Bartholomäus Bernhardi

Bernhardi (Bartholomäus) wurde zu Feldkirchen in Schwaben, weswegen er sich auch Velcurionem und Feldkirchensem nannte, 1487 geboren. In Eisenach lernte er bey dem Franziskaner Joh. Trebonius die lateinische und griechische Sprache, setzte sein Studiren zu Erfurt fort und wurde dort Baccalaureus biblicus. Darauf kam er als Unterdiakonus nach Brandenburg, als Diakonus nach Halberstadt und endlich als Presbyter nach Chur in Graubünden. Der Ruf Lutheri aber bewog ihn nach Wittenberg zu gehen und daselbst die Sprachen und die Theologie noch einmal zu studiren. Hier wurde er Professor Physices, verwaltete 1512 das Dekanat und creirte 7 Magistros. Im Jahre 1516 disputirte er über die Kräfte des Menschen, ohne göttliche Mitwürkung und widersetzte sich wie Luther Tetzels Ablaßkram.

1518 da er Rector Magnifikus war, ward er Probst zu Kemberg, wo ihn Luther öfters besuchte und auch für ihn predigte. Auch findet man gewisse Ausgaben der Fragstücke mit dem Titel: Etliche christliche Fragstück mit ihren Antworten für die, so zu dem Sacrament gehen wollen, auf das einfältigste der Kirchen Christi zu Kemberg erstlich zugestellt durch Dr. Mart. Luther.

Er war nach Jacob Knabe zu Danzig und Nic. Brunner zu Nesselbach der dritte Lutherische Prediger, welcher sich, am Bartholomäustage 1521, verheirathete, daher pflegte man diesen Tag Diem liberationis Pastorum zu nennen. Luther, der damals auf Wartburg lebte, freuete sich sehr über diese Nachricht, fürchtete aber auch, daß Bernhardi viele Verfolgungen bekommen würde.

Dies geschah auch: der Kurfürst von Maynz forderte ihn seiner Heirath wegen nach Halle: aber der Kurfürst Friedrich der Weise und Melanchthon verhinderten diese gefährliche Reise, und er vertheidigte seinen Ehestand in zwey schönen Schutzschriften, ohne Nennung seines Namens.

In der Folge traf ihn jedoch manches Leiden. Als Kaiser Karl der Fünfte 1547 mit seinen wütenden Spaniern um Torgau und um Wittenberg herumzog, überfielen ihn die Soldaten, und hiengen ihn über seinem Studirtische auf; und er wurde nur durch das geschwinde Abschneiden seiner Frau, als die Soldaten weg waren, vom Tode gerettet. Gleich darauf schlugen ihn andere Soldaten unmenschlich, banden ihn an ein Pferd und schlepten ihn etliche Meilen bis in das Lager, wo er einen teutschen Hauptmann antraf, der ihn forthalf, daß er wieder zu seiner Frau und sieben Kindern gehen konnte. Er starb im Jahre 1551 am 21. Julius.

Erneuertes Andenken der Männer die für und gegen die Reformation Lutheri gearbeitet haben. Von Heinrich Wilhelm Rotermund, Dompastor. Erster Band. Bremen, 1818 In Wilhelm Kaiser’s Comptoir für Literatur und Kunst.