Michel von Tourneck, ein Schneidergesell

Disem / da er von Genf wider kommen / und anno Christi 1547 umb des Evangelii willen zu Tourneck gefangen lag / wurden von den feinden der Warheit zwo strafen fürgehalten / von welchen er die wahl haben solte / wie dann solches auch die Keiserliche ordnung mit sich bracht. Dann er solte entweder von seiner bekantnus abstehen / und sie widerruffen / alsdann solte ihm der kopf abgehawen werden. Oder so er auf seiner meynung bliebe / solte man ihn lebendig bey einem kleinen fewer allgemächlich verbrennen.

Darauf antwortet Michel ohn weiter bedencken freidig und unerschrocken / Lieben Herren / Es bedarf nit vil rahtschlagens / derjenige / der mir die ehr gethan hat mit gedult umb seines namens willen zu leiden / der wird mir auch die gnad verleihen / daß ich auch das fewer werde erdulden und ertragen können. Darauf er dann auch alsbald lebendig ist verbrennet worden.

Märtyrbuch:; Denckwürdige Reden und Thaten viler H. Märtyrer, Welche nach der Aposteln biß auf unsere Zeiten / hin
und wider in Teutschland / Franckreich / Engelland / Schotland / Niderlanden / Italien / Hispanien / Portugall / ec umb der
götlichen warheit willen jämmerlich verfolget / gemartert und endlich auf allerley weise entleibet seind worden.

Alles auß den Frantzösischen Geschichten der Märtyrer trewlich außgezogen.

Gedruckt zu Herborn / 1698