Georgius Carpentarius

Blutzeuge 1528

Anno Christi 1528. den 8. Februarii / ist Georgius Carpentarius von Emmeringen zu München in Bayern verbrennet worden. Als ihn die Mönch nach ihrer gewonheit geleiten / und auf ihre weise trösten wolten / hat er gebeten / sie wolten seiner hierinn verschonen / und vil lieber zu hauß in ire Clöster sich verfügen / dann er hette irer lehr und trostes durchauß nit von nöten: Vier ursachen seines todes seind offentlich verlesen worden.

  • Daß er nicht gläubete / daß ein Priester in der ohrenbeicht einem menschen könte die sünd vergeben.
  • Daß er sagt / er könt nit glauben / daß ein mensch unsern HERRN Gott vom himel holen könte.
  • Daß man ihn nicht uberreden könte / daß Gott ins brot / welches auf dem Altar von dem Messzpriester so wunderlicher weise gehandtirt würde / eyngeschlossen / oder darinn verborgen were.
  • Daß er nicht gläubte / daß der wassertauf an jm selbst den menschen könte selig machen.

Da jn ein Schulmeister dazugegen fragt und sagt / Georgi / wann du ledig und loß werest / woltestu auch wol gern widerumb zu deinem weib und kindern eylen? Antwortet er / Wann mich der richter loß gebe / wo solt ich lieber hin eylen / als zu meinem herzlieben weib und kindern. Darauf der Schulmeister sagte / So thue einen widerruf / also kan dirs widerfahren / das du heftig begerest. Nein sagte Georgius / Es seind mir zwar mein weib und kind also lieb und wehrt / daß ich sie dem Herzog von Bayern umb all sein land und leut / gelt und gut nicht geben wollte. Aber dennoch hab ich Gott noch vil lieber / umb welches willen ich sie auch gern verlasse.

Als ihm ein Messzpriester / genant M. Conradus Schritter / die Seelmessz / wann er gestorben seyn würdt / anbot / sagt Georgius / So lang die seel in disem meinem leib seyn wird / so lang bittet Gott für mich / daß er mir wahre gedult / demut / und einen Christlichen Glauben verleihen wolle / auf daß ich dise marter desto bestendiger ertragen möge. Wann aber leib und seel werden von einander gescheiden seyn / alsdann habe ich keines betens mehr von nöten.