionsposten. Verhöhnt der frommen Lebensweise wegen von den Altersgenossen in dem Grade, daß es ihm nach und nach unerträglich dünkte, fand er an einem reiferen gleichgesinnten Mitschüler noch zu rechter Zeit Beistand; denn dieser lehrte ihn, Alles über sich ergehen zu lassen. Andre Anfechtungen hatte er allein mit dem Herrn zu bestehen, nachdem der menschliche Schutzgeist von seiner Seite gegangen war; nämlich bei fortgesetztem Studium der h. Schrift war ihm theils sein eignes natürliches Verderben, theils die Ausartung des damaligen Lehrstandes in so abschreckender Gestalt vor die Seele getreten, daß er an dem gewählten Berufe verzagte. Fast ein Jahr hindurch hatte er mit Schwermuth und den falschen Hülfen zu kämpfen, welche man dagegen aufbot; bis ihn der Herr von diesem Uebel ganz von innen heraus genesen ließ. Jetzt mußte er so schließen: gerade, weil der Verfall des geistlichen Standes so groß ist, geziemt es dir destomehr und nicht destoweniger diesem Berufe dich ganz zu ergeben. Der Jüngling konnte sich nicht lange bedenken, welchem Rather er sich eines gründlichen Verfahrens wegen anzuschließen habe. Damals gab es einen Studenten-Vater in Deutschland, einen Helfer und Führer christlich angeregter Jünglinge wie kaum vor ihm oder nach ihm einen andern; an den Professor der Theologie zu Halle August Herman n Francke wandte sich der Gymnasiast, und nicht vergebens. Francke leitete ihn nach Berlin; dort im Friedrichsgymnasium unter den pflegenden Händen des frommen und geistreichen Rectors Dr. Lange fand sich der Boden, in welchem die immer noch zarte Pflanze gedeihen und zu ihrer Blüthe und Frucht auswachsen konnte. Und doch war noch eine schwere Vorprüfung zu bestehen. Dasselbe Unterleibsleiden, welches in späterer Entwickelung die Tage seines dennoch reichen Lebens so schmerzlich verkürzte, war Ursache, daß er noch einmal nahe daran war, den geistlichen Beruf mit einem andern zu vertauschen. Er gedachte Landmann zu werden. Säemann mit Thränen ist er auch wirklich geworden und hat auch mit Freuden geerntet. Seine Freunde wußten ihn von Berlin und Halle aus vor zu schnellem Entschluß zu bewahren, und Francke vermochte es seine Bedenken abermals zu heben; man verschaffte ihm zu Merseburg und Erfurt Anstellungen, wo die Unterrichtsarbeiten mit erholenden Reisen wechseln durften. Und wie mußte nun wohl der zwanzigjährige Jüngling, der die akademischen Studien nicht einmal ganz vollendet hatte, bei persönlicher Bekanntschaft dem unbefangenen Kennerauge des Halle’schen Meisters erschienen sein, wenn dieser im Stande war, ihn dem Könige von Dänemark, der unerwarteter und noch unerhörter Weise einen ersten Boten des Evangeliums für die Tamulen von Halle verlangte, vor allen Andern mit Zuversicht zu empfehlen? Was Ziegenbalg betrifft, so willigte er nach einigem Widerstande herzlich ein. Neben ihm wurde der Mecklenburger Heinrich Plütschau dazu ausersehn, denn der Herr liebt je zwei auszusenden. Aufmunterungen für solchen Beruf gab es zu dieser Zeit, wenn sie nicht im reinen vollen christlichen Gedanken lagen – keine. Von Erfolgen evangelischer Heiden-Mission wußte man nicht. Die übrigen Missionen des Dänen-Königs und die Sendungen der Brüdergemeine waren künftige. Was ein halb Jahrhundert früher der Neu-Engelländer John Eliot, der berühmte Pfarrer von Rorbury b. Boston für die nordamerikanischen Heiden unternommen und ausgeführt hatte, wurde in Deutschland erst einige Jahre nach Ziegenbalg’s Tode bekannter. Unsere Anfänger mußten daher einen vom Heerde der gläubigen Liebe und der Schriftgelehrsamkeit zum Himmelreich, wie er in Halle bestand, reichlich genährten Brand im Herzen tragen, wenn sie die Kalte aushalten wollten, mit welcher die damalige Kirchenwelt und Theologie ihr Beginnen aufnahm. Von einer berühmten Universität her gab man ihnen den Namen Schwärmer, unberufene Apostel, mit auf den Weg; insgemein galten sie für Narren, und in Kopenhagen, von woher doch der Ruf gekommen, wurde, vom Könige, vom Rathgeber desselben in diesen Sachen, dem Dr. Lütken, und einigen stillen Freunden abgesehen, wenigstens die Vergeblichkeit und Unfruchtbarkeit des Unternehmens vor den Ohren des berufenen Paares mit Härte ausgesprochen. Zu der Zeit war es ein anderer Entschluß als heute das Vaterland und Europa zu verlassen und mit dem fabelhaften Indien zu vertauschen. Ziegenbalg ließ es sich damals schon sagen und sagte es sich selbst, wiederholte es dann noch öfter, es müsse genügen, wenn auch nur Eines Heiden Seele dadurch gerettet würde.

Sie segelten dann am 29. November 1705 nach dem Lande ab, das der Herr ihnen zeigen sollte, und kamen nach Aufenthalt am Cap der guten Hoffnung, wo der Anblick der Hottentotten (denen noch lange kein Schmidt, kein v. d. Kemp kommen sollte) sie eher ermuthigte als niederschlug, nach sieben Monaten Reise bei der Dänisch-ostindischen Niederlassung in Trankebar (Tarangen badi) an. Sie hatten eine stürmische und dennoch glückliche, fröhliche Reise hinter sich; Ziegenbalg beschreibt im Briefe vom Cap aus den Reichthum der Erscheinungen auf dem Meere und kündigt eine Schrift über die Zusammenstimmung der Natur- und Gnadenwunder Gottes an, welche er während der Fahrt verfaßt. Voll Verlangen nach den Heiden blickten sie nun auf die vor ihnen liegende Stadt, Ursprünglich gehörte der ehemals kleine Flecken zu dem der Mongolischen Herrschaft zinspflichtigen Fürstenthume Tanschur. Die Dänen hatten ihn des Handels wegen im J, 1620 käuflich erworben, mit Mauern und Castell versehen und rechneten etwa noch 27 Dörfer in der Nachbarschaft zu ihrem Gebiete. Da regierten die dänischen Handelsherren und der Commandant Kassius eine Bevölkerung von Nord-Europäischen Weißen, halbweißen Portugiesen, Muhamedanern und eine Mehrzahl von tamulischen Hindu’s, welche alle in ihrer Weise in Kirchen, Moscheen, Pagoden Gott verehrten. Die Aufnahme, welche unsere Boten bei ihren europäischen Landsleuten fanden, war im Grunde keine; dagegen gab sich die Anziehungskraft, welche sie und die schwarzbraunen Malabaren auf einander übten, sofort zu erkennen. Daß sie Boten des heimischen Königs waren, hatte noch nicht viel zu bedeuten; Colonieen lagen dem Mutterlande damals noch ferner als jetzt, königliche Befehle verloren an Kraft, ehe sie ihre Bestimmung erreichten. Ein äußerliches Staatskirchenthum genossen die Dänen zu Trankebar so gut als die Holländer am Cap. Mehr verlangte man nicht. Einen Verkehrs-Artikel aus dem Christenthume zu machen, schien, dieses Unternehmen im reinsten und ernstlichsten Sinne genommen, auch den deutschen Kaufleuten gar zu bedenklich, welche doch vor Allen sich hätten der Ankunft dieser Missionarien freuen können. Was aber die Malabaren betrifft, so scheint es, sie wurden in demselben Grade, in welchem ihnen das Christenthum durch die Christen verächtlich geworden, zumal durch Ziegenbalgs Persönlichkeit, schon ehe er noch in ihrer Sprache sein apostolisches Gemüth offenbaren konnte, höchlich erbauet. In der That ist dieser Mann, den Jahren nach noch sehr ein Jüngling, nur nach Trankebar gekommen, um da als in seinem rechten Lebenselemente sich zu bewegen. Von Stund an wird er, was er auch bleibt, die Seele des ganzen Unternehmens, ohne sich über seine nächsten Mitarbeiter, Plütschau und dann Gründeler, zu erheben; vielmehr wird die innige Brüderlichkeit, welche sie untereinander in Leid und Freude vor dem Herrn und vor den Menschen zusammenhält, ein Bestandtheil der Erbauung, welche sie Christen und Heiden gewähren, Ziegenbalgs hohe natürliche und geistliche Gaben treten nun ins Licht; das recht ausgewählte Rüstzeug läßt sich nicht allein am großen Gebets- und Glaubensmuthe den sich aufthürmenden Hindernissen gegenüber, und nicht nur an der bewundernswerthen Sprachengabe und Schriftgelehrsamkeit, welche ihm zu Gebote steht, erkennen, sondern an vielen andern unschätzbar wichtigen Eigenschaften eines den Nachkommen zum Vorbilde gesetzten Heidenboten. Welches kühne, tapfere Vordringen, und doch so viel Mäßigung und Besonnenheit! Welche Schlangenklugheit bei so großer Einfalt und Wahrhaftigkeit! Die tiefbewußte göttliche Ueberlegenheit der Lehre und des Kreuzes Christi verbunden mit der herzlichsten Liebe zu den elenden Heiden macht ihn eben so ungeduldig, ihnen an’s Herz zu fassen, ihnen ihr Verderben ganz aufzudecken, als erfindsam, sie wie der erste aller Heiden-Apostel mit ihren eignen Waffen zu schlagen.

Bei solchen Gaben und Gesinnungen mußte der Erfolg seiner Sendung zur Hälfte schon verbürgt sein, wenn Ziegenbalg das Hinderniß der fremden Volkssprache überwunden hatte. Anfangs schien es, die portugiesische Sprache werde hinreichen, um einen Verkehr mit den Heiden zu gewinnen, denn sie hatte, wie fast sämmtliche Seestädte Ostindiens auch Trankebar inne, auch machte es schon Mühe genug, sich in ihren Besitz zu setzen, da die Missionare nur etwas Dänisch vom Schiffe mitbrachten: allein der unermeßliche Vortheil, den es giebt, dem Volke in seiner Sprache zuzureden, mußte einleuchten. Schon im September des ersten Missionsjahres legten sich Beide auf das tamulische oder malabarische; nach acht Monaten hatte die außerordentliche Betriebsamkeit und Gabe Ziegenbalg’s unterstützt von einigen günstigen Umständen persönlicher Bekanntschaft schon gesiegt. Bald durfte er sich in Briefen an Berliner Freunde das Zeugniß geben, er sehe es kommen, daß er sich darin so frei, wie in seiner Muttersprache bewegen werde. Nicht genug, daß dies an sich schon an den weißen Fremdling heranzog, denn man wird bald gewahr, daß ihm das Land und jedes Ruhehaus auf Reisen der Sprache wegen offen steht; er vermag nun auch, was er so eifrig thut, dies in Wissenschaft und Kunst weitgediehene Volk in seinen angeerbten Meinungen ganz auszufinden, die Brammen mit braminischer Gelehrsamkeit zu beschämen und ihnen all‘ ihre Widersprüche urkundlich aufzudecken; das meiste noch ist, daß er jetzt viel vollkommener als es den Katholiken gelungen war, die Bibel tamulisch reden machen, und zumal seit eine Presse für tamulische und portugiesische Schrift von Europa herüber gekommen ist und der mühsamen Abschreiberei ein Ende gemacht hat, ein malabarisches Schriftwesen begründen kann, welches den evangelischen Unterricht und Gottesdienst hinreichend unterstützt. Die Heiden lasen nun bald Luthers Katechismus, lernten evangelische Kirchengesänge, hörten die Dänische Liturgie (von welcher Ziegenbalg, um den Deutschen Kirchenmännern, die ihn der Neuerung verdächtigten, den Mund zu stopfen, nicht ablies) in ihrer Sprache. Dabei ging selbst die europäische Wissenschaft von der Sprache und Bildung Ostindiens nicht leer aus. Aber wie viel hatte Ziegenbalg Bücher von seinem erspartem Gehalte ankaufen, abschreiben, lesen und wiederlesen müssen, während doch schon seinen Tag viele Lehramtspflichten besetzt hielten, ehe er konnte eine tamulische Sprachlehre, zwei tamulische Wörterbücher, eins von 40.000, eins von 20.000 Wörtern, und dergleichen mehreres zu Stande bringen; unangesehn, daß es ihm Pein machte, den Schmutz einer so unzüchtigen Litteratur, als die indische war, zu durchwaden. Man kannte damals im germanischen Europa die innern ostindischen Zustände fast gar nicht; in Widerspruch mit dem spätern Wahne, die Quellen aller göttlichen und menschlichen Weisheit seien dort zu suchen, dachten sich die Deutschen bei dem Namen der Hindu’s kaum etwas anders als eben irgend ein Heidenthum ohne Staat und Wissenschaft. Ziegenbalg verfaßte viele Schriften in der Absicht, seinen Landsleuten eine Borstellung von dem Bildungsgrade und Bildungselende der Indier beizubringen, und dadurch Aufmerksamkeit, Mitleid und Mitwirkung zu erregen. Nicht weniger wünschte er für die nachfolgenden Boten des Evangeliums den Weg der Vorschule zu verkürzen.

Unterdessen hatte die Mission, ehe die Sprachen erlernt waren, ihre Thätigkeit begonnen. Man empfing Besuch in der gemietheten Wohnung von Muhamedanern und Tamulen, man hielt auch Umgänge, indem etwas Portugiesisch und Dolmetschung die Verständigung hergaben. Dabei leistete Modaliappa, wie ihn die ersten Berichte schreiben, ein heruntergekommener Reicher von fürstlicher Abkunft Dienste, ein Mann, der mit ebenso großer Sehnsucht und Wißbegierde nun an die Missionare sich anhing, wie zuvor an jede Spur europäischer Bildung. Mit dem Fortschritt in der Kenntniß und Uebung der Sprachen erweiterte und vervielfältigte sich der Arbeitskreis, nachdem im ersten Jahre fünf Heiden, im folgenden vierzig für das Christenthum gewonnen und getauft worden waren, außerordentlich. Zum innersten Heerde der Mission diente die häusliche Betstunde, welche die Arbeiter zu ihrer Erquickung alltäglich hielten, und eine andre, zu welcher sie Hausgenossen und Freunde zuließen. Angeregte Deutsche drängten sich dazu, und fast scheint es, der dänische Befehlshaber habe die Mission Ziegenbalgs von den Heiden ablenken und auf die deutschen Einwohner beschranken wollen, als er sie einlud in der Zionskirche, die der Dänen-Gemeine gehörte, einen regelmäßigen deutschen Gottesdienst zu halten. Denn Hindu’s gingen sicher in keine europäische Kirche, und in der Missionswohnung den deutschen Gottesdienst zu halten, war nicht gestattet worden. Sogern nun sich die Missionare dazu hergaben, so wenig ließen sie sich abhalten an der Heiden-Gemeine zu bauen, welche der Sprache wegen in allen Classen und Stufen des Unterrichts, in Predigt und Gottesdienst eine zwiefache, eine portugiesische und eine tamulische werden mußte. Nach und nach hatten sie zwei geräumige Wohnungen erworben, und ein Kirchlein erbauet, und einen Dienst am Worte mit Kinder-Unterricht in drei Sprachen, mit portugiesischen und tamulischen Katechumenen-Unterrichte, mit öffentlichen Katechisationen und dreifachem Predigtgottesdienste angerichtet, ohne daß sie aufhörten unter den Heiden in der Stadt und aus Dörfern mit der Botschaft des Heiles einherzugehen und dabei christliche Schriftchen auszutheilen. Dieses Werk erforderte, wie Ziegenbalg in Briefen bekennt, zu Zeiten übernatürliche Darreichung von Kraft, hatte aber auch einen sichtbaren Segen, zunächst den, daß sie wirklich mit allen Religionen, Nationen und Sprachen der Einwohnerschaft in Berührung kamen. Denn sogar die Katholiken und Muhamedaner wurden an den Fenstern und Thüren der Jerusalemskirche ihre Zuhörer und sie verfehlten nicht die Vorträge auch darauf einzurichten. Sie thaten keine Wunder in der Weise des h. Xavier, aber der Herr wirkte durch die Hände ihrer betenden Treue und Selbstverläugnung große Wunder, selbst in den Augen der Widersacher. Denn woher kamen ihnen die Mittel Häuser und Gärten zu kaufen, Kirchen zu bauen, und was viel mehr sagen wollte, den Unterhalt für alle die Kinder, Schüler, Katecheten und Lehrer, Diener und Dienerinnen, eine stets wachsende Missionsfamilie, aufzubringen? Die Heiden, die dem Herrn zufielen, verloren in der Regel ihre vorige Nahrung. Was sich die Missionarien von selbst verboten haben würden, Geld von den Heiden zu nehmen, war ihnen durch ihre Instruction verboten. Als ihr Gehalt waren 200 Thlr. ausgesetzt, eine Summe, die ihnen durch Schuld übelgesinnter Behörden oft nicht zeitig ausgezahlt wurde; auch die vom Könige später bewilligten Zuschüsse für das Missionswerk von Trankebar kamen nicht regelmäßig an und fehlten noch, als man die Kirche baute, so daß die Widersacher eines so eitlen Unternehmens spotteten. Zuweilen war des Morgens kaum ein Fano (zwei Groschen) im Hause, und man wollte doch leben. Allein in der christlichen Schule, aus welcher Ziegenbalg herkam, galt der vornehmlich von den Erfahrungen Aug. H. Francke’s abgeleitete Lehrsatz, bei einem Nothwerk der Liebe zu Ehren des Herrn, könne man, sich selbst nur der Opferfreudigkeit bewußt geworden, sagen, Sorge du, und entweder mit einem Nichts anfangen oder mit wenig Broten an die Speisung von Tausenden gehen. In der That füllte der Herr in einer langen Reihe von Beispielen, die in den Tagebüchern verzeichnet stehen, jeden Mangel aus und bekannte sich zu den oft gemachten Schulden. Erwartete Schiffe, Briefe, Gelder blieben aus, ganz unerwartete trafen ein und schütteten Thau des Trostes auf das schmachtende Land. Eine Wunderhülfe veranlaßt die andre. Denn jemehr man sich in England, in Berlin, Halle und Kopenhagen von dem Segen überzeugt, den die Missionare bei bitterster Armuth und Verlegenheit gehabt, desto angelegentlicher wird dort für Trankebar gesammelt. Aber auch Trostbriefe ohne Geld, jubelnde und mahnende Bezeugungen der Theilnahme von Europa her, vor allen die Schreiben der Gesellschaft zur Fortpflanzung der christlichen Erkenntnis, und der apostolische Sendbrief Francke’s an die neue christliche Gemeine aus den Heiden gereichten den zuweilen ermatteten Kräften zur Hebung. Aller nur irgend Empfänglichen in Deutschland hatte sich, wie aus diesen Schriften, welche uns heute noch vorliegen, erhellet, ein geistliches Entzücken auf die Nachrichten von der ostindischen Misston bemächtigt, und wie verhielt es sich nun mit der verdächtigenden These des gelehrten Magisters, der Mammonsdienst der Ostindienfahrer habe neuerdings einige sogenannte Apostel nach sich gezogen? Die Anfechtungen des Werkes (wie die Mission vorzugsweise genannt wird) trafen immer zunächst Ziegenbalg, wiewohl die Berichte in den meisten Fällen den Namen erschwiegen. Am Bekanntesten ist, daß er gerade als er die tamulische Uebersetzung des N. T. begonnen hatte, auf Befehl des dänischen Commandanten verhaftet und auf dem Castelle eingekerkert wurde, mit dem ausdrücklichen Verbote, im Uebersetzungswerke nicht fortzufahren. Die Beweggründe, die den Befehlshaber bestimmten, eine dem königlichen Willen und der Gerechtigkeit zuwiderlaufende Maaßregel zu ergreifen, bleiben in Dunkel gehüllt, weil Zartheit und Versöhnlichkeit die ersten Berichterstatter abgehalten hat alles herauszusagen. Die Hände des Gebundenen ruheten nicht, Ziegenbalg schrieb im Gefängnisse zwei Aufsätze, den einen über den allgemeinen Christenstand, den andern über den christlichen Lehrstand. Und was das wichtigste ist, er selbst machte sich durch den Gehorsam gegen die ungerechte Obrigkeit, durch die unbestechliche Zeugnißtreue, welche er dem Commandanten gegenüber im Briefwechsel behauptete, vornehmlich durch die rührende Versöhnung des Mannes, jenes Standes, dessen Pflichten und Rechte er beschrieben hatte, nur noch würdiger. Mit der Gefangenschaft endigten noch keineswegs die Mißhelligkeiten und bösartigen Hinderungen, welche die Mission von jener Seite her zu bestehen hatte, so ernstliche Schutzbefehle auch von Zeit zu Zeit von Kopenhagen angekommen waren. Die Mission hatte Stationen ihres Schulwesens auf einigen Dörfern angelegt; aber allem Ansehn nach geschah es im Einverständnisse mit den Behörden, daß heidnische Haufen den Bau hinderten oder wieder zerstörten. Um dennoch die erworbenen Grundstücke zu nutzen, führten die muthigen Missionare ihre Schulkinder hinaus, hielten im Freien Unterrichtsstunden mit ihnen und die dadurch angezogenen Heiden hörten zu.

Indessen hatte sich der Ruf von der tamulischen Predigt des Evangeliums und von der Person des Predigers in Trankebar im Reiche Tanschur und nach andern Richtungen hin verbreitet. Die seit Jahren verfolgten Katholiken jenes Landes kamen zu Ziegenbalg, Trost und Zuflucht bei ihm zu suchen. Letztre konnte er leider nicht gewähren. So aber wie er seinen Beruf fühlte, nämlich das Evangelium als ein verordneter Diener des Herrn soweit wie möglich den Ohren und Herzen der betrogenen Heiden nahe zu bringen, und wo möglich auch die träge Gewissensruhe der Führer des Volks aufzustören, trieb ihn der Geist über die Grenzen des dänischen Gebietes. Folgen wir ihm da. Diese kleinen oder größern Unternehmungen und Reisen lassen ihn am meisten sehen wie er ist. Ziegenbalg wagte sich zeitig gleichsam ‚als Kundschafter nach Tanschur, ohne das durch Zollstätten gegen Fremde abgesperrte Land Zeit seines Lebens für die Mission erobern zu können. In südlicher Richtung hatte er nur eine Tagreise nach Negapatam, einem holländischen Hauptsitze, und dahin haben ihn bei freundlichem Verhältnisse mit den holländischen Herren mehrere Reisen geführt. Auf den Zwischenorten wurde hin und her mit den Heiden verhandelt. Eine viel ergiebigere Verbindung knüpfte sich zwischen Trankebar und der Stadt und dem Gebiete von Madras. Dort gab es engelländische Ansiedelung, auf Neben- und Zwischenpuncten auch holländische. Seit nun die dänischen Missionare, insonderheit Ziegenbalg den Sprachschlüssel zur Aufschließung indischer Herzen errungen hatte, und dieß in England bekannt worden war, ruhete die genannte Gesellschaft für Fortpflanzung der Erkenntniß Christi nicht, bis sie auf dem viel weiteren und offneren engelländischen Gebiete Ostindiens eine Nachfolge auf der Spur der Mission von Trankebar bei Predigern und Freunden des Evangeliums erweckt hatte. Dazu gehörte die persönliche Gegenwart Ziegenbalgs, und dieser war nicht ein Mann, der lange auf sich warten ließ. Hier und von hier aus hat er zu verschiedenen Zeiten Katholiken, Armeniern und Heiden, besonders vielen auf tamulische Predigt gespannten heidnischen Haufen unter Verbreitung biblischer und andrer Schriften Christum verkündet. Von hier aus ist er auch ins Mongolische eingedrungen, hat sich auf den dem h. Thomas geweihten Bergen aufgehalten, und von da manchen Brief nach Europa datirt. Außerhalb der Stadt Trankebar erscheint er in weißem Gewande, überhaupt indisch gekleidet und mit Reise-Dienerschaft, geht nicht leicht ein sogenanntes Ruhe-Haus vorüber, am wenigsten die bei den Götzentempeln versammelten Volkshaufen; oft sucht er die Stätten, wo er Braminen (die Männer vom religiös privilegirten Geschlechte, welche aus dem Gehirn des weltschaffenden Gottes Brama entsprossen sind) zu finden hofft, absichtlich auf. Nicht nur die Volkssprache, in der er Gespräche mit allen Classen an eine zufällig vorliegende Sache anknüpft, und der Ruf von einer neuen Religion, der ihm vorangehet, verschafft ihm durchgehends offne Ohren, sondern auch die gründliche, die Braminen übertreffende Erkenntniß des abgöttischen Zustandes und Volksglaubens, welchen er straft, und die furchtlose Geradheit im Fragen oder Antworten, womit er es thut, setzen in Erstaunen. Durchweg fühlt er sich als einen hier auftretenden Priester des wahren lebendigen Gottes, und verlangt in dieser seiner Eigenschaft offene Thür und Anerkennung. Ziegenbalg hatte zu Trankebar zeitig muhamedanische Besuche empfangen; so war ihm bekannt geworden, daß nicht sehr fern ein Einsiedler, angeblich Sprößling der Familie Muhameds wohne, den die Anhänger dieser Religion beinahe anbeteten. Bald machte sich der Missionar auf, ihn zu besuchen. Er wird angenommen, aber er soll – und diesen Anspruch macht der Heilige selbst, auch noch bei wiederholten Besuchen – Diener und Sonnenschirm zurücklassen, vornehmlich seine Schuhe ausziehen, sogar der König von Tanschur thue das, hier sei heiliges Land. Aber nichts von dem Allen; es gezieme wohl Gott, ist Ziegenbalgs Antwort, dem Moses dergleichen zu gebieten, aber ihnen nicht, am wenigsten könne ein Priester Gottes dem Muhamed eine solche Ehre erweisen. Das Murren wird beschwichtigt und ehe man sich es versieht, sitzt der Apostel des Evangeliums schon zur Seite des in Sammt und Gold gekleideten Heiligen, Dieser will sich rächen und legt dem Missionar wunderliche Fragen vor. Ziegenbalg beantwortet ihm ohne Zögern alles, geht aber endlich selbst ins Fragen über. Es frage sich, was denn Heiligkeit sei, wenn man ein Heiliger sein wolle. Der unwissende muß nach und nach verstummen und nun den Weg zur Heiligkeit und Seligkeit sich predigen lassen, aber sie scheiden dennoch in Freundschaft. Auf einer Reise nach Negspatam durch das Gebiet von Tanschur wird der Missionar an einer Zollstätte angehalten. Die Brahminen zahlen keinen Zoll, wie vielmehr, schließt Z., muß ein Priester des wahren Gottes zollfrei reisen dürfen. Im Gegentheil, antworten die Zöllner, ein Verführer des Volkes sollte doppelt zahlen müssen. Nachdem sie aber seine Predigt ausgehalten, lassen sie ihn dennoch frei passiren. Ein andres Mal nähert er sich einem Haufen Heiden, welche um eine Pagode versammelt sind, ohne sein Haupt zu entblößen; Volk und Brahminen stürmen auf ihn ein und fordern, daß er dem Gotte die schuldige Ehrfurcht erweise. Er verwahrt sich aber feierlich gegen das Vorgeben, dieser Götze sei Gott und irgend einer Ehrenbezeugung würdig; der Ausgang ist ein Zweifeln auf Seiten des Volkes, eine Beschämung der Brahminen, und ein Muhamedaner, der eben gegenwärtig ist, tritt seinen Ausführungen gegen die Heiden ausdrücklich bei. Von Madras aus war Ziegenbalg auf seinen apostolischen Wegen in eine entlegne Stadt vorgedrungen, welche unter einem muhamedanischen Oberen stand. Kaum hatte er vor einer großen gespannten Versammlung seine Verkündigung begonnen, als schon Warnungen von der Obrigkeit eintrafen, die seine Freiheit und sein Leben bedroheten; erst aber nach beendigter Predigt nahm Ziegenbalg seinen offnen freien Rückzug durch Markt und Straßen, ohne daß jemand Hand an ihn legte. Gemeiniglich war das in der Sprache der Heiden abgefaßte Schreiben, welches die Missionare von Trankebar an das indische Volk gerichtet, seiner Ankunft schon vorausgegangen. Ziegenbalg hielt damit nicht zurück; sandte es an Fürsten und Obrigkeiten, erstattete sogar damit die Neujahrs-Wünsche, welche ihm von ausgezeichneten Indiern in Trankebar dargebracht worden waren, obgleich die das Land drückende Abgötterei darin aufgedeckt und die Ermahnung, der jetzt für Indien angebrochnen Heilszeit wahrzunehmen, mit allem möglichen Nachdruck ausgesprochen war. Zuerst hatte ein holländischer Herr zu Negapatam den Missionar mit einer großen dazu eingeladenen Anzahl von Brahminen in Gemeinschaft zu einem Religionsgespräch versetzt. Von daher datirte ein fortgesetzter reicher Briefwechsel zwischen ihm und den indischen Gelehrten, der noch vor uns liegt. Vornehmlich aber die aufbehaltenen Auszüge aus seinen gelegentlichen Unterredungen auf Reisen beweisen die ausgezeichnete Gabe des deutschen Predigers, das Geschäft der Ueberführung schnell und kräftig auszuüben. Redet man ihm von dem großen Umfange, in welchem die Religion Muhameds oder die indische herrsche, so fragt er, ob es ihre Meinung sei, daß in irgend einem Volke die Zahl der Guten die Zahl der Bösen überwiege, oder etwa das umgekehrte^ und so drängt er sie bald zu dem Geständnisse, auf die Zahl komme es in Sachen der Wahrheit und des Gewissens nicht an. Unzählige räumten alles mögliche ein, nur nicht, daß der Hindu während des jetzigen Welt-Zeitalters geistige Kraft zur Sinnesanderung genug besitze, dieses müsse erst vorübergehen; allein er hielt ihnen ausführlich vor: Jetzt sei die angenehme Zeit und das Jahr des Heils eben gekommen, und da man allezeit während dieser Zeit sterbe, so sei auch allezeit für der Seelen Seligkeit zu sorgen. Die Brahminen wenigstens wollten nie zugestehen, daß ihnen die Einheit des unsichtbaren Gottes fremd sei, nur vergegenwärtige er sich vielfach und dieß sei nothwendig, wenn er verehrt werden wolle von sinnlichen Menschen. Von jedem solchen Versuche der Rechtfertigung des abgöttischen Dienstes nimmt Ziegenbalg in neuer Wendung Anlaß, die Kenntniß der indischen Götter, Fabeln, Ceremonieen und Gesetze, die er sich erworben, an ihrem Schaamgefühl zu erproben; denn da diese Götter nach ihren Thaten beurtheilt, schlechter und unreiner als die Menschen seien, so lasse sich schließen, ob und welch ein einiger Gott sich in ihnen vergegenwärtige. Ein letzter Vorwand pflegte zu sein, jede Nation bedürfe und habe ihre eigne Religion, wogegen der Bote Gottes ausführte, es gebe aber alles, was zur Religion am meisten gehöre, nur in der Einzahl, Gott, Menschheit, Welt, Erlösung, rc.; und wenn sie nun geltend machten, es fehle auch in ihrer Mitte nicht an Leuten, welche nur für die andre Welt lebten, Heilige, Enthaltsame, Einsiedler, und diese seien von den Christen kaum zu unterscheiden, so verstand er es trefflich ihnen zu zeigen, daß man eben nur für diese Welt recht tauglich und gut durch himmlische Gesinnung werde. Zwar zählte die Gemeine aus den Heiden, als Ziegenbalg im J. 1714 nach Europa reiste, nur einige Hundert, aber die Zahl der Katechumenen wuchs von Jahr zu Jahr, und in einem weiteren Sinne waren seine Katechumenen schon nicht mehr zu zählen, nämlich diejenigen, welche ausdrücklich sich es gelobten, christlich zu leben ohne die Nationalsitte brechen zu wollen und zu können.

Viele Gründe bewogen ihn im achten Jahre seiner Mission das Mutterland derselben zu besuchen, der hauptsächlichste bestand in der Hoffnung, durch persönliches Erscheinen in kürzerer Zeit und kräftiger die Widersacher des Werkes zu belehren und ihm neue Freundschaft und Hülfe zu gewinnen. Jetzt bereuete der Commandant sein Verhalten, erbat sich und erhielt eine Acte der Amnestie. Nachdem Ziegenbalg dem ausgezeichnetsten der Mitarbeiter, Gründler, die Gemeine übergeben, schiffte er sich unter dem Geleite der Christen und Heiden am 26. October 1714 ein und kam den 1. Juni d. s. J. zu Bergen in Norwegen an. Unterwegs hatte er die tamulische Sprachlehre vollendet. Aber wie ganz anders begrüßt und entläßt man ihn jetzt an allen Orten, wo er eintrifft. In Kopenhagen findet er das Missionscollegium eingerichtet. Mit großen Ehren nimmt ihn Friedrich IV. in seinem Kriegslager vor Stralsund auf und ernennt ihn zum Probste der ostindischen Mission. Bald besucht er Halle und darf Franken wiedersehen. Zu Merseburg verheirathet er sich mit seiner ehemaligen Schülerin, Dorothea Salzmann, die sich mit dem Tagebuche der Rückreise nach Indien, welches sie geführt und wir heute noch mit Erbauung lesen, ein Zeugniß ausgestellt, daß sie des Mannes würdig gewesen. Ueber Holland, wo Ziegenbalg den dritten schweren Krankheitsfall noch glücklich bestehet, geht er nach England, wo ihm König und Erzbischof Ehre erweisen und von Neuem ihre Unterstützung zusagen. Vom 4. März 1716 an finden wir ihn wieder auf dem Schiffe, und am 10. August d. J. heißen ihn die Heiden, zu denen er sich zurückgesehnt, im Hafen von Madras mit lauter Freude willkommen. Hier widmet er sich eine Zeit lang als Rathgeber des Predigers Stevenson einer engelländischen, schon vorbereiteten Mission, und erfreut sich dann des unter der Leitung seines treuen Freundes in allen Stücken geförderten Werkes zu Trankebar. Eine neue Kirche ist im Baue begriffen. Ein neuer Commandant ist der Mission ganz zugethan. Noch sind ihm aber nur drei Jahre gegeben, den Weg des Apostels wieder anzutreten und in der vorigen Weise fortzusetzen. Was beide, Gründler und Ziegenbalg, sich vor dem Herrn gelobt, zu bleiben bis zum Abschied von der Welt, geht bald in Erfüllung. Der erste im Abscheiden wird der bei weitem jüngere und unentbehrlichere; denn in Ziegenbalg wollte der Herr unter anderm auch ein Beispiel davon aufstellen, wieviel ein ihm treuer Knecht, der wenig Zeit hat, dennoch auszurichten und wenn nicht auszurichten, doch anzubahnen vermag. Seit Einweihung der neuen Kirche (Octob. 1718) zog er sich allmählig auf häusliche Arbeit zurück, ermannte sich noch einmal zum Predigen, und ergab sich dann ins Sterbelager. Ueber manchem schönen Bekenntnisse bestand er seinen Kampf, ließ sich am 23. Febr. 1719, nachdem er geäußert, daß es ihm so hell vor den Augen werde als sähe er die Sonne, das Lied: Jesus meine Zuversicht, mit Clavierbegleitung singen, und gab kurz darauf – im 35. Jahre seines Alters – den Geist auf.

C. I. Nitzsch in Berlin.

Bartholomäus Ziegenbalg

Bartholomäus Ziegenbalg, Missionar zu Trankebar.

(Geb. 24. Juni 1683, gest. am 23. Februar 1719.)

„Saget unter den Heiden, daß der Herr König sei, und habe sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet„
(Ps. 96, 10.)

Bartholomäus Ziegenbalg ist der Erstling derer, die aus der deutschen evangelischen Kirche das Wort vom Kreuze unter die Heiden gebracht haben. Er ist zu Pulsnitz in der Oberlausitz am 24. Juni 1683 geboren. Schon frühe war er eine Waise; aber den Tod seiner Aeltern hat er sich zum Gedächtniß in seine Brust eingeschrieben. „Ich weiß mich noch zu erinnern, erzählte er später, wie meine Mutter auf dem Todtenbette uns Kinder alle zu sich kommen ließ, und zu uns sagte: Liebe Kinder! ich habe euch einen großen Schatz gesammelt, einen sehr großen Schatz habe ich euch gesammelt. Als dann meine älteste Schwester sie fragte: Liebe Mutter, wo habt ihr doch diesen Schatz? so antwortete sie: Suchet in der Bibel, meine lieben Kinder! Da werdet ihr schon finden; den ich habe jedes Blatt mit meinen Thränen benetzt.“ Der Vater hatte sich schon lange vor seinem Tode einen Sarg machen, und in seine Wohnung stellen lassen. Er lag einst krank darnieder. Da brach in Pulsnitz eine Feuersbrunst aus. Die Flammen wälzten sich auf sein Haus. Da legten die Kinder den kranken Vater in ihrer Herzensangst in seinen Sarg und trugen ihn auf den Markt. Da ist er unter freiem Himmel verschieden.

Solche Lebensereignisse mußten in Ziegenbalgs Brust einen tiefen, religiösen Ernst erzeugen. Auf dem Gymnasium zu Görlitz gab ihm Gott einen Freund, der ihm ein Wegweiser zum Leben wurde. Mit diesem betete er täglich, trieb täglich mit ihm das Wort Gottes, und ging dann mit ihm aufs Feld, wo derselbe ihm zeigte, wie man sich in Anschauung der Creaturen Gottes ergötzen, und ein jedes Geschöpf zu seiner Bekehrung gebrauchen könnte.“ Doch bald stand Ziegenbalg wieder allein; seine Mitschüler verspotteten ihn, und er mußte schon jetzt schwere Glaubenskämpfe durchmachen. Von dieser Zeit schreibt er: „Ich wurde von Gott gleichsam wie verlassen, indem ich seine tröstliche Gemeinschaft in meiner Seele nicht mehr empfinden konnte. Hingegen sah ich bei mir und bei allen Menschen Nichts als Jammer, Elend und Herzeleid. vor innerster Betrübnis meines Herzens konnte ich mit Niemand reden, hatte auch nicht eine Seele, der ich meinen Zustand hätte offenbaren, indem ein Jeder meinte, es wäre nur eine bloße Melancholie, die durch Lustigkeit mußte vertrieben werden. mir ekelte vor allen weltlichen Dingen, und ich konnte in Nichts meine Rufe und mein Vergnügen finden.“ Der tief bekümmerte Jüngling wandte sich an August Hermann Francke in Halle. Auf seinen Rath ging er auf das Friedrichs Gymnasium nach Berlin, wo sich der damalige Direktor, Joachim Lange, und Spener, seiner annahmen. „Da hörte ich die Prinzipien der wahren Weisheit so rein und deutlich, daß ich mich höchlich erfreute!“ jauchzt Ziegenbalg. Nächst Gott, bekannte er später oft, habe er das Meiste diesen beiden Lehrern zu verdanken.

Im Jahre 1703 bezog er die Universität Halle. Er wurde hier durch Francke tiefer in den Erlöser und in die Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit hineingeführt. Sein Geist wurde zerknirscht; er fing an, sich für einen Prediger des göttlichen Wortes unwürdig zu halten, und beschloß, die Theologie zu verlassen, und Ackerbauer zu werden. Es ging mir bald, sagt er, wie dem Jonas, der gleichfalls von einer solchen schweren Bürde befreit werden mußte. Denn ob ich gleich nicht, wie Jonas, ins Meer geworfen wurde, so mußte ich doch unter schweren Züchtigungen die Hand Gottes fühlen, so daß ich mich endlich dem Willen Gottes gefangen geben mußte.“ Er offenbarte auch diesmal den Zustand seiner Seele dem geisteserfahrenen Francke. Dieser erhielt den Jüngling für den Dienst Gottes. Ein Wort besonders, welches er bei dieser Gelegenheit gegen ihn äußerte, ist tief in Ziegenbalgs Seele eingedrungen. „Wenn man Eine Seele unter den Heiden rechtschaffen zu Gott führt, so ist solches ebensoviel, als wenn man in Europa hundert gewinnt, indem diese täglich genugsam Mittel und Gelegenheit zu ihrer Bekehrung haben, jenen aber diese mangeln.“ Er blieb Theologe, und zog bald darauf als Lehrer nach Merseburg. Sein hallescher Freund von der Linde schloß sich hier mit ihm zu Einem Herzen und seiner Seele zusammen. Ziegenbalg wurde indessen bald als Lehrer nach Erfurt berufen. Von der Linde gab ihm das Geleite. Ehe sie schieden, gaben sie sich unter freiem Himmel vor Gottes Angesicht die Hände, und schwuren: „Wir beide wollen in der Welt nichts Anderes suchen, als die Verherrlichung des göttlichen Namens, die Ausbreitung des göttlichen Reichs, die Fortpflanzung der göttlichen Wahrheit, das Heil unseres Nächsten und die stete Heiligung unserer eigenen Seelen; wir mögen auch noch sie viel Kreuz und Leiden deshalb begegnen.“ Ziegenbalg war kaum zwei Monate in Erfurt, als körperliches Leiden ihn zwang, in seine Heimath zu seiner Schwester zu reisen. In Jahresfrist wurde er Prediger in der Nähe Berlins. Doch nun war seine Rüstzeit zu Ende. Sein Herr und Meister rief ihn in seinen Weinberg. Wir wollen sehen, woher ihm dieser Ruf kam.

Im Monat März des Jahres 1705 saß König Friedrich IV. von Dänemark in seinem Zimmer, und laß mehrere Bittschriften durch. in seiner derselben hat eine Witwe für sich und ihre fünf Kinder um Hülfe. Ihr Mann und ihr ältester Sohn waren auf der dänischen Besitzung Trankebar in Ostindien im Dienst des Königs von den Heiden ermordet worden. Dieser geringfügige Brief ist sehr wichtig geworden. König Friedrich fühlte in seinem Innern eine große Unruhe. Er nahm die Karte von der Küste Coromandel, auf der Trankebar liegt, legte den Finger darauf, und sagte: „Hier wohnen die Heiden, die das Licht der Welt nicht kennen, obgleich die Sonne so heiß und hell auf ihre Häupter scheint. Sie sollen nicht verloren werden. Es soll dort ein Licht angezündet werden, heller, als das der Leuchtthürme auf den Felsen der gefährlichen Küsten. Ich will Männer aussenden, die das Evangelium verkündigen, ihre Seelen zu retten für das ewige Leben.“ Er ließ sogleich seinen Hofprediger Lütkens kommen, theilte ihm seinen Entschluß mit, und trug ihm auf, sich nach tauglichen Männern in Dänemark umzusehen. Aber da war Niemand zu finden, der um Christi willen sein Vaterland verlassen wollte. „Das thut mir wehe, sagte der König, daß mein Land keine solche Rüstzeuge hat. Das ist keine feine Gottesgelahrheit, in der keine Liebe für die armen, verfinsterten Heiden lebt. Nun, so schreibt nach Deutschland!“ Man wandte sich an Francke, und dieser schlug Ziegenbalg vor, als den Mann, der den König gebrauchen könnte. Freudig nahm dieser den Ruf an. Sein Freund, Heinrich Plütschau aus Mecklenburg, schloß sich ihm an. Viele schüttelten über den unerhörten Entschluß der beiden jungen Männer die Köpfe. Sie aber empfahlen sich Gott, zogen im Oktober 1705 nach Kopenhagen, wurden hier zu Predigern des Evangeliums unter den Heiden ordiniert, und stachen schon am 29. November in See. Nach einer glücklichen Fahrt stiegen sie am 9. Juli 1706 zu Trankebar ans Land. Hier wurden sie jedoch von den dänischen Beamten und Kaufleuten sehr kalt empfangen. Man ließ sie bis zum Abend in der großen Hitze erst außerhalb der Stadt, dann auf dem Marktplatz stehen. Diesen Empfang sahen sie an, als vom Herrn geschickt, daß sie Nichts von Menschen, Alles aber von ihm erwarten sollten. Sie schreiben: „Da wir keinen Menschen in der Nähe hatten, den wir um Rath fragen konnten, wie dies, oder jenes angefangen werden sollte, so gingen wir allezeit zu unserm lieben Vater im Himmel und trugen ihm Alles im Gebet vor, wurden auch von ihm erhört, und mit Rath und That unterstützt. Nahmen wir unsere Zuflucht zu Andern hier in Indien, um sie um Rath zu fragen, so wurden wir noch weit mehr, als in Europa, von unserm Unternehmen abgeschreckt, da uns allezeit die Unmöglichkeit, unser Ziel zu erreichen, vorgehalten wurde. Nun fanden wir auch wirklich viele und große Schwierigkeiten, und konnten uns, wenn wir sie ansahen, keinen sonderlichen Eingang bei den Heiden versprechen. Doch ließen wir den Muth nicht sinken, sondern lasen fleißig zu unserer Stärkung im Glauben die Apostelgeschichte, und benutzten dabei alle die Mittel, welche wir für nothwendig erachteten, unser Amt im Segen anzufangen.“

Die Heiden, welchen Ziegenbalg das Heil in Christo verkündigen sollte, waren die Hindus. Ihre oberste, allgegenwärtige, allwissende und ewige Gottheit ist Brahm, oder Barabrahma. Aus ihm sind drei Götter entsprungen. Brahma, der Schöpfer, Wischnu, der Erhalter und Schiwa, der Zerstörer der Welt. Wischnu hat sich neunmal den Menschen in verschiedener Gestalt offenbart, als Fisch, Schildkröte, Schwein, Löwe, Zwerg, Riese u. s. w. Außerdem sind aus Brahma viele andere Götter hervorgegangen, Alles in Allem 330 Millionen. Ein Götzenbild des Schiwa beschreibt Ziegenbalg: „Es steht in einer großen Pagode, hat drei Augen, unter welchen das eine in der Stirn ist, und Alles verbrennen soll, was es ansieht. Auf beiden Seiten hat er acht Hände, zusammen sechzehn, in welchen er ganz besondere Dinge hält. An seinem Halse hängt eine Schelle, wie die Kühe sie zu haben pflegen. An der Stirn hat er einen halben Mond, und ist mit Schlangen und Tigern bekleidet.“ – Die Hindus sind in vier Klassen, oder Kasten eingetheilt. Jede ist von der andern scharf abgesondert; keine darf sich mit der andern vermischen; was der Vater ist, muß auch der Sohn werden. Die unterste Kaste ist ganz verachtet; die ihr Angehörigen werden als ganz andere, geringere und unreine Geschöpfe betrachtet, und dürfen nicht einmal berührt werden. Die aus der obersten Kaste aber, die Brahminen, halten sich den Göttern verwandt, und erhalten allen andern in der niedrigen Knechtschaft. Diese Kasteneintheilung ist für die Fortschritte des Evangeliums ein mächtiges Hinderniß gewesen. – Um selig zu werden, martern und quälen sich die Hindus in unmenschlicher Weise. Da gibt es Büßer, die sich alle Tage einige Stunden an den Füßen über ein Feuer aufhängen lassen; andere, die auf Pantoffeln mit eisernen Nägeln gehen, wieder andere, die sich mit dem nackten Leibe viele Meilen im glühenden Sande fortwälzen, bis sie ohnmächtig liegen bleiben. Welche Verfinsterung! –

Außer den Hindus gab es noch andere Heiden, die man Portugiesen nannte. Früher hatten nämlich die Portugiesen das Land inne gehabt; sie hatten sich mit den Heiden vermischt, und ihre heidnischen Nachkommen wurden mit ihrem Namen benannt. Einen dritten Theil der Bevölkerung bildeten die Muhamedaner.

Vor allen Dingen mußten die Missionare die Sprachen derer lernen, denen sie das Evangelium verkündigen wollten. Das Portugiesische hatten sie bald gelernt. Aber wer sollte sie das Tamulische lehren, welches die Hindus sprachen, wo es keine Wörterbücher, keine Hülfsmittel gab? Der Herr schaffte auch hier Rath. Sie fanden einen gelehrten Hindu, Aleppa, der durch seinen Umgang mit Europäern mehrere europäischen Sprachen gelernt hatte. Ziegenbalg konnte das Tamulische bald so fließend reden, wie sein liebes Deutsch. Im November 1706 begannen die Catechisationen in portugiesischer, im Januar 1707 in tamulischer Sprache. In letztere Sprache übersetzte er auch Luthers Katechismus, kräftige Gebete und geistliche Lieder. Bald sah er den Segen seiner eifrigen Arbeit. Schon am 12. Mai 1707 konnten fünf Sklaven getauft werden. Dabei breiteten die Boten Christi ihre Arbeit auch auf die Europäer aus. Jeden Mittwoch hielten sie in der dänischen Zionskirche zu Trankebar in deutscher Sprache eine Betstunde, welche von sehr Vielen besucht wurde. Christen, Heiden und Muhamedaner waren davon mächtig bewegt, sodaß sich das Gotteshaus allezeit mit Zuhörern füllte.

Ziegenbalg hielt es für nothwendig, ein eigenes Versammlungshaus für seine Zuhörer zu erbauen. aber woher sollte er das Geld nehmen? Das hatte er von seinem väterlichen Freunde A. H. Francke gelernt, der ohne Geld große Häuser bauen konnte. Er und Plütschau gaben ihr Gehalt zu dem Baue; auch mancher Andere trug dazu bei. Dreißig Heiden waren die Bauleute. „Unter großer Armuth, schreibt Ziegenbalg, fingen wir im Glauben und Vertrauen auf den Herrn an, in der Stadt auf eine großen Straße mitten unter den Heiden zu bauen, und obschon wir bei der damaligen Lage der Dinge nicht wußten, wie wir diesen Anfang zu Ende führen sollten, stärkte uns Gott bei unsern Widerwärtigkeiten so im Glauben, daß wir auf denselben Alles, was wir von unserm Gehalt erhielten, und was wir zuvor erübrigt hatten, verwendeten. Viele spotteten unser, aber Einige wurden zum Mitleid bewegt, so daß sie uns bei unserm Baue halfen.“ Am 14. August 1707 stand die Kirche fertig da. Sie wurde Neu-Jerusalem genannt. Christen und Heiden versammelten sich zu ihrer Einweihung. Ziegenbalg predigte in tamulischer, Plütschau in portugiesischer Sprache. Jeden Sonntag wurde in beiden Sprachen gepredigt, Mittwochs, Freitags und Sonntags über Luthers Katechismus katechisiert. Am 15. September fand zum ersten Male in Neu-Jerusalem die h. Taufe und das h. Abendmahl statt. – Eine besondere Fürsorge wendete Ziegenbalg den Kindern zu. im Jahre 1707 wurden eine tamulische und eine portugiesische Schule gestiftet; er übernahm die Aufsicht über die erstere, Plütschau über die letztere. Seit dem 28. Mai stand ihnen ein eingeborner Catechet zur Seite. Kleider, Bücher, und Kost erhielten die Kinder von den Glaubensboten. Da gab es denn oft eine große Noth. Ziegenbalg hat sich oft des Abends zu Bett gelegt, ohne zu wissen, woher er die Bedürfnisse für den folgenden Tag nehmen sollte. Und bei all‘ seiner Armuth wurde er noch wunderbar von dem Herrn geprüft. Im Jahre 1708 landete ein dänisches Schiff, welches für die Mission 1000 Thaler vom Könige brachte. Aber beim Ausschiffen sank das Missionsgeld auf den Meeresgrund, und ist nie wieder ans Tageslicht gekommen. Ein zweites Schiff, welches andere 1000 Thaler überbringen sollte, litt Schiffbruch; auch dieses Geld ging verloren.

Ziegenbalg begann um diese Zeit eine sehr wichtige Arbeit, die Uebersetzung des Neuen Testaments ins Tamulische. Er war bis zum 23. Kapitel im Matthäus gekommen, da wurde er dieser segensreichen Arbeit auf eine gewaltsame Weise entrissen. Er schreibt: „Gott gab zu Allem reichen Segen, was wir in seinem Namen anfingen. Jedoch hatten wir harten Widerstand, und zwar nicht sowohl von den Heiden, als von den europäischen Christen. Auch der Commandant selbst und der ganze Rath fing an, uns konträr zu werden, sodaß sie nicht nur in keinem Stück uns behülflich werden wollten, sondern auch auf alle Weise solches h. Werk zu verhindern sich bemühten. Unsere Gemeinde wurde wöchentlich vermehrt, und es mußten Heiden, Mohren (so nennt er die Muhamedaner), und Christen bekennen, daß solches ein göttliches Werk wäre. Gleichwohl wollten solches die Obersten allhier nicht erkennen, sondern fuhren fort in ihrem Haß und Neid, daß sich sogar auch die Heiden nicht wenig daran ärgerten. Je mehr wir die Wahrheit redeten, desto heftiger wurden wir verfolgt, sodaß sie endlich die ganze Gemeinde auszurotten gedachten.“ Als er in Folge dessen bei dem Könige Beschwerde führte, schickte Hassius, der dänische Commandant, Soldaten in seine Wohnung, um ihn in den Kerker abzuführen. Der Schuldlose fiel auf die Kniee ,und betete mit solcher Inbrunst, daß selbst die Soldaten davon ergriffen wurden. Dann folgte er diesen, und zog mit Gesang und Gebet in’s Gefängniß ein. Hier wollte er an der Uebersetzung des Neuen Testaments weiter arbeiten; aber der Commandant versagte ihm Feder, Dinte und Papier. Der Märtyrer beweis wahrhaft christlichen Geist. Am Neujahrstage 1709 schrieb er an seinen Feind aus dem Kerker einen Brief, worin es heißt: „Ob Sie mir bisher Alles verbieten können, was ich öfters von Ihnen verlangt, so haben Sie mir doch niemals zu verbieten vermocht, daß ich nicht für Sie hätte beten können, und werden auch fürderhin mir solches nicht verbieten können. – Ich bezeuge hiermit vor dem allwissenden Gott, vor meinem allergnädigsten Könige und vor der ganzen evangelischen Christenheit , daß ich rein und unschuldig am Blute derjenigen Heiden bin, die aus Enthaltung meines Amtes durch Ihre Schuld verloren gehen sollten. Ach, bedenken Sie also wohl, was Sie thun, sintemal Sie nicht wider mich, sondern wider Gott und Ihren König streiten!“ Das heißt feurige Kohlen auf des Feindes Haupt sammeln. Bald darauf wurde Ziegenbalg freigelassen; seine Haft hatte vier Monate gedauert. –

Ziegenbalg war wieder frei; aber damit war die Noth nicht vorüber. Noch immer kam kein Geld aus Europa; ihr geringes jährliches Gehalt von 200 Thaler blieb auch aus. Und doch wollten ihre Heidenkinder gespeyst sein. Da kam Geld. Einer brachte 40 Thaler, ein anderer 20, und so kam im Ganzen an 200 Thaler zusammen; und endlich, am 20. Juli 1709 kam ein Missionsschiff mit 3000 Thalern, welche die Christen Deutschlands und Dänemarks gesammelt hatten. Aber mehr als das waren drei neue Arbeiter, die auf demselben Schiff ankamen: Joh. Ernst Gründler, Joh. Georg Böving und Polycarpus Jordan. –

Für ein Drittheil des aus Europa angekommenen Geldes wurde ein geräumiges Missionshaus gekauft, das die Missionare mit Dienern und Schülern bezogen. Sie wollten beständig um die Heidenkinder seyn, weil die dafür hielten, daß der Herr aus ihnen seine Rüstzeuge für die Hindus wählen müßte. „Die Erfahrung hat uns gelehrt, sagt Ziegenbalg, daß, wenn man gute Christen haben will, so muß man fleißig mit Gottes Wort an der Jugend arbeiten.“ Indessen sollte er selbst nur ein Bahnbrecher für spätere Streiter des Herrn seyn. Er sollte arbeiten auf Hoffnung. Kanabadi Wathiar, der bei seiner Taufe am 19. Okt. 1709 den Namen Christian Friedrich erhielt, schien freilich eine Säule des Missionswerks zu seinen Landsleuten werden zu wollen. Er litt sogar viel Schmach und Verfolgung um Christi willen. Dann aber gewann der die Welt wieder lieb, wurde katholisch, und hat endlich als Götzenpriester ein trauriges Ende genommen. Solche Erfahrungen mußten Ziegenbalg in der Seele wehe thun. Aber im Glauben arbeitete er muthig fort, ob der Herr nicht seinen Segen gäbe. Und der fehlte auch nicht ganz. Die Gemeinde der Heidenchristen bestand aus etwa hundert Gliedern, und zu Ende des Jahres 1709 kamen siebenzehn neun hinzu. Unterdessen setzte er die Uebersetzung des Neuen Testaments ins Tamulische mit eisernem Fleiße fort. Im Frühjahre 1711 war das große Werk beendet. Er konnte nun sagen: „das ist hier in Indien ein Schatz, der alle andern irdischen Schätze übertrifft.“ Ein katholischer Priester, Johann Fereira d’Almeida, der zur evangelischen Kirche übergetreten war, hatte das Neue Testament ins Portugiesische übersetzt. Aus England kam im August 1712 eine Missionsdruckerpresse an. Schul- und Gesangsbücher, Schriften von Spener und Francke wurden in der Landessprache, (aber mit lateinischen Lettern), gedruckt, und unter die Heiden geschickt. Bald kam auch aus Deutschland eine Druckerei mit tamulischen Lettern an; und nun konnte der Druck des Neuen Testaments sogleich vor sich gehen. Das Werk hatte seinen Lohn. So bekam Ziegenbalg einst einen Brief von einem Hindu, in dem es heißt: „Ich spreche allezeit: „Herr, vergib mir meine Sünden, die, welche ich weiß, und die, welche ich nicht weiß! Daß ich so weit gekommen bin, dazu sind mir Ihre Bücher behülflich gewesen; sonst wäre ich ein Thier geblieben.“ – Um dieselbe Zeit, – am 19. Juli 1712, – stellte König Friedrich IV. eine Urkunde aus, nach welcher jährlich 2000 Thaler zur Besoldung von 4 Missionaren, und zur Unterhaltung der Schulen und anderer Missionsanstalten überwiesen wurden. Ziegenbalg beschränkte seine Wirksamkeit nicht bloß auf Trankebar; er wollte den Trost aller Heiden auch in das Innere des Landes bringen. So unternahm er mehrere Reisen, zuerst am 23. Juli 1708 nach Nagapateam, einer holländischen Kolonie an der Küste. Er knüpfte mit vielen Brahmanen und andern Heiden Gespräche an, in denen er sie von ihrem eitlen Glauben auf Jesum hinwies. Manche dieser Gespräche hat er uns aufbewahrt, und wir müssen seine Weisheit bewundern, wie er den Götzendienst bekämpft, und von seinem Glauben Rechenschaft gibt. Einst sammelte sich eine Menge Volks um den Sprechenden, und Ziegenbalg erwarb sich durch sein freundliches Benehmen und seine Reden so die Liebe der Heiden, daß sie ihm ihre Kinder zuführten, sie zu segnen. Damit die ersten Eindrücke nicht wieder verloren gingen, trat er mit ihnen in einen Briefwechsel. – Im folgenden Sommer drang er in das Königreich Tanjour ein, dessen König ein großer Feind der Christen war. Als seine Begleiter das Ziel ihrer Reise erfuhren, erschraken sie. Er aber sagte: „Ist Gott mit uns, so kann uns Niemand schaden!“ Indessen hat Jemand ein verzagtes Herz, so gehe er zurück!“ Niemand kehrte zurück. Als sie ins nächste Dorf kamen, kleidete sich Ziegenbalg nach Landessitte, mit einem weißen Gewande, Turban und rothen Pantoffeln. In der Stadt Perumulei traf er eine ansehnliche Versammlung von Heiden. Sie fragen ihn, woher er komme, und wohin er wolle. Er antwortete: „Ich bin ein Priester, und suche solche Leute, welche sich Gottes Wort verkündigen lassen wollen.“ „O, entgegneten die Heiden, so bist du gewiß der junge Priester von Trankebar, der auf Malabarisch predigen kann.“ Es fand sich, daß ein Bramine kürzlich seine Predigt in Trankebar gehört. Die Freude, Bekannte zu finden, wurde ihm bald getrübt. „Wir wundern uns sehr, sagte man ihm, daß Du dich so weit ins Land wagst; denn eine solche Reise kann dir große Gefahr bringen, und wir rathen Dir, als Freunde, umzukehren, sonst möchtest Du heute noch unglücklich werden.“ Auf seine Frage, wie man denn sogleich wissen könnte, daß er von Trankebar gekommen sei, antworteten sie: „Wenn eine Kuh von Trankebar ausgeht, und kommt in unser Land, so gibt Niemand darauf Acht; denn solche Kühe gehen haufenweis hier im Lande, und das ist nichts Neues; aber kommt ein Elephant von Trankebar in unser Land, das werden alle gewahr, und betrachten ihn als ein Wunderwerk, weil Elephanten bei uns etwas Neues sind. So auch, wenn ein einfacher Mann, einer von unseres Gleichen, von Trankebar komm, der wird nicht einmal gefragt, wo kommst Du her, und wo reisest Du hin? Denn er ist gleich uns, und gehört zu unserm Volke. Aber wenn Du von Trankebar kommst, ist es gleichsam, als wenn ein Elephant käme, weil Du ein weißer Priester bist, und allezeit von göttlichen Dingen redest. Deshalb kannst Du nicht verborgen b leiben.“ Als Ziegenbalg sagte, es müsse den Heiden doch eine große Freude seyn, mit ihm sich über die Seligkeit unterhalten zu können, antworteten sie: „Vernünftige und wissbegierige Leute würden es als eine Freude betrachten, täglich mit Dir reden zu können; aber deren gibt es nur wenige im Lande, und sie vermögen Dich nicht aus den Händen der Feinde zu retten.“ Er erkannte, daß die Zeit für Tanjour noch nicht gekommen sei, und kehrte um. Zu Anfang des Jahres 1710 ging er nach Madras, und im folgenden Jahre zum zweiten Mal. Er predigte, wo er nur immer Gelegenheit fand, Christum den Gekreuzigten. Darüber hätte er bald sein Leben einbüßen müssen. In Tirupodi nämlich feierten die Heiden ein großes Fest. Viel Volks kam da zusammen. Auch Ziegenbalg eilte dahin, um am Götzenfest Siege für seinen Herrn zu gewinnen. Seine Reden ließen an manchem Herzen einen Stachel zurück. Er hatte fünf Tage meist barfuß wandern müssen. Seine Füße waren geschwollen; er ging, von Müdigkeit überwältigt, in ein Haus, um zu schlafen. Die Brahmanen faßten den Entschluß, ihn im Schlafe zu ermorden. Schon waren sie im Begriff, Hand an den Schlummernden zu legen. Da erwachte sein Begleiter David, ein erwachsener Schulknabe. Er hatte die Worte der Brahmanen gehört, und weckte den theuern Lehrer. Da gingen die Mörder scheu davon.

Ziegenbalg wurde in Madras krank. Er erholte sich nur langsam. Während dieser Zeit fing er an, Theile des Alten Testaments ins Tamulische zu übersetzen. Als er wieder zurückgekehrt war, beschränkte er seine Thätigkeit über Trankebar hinaus meist auf den Briefwechsel, den er mit Heiden und Muhamedanern angefangen hatte. Er bekam manche bittere, aber auch erfreuliche Briefe. Hier stehe einer: „Den Lehrern der Wahrheit in Trankebar falle ich zu Füßen, und bringe mein Anliegen in Demuth vor. Da ich erfahren habe, daß Sie mit Weisheit und Verstand und Heiligkeit begabt sind, und alle Zeit nach dem Gebot Ihres Gottes leben, auch täglich die drei Feinde, die Welt, die Sünde und das Fleisch überwinden, und überall die Wahrheit Ihres Gottes auszubreiten suchen und um de Wahrheit willen leiden, und doch nicht müde werden, Gutes zu thun, und Jedermann zu Diensten zu seyn, so zweifle ich nicht, sondern glaube fest, daß Sie in der andern Welt die Herrlichkeit, Krone und Scepter des Thrones Gottes empfangen werden. Aber wie nun, wenn eine schöne Blume gepflückt wird, der Stiel, ja die am Stiele sitzenden Dornen mitpflückt, und desselben Glückes theilhaftig zu werden pflegen, so wünsche ich unnützer Stiel und Dornen mit Ihnen, der Sie eine wohlriechende Blume sind, zu der Herrlichkeit jener Welt erhoben zu werden, und bitte, daß Jesus Christus mir helfen wolle, daß ich täglich Ihr Angesicht sehen und Ihre Dienste verrichten, und allezeit das Gesetz, das Gott gegeben hat, hören kann. Da ist mein Wunsch und demüthiges Begehren.“

Im Jahre 1711 war Plütschau nach Europa zurückgekehrt. Unsern Ziegenbalg hielt das Elend der Heiden zurück, obgleich die fünf Jahre, auf welche er sich für die Mission verbindlich gemacht hatte, um waren. Er wollte ihnen sein ganzes Leben widmen, „um dereinst mit den Brüdern vor dem Thron des Lammes zu treten.“ Aber drei Jahre später machte er eine Reise nach der Heimath, weil sie ihm für die Mission nöthig erschien. Er durchzog Dänemark und Deutschland, und entzündete vieler Herzen für das Werk der Heidenbekehrung. Der Fürst von Württemberg ließ für dasselbe in seinem ganzen Lande eine Sammlung veranstalten. Selige Tage verlebte er in Halle mit seinem Freunde A. H. Francke. In Merseburg vermählte er sich mit Maria Dorothea Salzmann. Am 10. August 1716 landete er wieder in Madras. Während seiner Abwesenheit hatte Gründler neue Schulen in Madras und Kudelur gegründet. Am 9. Februar 1717 wurde der Grund zu einer größeren Kirche in Trankebar gelegt. Ziegenbalg predigte über 1. Kor. 3, 11. Am 11. und 12. Oktober wurde sie eingeweiht, und ebenfalls Neu-Jerusalem genannt. Im folgenden Jahre besichtigte er die neue Schule zu Kudelur. Unterwegs und dort selbst redete er das Wort vom Gottes- und Menschensohne mit solchem Erfolge, daß sich auf einmal sieben Familien zum Unterricht im Christenthume meldeten, und 58 Personen durch die h. Taufe der Kirche hinzugethan werden konnten.

Dies war aber auch einer der letzten Freuden, welcher der Herr seinem Knecht auf dieser Erde erleben ließ. Schon im Sommer 1718 fühlte Ziegenbalg heftige Magenschmerzen. Er arbeitete rastlos an der Uebersetzung des Alten Testaments. Am Neujahrstage 1719 predigte zum letzten Male in Neu-Jerusalem. Ein holländischer Arzt verordnete ihm die Stahlkur. Er wurde aber durch dieselbe so entkräftet, daß er die Nähe des Todes fühlte. Am 10. Februar übertrug er die Leitung des Missionswerks seinem Freunde Gründler. Nachdem er unter vielen Gebeten das h. Abendmahl genossen hatte, nach er in seinem Hause Abschied von seiner Gemeinde. Am 23. Februar verrichtete er mit seiner Frau die Morgenandacht. „Da dachte ich noch nicht, schreibt diese, daß dieser Tag sein Todestag werden sollte.“ Aber schon um neun Uhr zeigten sich die Vorboten des Todes. Da sagte einer der Anwesenden zum Sterbenden: „Der Heidenapostel Paulus begehrte abzuscheiden und bei Christo zu seyn.“ Ziegenbalg sagte mit schwacher Stimme: „O, recht gern! Er mache mich durch sein Blut rein von meinen Sünden, und mit Christi Gerechtigkeit bekleidet, lasse er mich von dieser Erde in sein Reich eingehn!“ Der Todeskampf trat an ihn heran. „Das ist der letzte Kampf! wurde ihm zugerufen, labt‘ muthig aus in Christi Kraft, und denke mit Paulo: ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jedem Tage geben wird!“ Der Sterbende sprach: „Ach, ja ich will mit Christo in diesem Kampfe aushalten, da ich eine so herrliche Krone empfangen möge!“ Kurz darauf seufzte er: „Ich kann fast nicht mehr sprechen; Gott lasse nur das, was ich gesprochen, in Segen seyn! Ich habe mich täglich dem Willen meines Gottes erbeten. Christus spricht: Vater, ich will, daß, wo ich bin, da soll mein Diener auch seyn!“ Als er das gesagt hatte, griff er nach einen Augen, und sprach: „Wie ists doch so hell! Es ist, als schiene mir die Sonne in die Augen.“ Aus seine Bitte wurde das Lied: „Jesus, meine Zuversicht“ gesungen und er in seinen Lehnstuhl gesetzt. Dann verschied er. Es war am 23. Februar 1719, Morgens gegen elf Uhr. Seine Gattin schreibt: „Mit welcher Geduld, Ruhe und vollkommener Ergebenheit in Gottes Willen er alle Schmerzen und seine ganze Krankheit trug, das wird meinem Herzen, so lange ich lebe, unvergeßlich seyn!“ Am folgenden Tage wurde er in Neu-Jerusalem neben dem Altar bestattet. Gründler hielt ihm die Leichenrede über Joh. 3, 29. 30: „Wer die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams stehet, und höret ihm zu, und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Dieselbige meine Freude ist nun erfüllet. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.“

Dr. Theodor Fliedner,
Buch der Märtyrer,
Verlag der Diakonissen-Anstalt zu Kaiserswerth,
1859