Anna Zwingli, eine Tochter Oswald Reinhards und der Elisabeth Wynzürn, wurde zu Zürich um’s Jahr 1487 geboren. Sie verband mit einer außerordentlichen körperlichen Schönheit die edelsten Gaben des Geistes: die statthaftesten Zeugnisse ihrer Zeitgenossen rühmen ihre Frömmigkeit, Sittsamkeit, Treue, Sanftmuth und Herzlichkeit. Kaum aus dem Kindesalter getreten, wurde sie von Johannes Meyer von Knonau, dem einzigen Sohne des Rathsherrn und Reichsvogts Gerold, zur Geliebten erkoren, und da die Ihrigen nichts dagegen einzuwenden hatten, während dagegen der alte Gerold ihn durchaus mit einer Tochter aus einem angesehenen adelichen Hause im Thurgau verheirathen wollte, so ward sie ohne des letzteren Wissen eilends und heimlich in einer Dorfkapelle getraut. Die Folge war, daß der Vater den Sohn von seiner Familie, Tisch und Haus für immer verbannte, alle seine Familienkleinode verkaufte und verschenkte, sich nochmals verheirathete, und seiner zweiten Ehegenossin Regina die Summe von 6000 fl. zu lebenslänglicher Nutznießung verschrieb. So erfuhr Anna gleich Anfangs ihres Ehestandes allerlei Kreuz und Trübsal, dazu war sie in den ersten Jahren kinderlos, und es war zu befürchten, daß ihr Mann, wegen des väterlichen Unwillens zu keinen öffentlichen Bedienungen gelangen würde.
Doch bald wurde der trübe Himmel wieder heiterer. Hans, ihr Gemahl, wurde von der adelichen Zunft in den großen Rath gewählt, und Anna gebar ihm in den Jahren 1509 bis 12 einen lieblichen Sohn Gerold, und zwei Töchter Margaretha und Agatha. Auch zeigten sich nicht alle ihrer neuen Anverwandten so unversöhnlich wie ihr Schwiegervater; denn der Bischof von Konstanz, Hugo von Hohenlandenberg, unterhielt treulich die freundschaftlichste Verbindung mit seinem Vetter Hans, der als Jüngling eine Zeit lang an seinem Hofe gelebt. Auch mußte ein glückliches Zusammentreffen der Umstände dazu dienen, des alten Gerolds Herz wieder günstiger zu stimmen. Eines Tages hatte die Magd seinen jungen Enkel auf den Fischmarkt mitgenommen, und bis sie ihren Einkauf besorgt haben würde, auf einer Fischerkufe niedergesetzt. Gerade sah der Großvater in einem Hause, zum Schnecken genannt, zum Fenster heraus, und erblickte das frische, liebliche Kind, das er noch nicht kannte, weil es bis dahin nicht in sein Haus kommen durfte. Aber der ihm unbekannte Zug der Liebe fesselte so sehr sein Auge bei dem Anblick des Kindes, daß er sich nicht satt sehen konnte, und endlich fragte, wem doch der wunderliebliche Knabe gehöre? Kennet ihr denn das Kind nicht? war die Antwort, es ist ja das sind eures Sohnes Hans Meyer. Da befahl er alsobald, man solle es ihm heraufbringen, nahm es in seine Arme, weinte und sagte: Wiewohl mich dein Vater erzürnt hat, will ich dich dessen doch nicht entgelten lassen, und will dich an deines Vaters Statt zum Kind und Erben annehmen. Wirklich ließ er es auch sogleich in sein Haus, in den Meyerhof tragen, und hielt es von da an, als wie wenn es sein eigen Kind wäre, bis er starb.
Indessen trübte sich der Himmel bald wieder für die gute Anna; denn auch sie sollte, wie so viele Gläubige, durch Kreuz für den Himmel zubereitet werden.
Ihr Gatte fing an zu kränkeln, und nach zweijährigem Leiden entschlief er den 26. Nov. 1517. Anna ward schon in einem Alter von 30 Jahren eine Witwe. Von da an lag ihr die Erziehung und Bildung ihrer hoffnungsvollen Kinder allein ob, sie aber erfüllte treulich ihre Mutterpflicht, und unterließ nicht, um ihren Kindern die Furcht des HErrn zu lehren, und in den jungen Herzen Lernbegierde, Vaterlands- und Menschen-Liebe zu begründen. Der Knabe Gerold benützte die von Jahr zu Jahr sich ausdehnenden Unterrichtsanstalten der Vaterstadt, und als durch des Reformators Ulrich Zwingli’s heilbringenden Einfluß sich über Stadt und Land ein neues Leben und bei vielen Hunderten der thätigste Eifer für das Evangelium verbreitete, so waren Anna und ihre Kinder von den ersten, bei welchen dies bemerkbar war.
Zwingli, der wohl erkannte, daß von der Bildung der Jugend das Schicksal künftiger Geschlechter wesentlich abhänge, war unermüdet, um die Gemüther und Anlagen der heranreifenden, für das Gute empfänglichen Jugend zu erforschen, und jedes sich auszeichnende Talent in seiner Entwicklung zu unterstützen. Bald wurde der tiefblickende Mann auch auf Gerold aufmerksam. Er selbst widmete dem, wenn schon noch jungen Schüler einen nicht geringen Theil seiner kostbaren Zeit, und führte ihn in die erhebende Bekanntschaft der alten Römer und Griechen ein. Schon 1520 hielt er ihn für reif genug, um nach Basel, dem damaligen Hauptsitz schweizerischer Gelehrsamkeit, gesandt zu werden, wohin er ihn an die trefflichsten Lehrer empfahl und durch Briefwechsel noch weiter zu fördern bemüht war.
Mittlerweile schritt das Reformationswerk auch in Zürich immer mehr voran. Zudem man sich bemühte, alle kirchlichen Einrichtungen wieder auf die Grundsätze des apostolischen Christenthums zurückzuführen, stellte man auch die bis ins zwölfte Jahrhundert in Uebung gewesene Priesterehe wieder her.
Die sittenlose Ungebundenheit, welche bis dahin bei einem großen Theile der Geistlichkeit in Folge des päpstlichen Eheverbote herrschend gewesen war, brachte es dahin, daß man anfing, die eheliche Verbindung von den evangelischen Predigern wirklich zu fordern. Allerdings waren die ersten Beispiele wegen ihrer Neuheit auffallend, dennoch wurden die Priesterheirathen immer häufiger. Endlich erkannte auch Zwingli, bereits ein Mann von 40 Jahren, daß es seine Pflicht sei, in den Ehestand zu treten, und seine Wahl fiel auf Anna. Schon seit seinem ersten Auftreten war sie eine seiner aufmerksamsten Zuhörerinnen gewesen. Ihre Frömmigkeit, Bescheidenheit und Muttertreue war ihm nicht verborgen geblieben: durch seinen Schüler Gerold war er ja mit ihren Verhältnissen noch näher bekannt geworden.
Bereits hatte Anna die Jahre der Jugend hinter sich, und ihr Vermögen war gering; denn es bestand nebst einigen kostbaren Kleidern und Kleinodien aus nicht mehr als vierhundert Gulden und einem Leibgeding von 30 fl. Aber Zwingli suchte bei ihr Anderes als körperliche Reize und irdische Güter. Schwere Erfahrungen hatten ihrem ganzen Charakter und Benehmen einen Ernst eingeflößt, aus welchem ihre stillen, aber thätigen Tugenden desto schöner hervorleuchteten, und zu der Hoffnung berechtigten, sie würde eine treffliche Priestersfrau werden. Hierauf blickte Zwingli bei seiner Wahl, und seine Hoffnung ward nicht getäuscht. Nachdem er sich am 2. April 1524 mit Anna vermählt, faßte sie sogleich mit richtigem Blicke die ganze ernste Bedeutung der ihr gewordenen Aufgabe. Sie wußte, daß sie die Gehilfin eines Mannes geworden, auf dessen öffentliche Stellung viele tausend Blicke und Erwartungen gerichtet waren, und war bereit jedes Opfer zu bringen, das in diesen Verhältnissen zum gemeinen Besten von ihr gefordert werden sollte. So eingezogen und bescheiden sie bis dahin gelebt, so dünkte es sie doch, sie müßte als Priestersfrau es hierin noch strenger nehmen. Sie entsagte von nun an gänzlich jeglichem Gebrauch der kostbaren Kleider und Kleinodien, die ihr von der früheren Verbindung her geblieben waren. Dem Gatten, den mannigfaltige Berufspflichten, schriftstellerische Arbeiten, ein ausgebreiteter Briefwechsel, Besuche und Anfragen von Hohen und Niedern in stets angestrengter Thätigkeit erhielten, erleichterte sie dieselbe, wo und soviel sie konnte. Sie erheiterte seinen Geist in trüben Stunden. Ihr verständiges und unbefangenes Urtheil diente ihm nicht selten als gewichtiger Rath, und bei dem allgemeinen Vertrauen, das sie genoß, und bei dem reichen Schatze ihres ganz für Gott und ihre Mitmenschen schlagenden Herzens, befriedigte und beruhigte sie, wenn der Gatte von Geschäften überladen, sich nicht jedem Besuche unbedingt hingeben konnte, manche des Trostes und Rathes bedürftige Gemüther durch die freundliche und herzliche Auskunft, den ihr theilnehmendes Wort ihnen gewährte. Die Armen fanden stets bei ihr Gehör, die Kranken besuchte sie fleißig, indem sie wohl wußte, daß es eine gottgefällige Handlung ist, unglückliche Menschen aufzusuchen, und daß unser Heiland sagt: „Was ihr gethan einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan.“ Zwingli theilte ihr viele seiner Schriften vor dem ersten Abdrucke mit, und ihr Urtheil war ihm nicht unwichtig. Die ersten Magistratspersonen Zürichs, die Prediger und die übrigen Gelehrten, die sich häufig in seinem Hause einfanden, waren alle voll Achtung für die verständige Hausfrau, und für ihr zwar immer bescheidenes und schüchternes, aber nur desto richtigeres Urtheil, das oft durch bloße Fragen manchen raschen Gedanken milderte.
Aber auch dieser neue Ehestand Anna’s war kurz und mit schweren Bekümmernissen erfüllt. Stete Drohungen und Nachstellungen waren auf Zwingli gerichtet. Seine Reise zur Berner Disputation 1528 und zum Marburger Religionsgespräch 1529 mußte in Geheimnis gehüllt werden, und dennoch fiel bei der ersten Reise in der Nähe von Mellingen auf ihn und seine zahlreiche Begleitung unversehens ein Schuß.
Als 1529 die unglücklichen Mißverhältnisse in Religionssachen die schweizerischen Eidgenossen beider Parteien zahlreich in’s Feld führten und die bewaffneten Scharen auf der Grenze der Kantone Zürich und Zug einander gegenüberstanden, mußte Zwingli als erster züricher Geistlicher ebenso im Felde wie vorher zu Hause die öffentlichen Gefahren theilen; doch versöhnten sich für diesmal die Entzweiten bald wieder und Zwingli kehrte unversehrt zu den erfreuten Seinigen zurück. Aber nach kurzer Zeit loderte die Flamme der Zwietracht wieder auf, die Erbitterung zwischen beiden Religionsparteien stieg immer höher und in eben dem Maße, wie die Gefahr von Außen sich vermehrte, verschwand in Zürich unter denen, die sich zur Reformation bekannten, insbesondere bei vielen bedeutenden Männern, die bisher bestandene Zusammenstimmung. Die Klugheit, mit welcher die öffentlichen Angelegenheiten waren geleitet worden, wurde nicht mehr beibehalten. Rasche Männer, die in Allem durchgreifen wollten, verkannten bei ihren Rathschlägen das Bedürfnis einer sorgfältigen Umsicht, die bisher das Ganze zusammengehalten hatte. Man wollte mit Einem Male Alles verbessern, und beschränkte sich nicht auf das Nothwendige. Daraus gingen Schwankungen und gefährliche Gegenwirkungen hervor; aber auch dies belehrte die Heftigen nicht. Die meisten älteren Magistratspersonen, welche noch an der Spitze standen, überließen sich nun den Empfindungen der Eifersucht gegen diejenigen, welche jetzt oft ihren Einfluß überwogen. So kam Unordnung in die öffentliche Verwaltung, und als am Abend des 9. Okt. 1531 ein Bote nach dem andern meldete, daß die fünf Orte: Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Zug mit bewaffneter Hand gegen Zürich heranrücken und bereits der Grenze sich nähern, so fehlte es nicht allein an den Vorbereitungen zur Gegenwehr, die längst hätten getroffen sein sollen, sondern es war auch dem Bannerherrn Schweizer trotz aller Bemühung nicht möglich, den kleinen Rath zu bewegen, sogleich eine Kriegsschar ihnen entgegen zu senden. Erst als am 10. Okt. früh die Kunde eintraf: aus dem biedern Volke der Herrschaft Knonau habe eine Anzahl Entschlossener sich beim Kloster Cappel versammelt, die laut fragen, ob sie denn verlassen und vollende verrathen seien? wurden 100 Mann dahin beordert, über welche man den nicht ohne Grund für verdächtig geachteten Georg Gördli zum Anführer setzte. Umsonst drangen kräftige und überlegende Männer darauf, daß man den Landsturm ausziehen lassen möchte; doch erst des Nachmittags wurde der große Rath versammelt, und erst in der Nacht wurde. beschlossen, den Landsturm aufzubieten und an die verbündeten Städte Aufforderungen zur Hilfeleistung zu erlassen. Den andern Tag kamen gegen 10 Uhr etwa 700 Mann zusammen, unter ihnen viele Greise und ältere Männer; noch war Mancher nicht vollständig gerüstet, keine gehörige Eintheilung war geschehen, aber neuere Nachrichten von dem Herannahen der Gegner erlaubten kein Zögern, wenn man nicht die kleine Schar bei Cappel der überlegenen Macht eines kühnen und im Kriege erfahrenen Feindes aufopfern wollte. Stille und ernst war der Aufbruch; große Pflichten, enge und heilige Bande zogen manchen der zum Kampfe Entschlossenen an diejenigen, die mit bangen Besorgnissen erfüllt, ihn so lange, als es noch möglich war, zurückhielten. Zwingli, vom Rathe aufgefordert, die Schar zu begleiten, entsprach willig dem Rufe; aber sein Scheiden von der innigst geliebten Gattin und den theuren Kindern, von zahlreichen Freunden, die sich um ihn drängten, war schwer. Das Zurückweichen des Pferdes in dem Augenblicke, wo er es bestieg, erfüllte Alle mit bangen Besorgnissen. Er selbst war standhaft, aber tief ergriffen und nachdenkend, und schied von den Seinigen mit großer Bewegung.
Es war nahe an 11 Uhr, als der kleine Haufe Zürich’s Thore verlassen hatte, und noch war die Berghöhe vor ihnen, als der Donner des schweren Geschützes ihnen schon über die Lücke des Albisgebirges her Beschleunigung zurief. Mit dem geliebten Gatten hatte Anna ihren Sohn Gerold, und noch andere ihrer nächsten Anverwandten in dem kleinen Häuflein wegziehen sehen, wohlbewußt, welchem großen gefährlichen Zwecke dasselbe sich weihe.
Leicht läßt es sich denken, mit welchen Gefühlen, in wie tiefem Nachdenken und inbrünstigem Gebete Anna die bangen Stunden durchlebte und durchwachte bis zur Entscheidung des unglückseligen Kampfes. Das dumpfe Hallen des schweren Geschützes konnte sie in ihrer Wohnung hören. Die Kunde von den auf einander folgenden Boten, die zur Hilfe aufforderten und zugleich die Stärke der wohlgerüsteten Gegner und die Bedrängnisse der Angegriffenen schilderten, blieb ihr nicht verborgen. Aber die schreckliche Nachricht, die am Ende eintraf, erreichte das höchste Maß des Unglücks, das unter diesen Umständen auf die Schwergeprüfte fallen konnte. Kein Anblick, kein Gruß, weder Trost noch Rath von einem ihrer Theuren war ihr mehr beschieden. Außer dem Gatten und dem Sohne waren auch ihr Bruder Bernhard Reinhard, ihr Tochtermann Anton Wirz, und der Gatte ihrer Schwester, Hans Lütsch, umgekommen. Nur ihr zweiter Tochtermann, Balthasar Keller, den man mit vierzehn Wunden ebenfalls für todt gehalten, und der auf dem Schlachtfelde bei Cappel liegen geblieben war, hatte sich bei Nacht wieder aufgerafft und gerettet. Außer ihren zwei Töchtern erster Ehe waren ihr noch drei Kinder zweiter Ehe, zwei Knaben Wilhelm und Ulrich, und ein Mädchen Regula geblieben; diese theilten kindlich ihre Klagen und ihre Thränen, sie waren auch nach Gottes gnädiger Führung dazu bestimmt, in ihrem zweiten Witwenstande sie zu trösten und ihren Muth aufrecht zu erhalten. Außerdem erfreute sie sich der herzlichen Theilnahme vieler Freunde ihres entschlafenen Gatten, denen sein früher Hingang und ihr abermaliger betrübter Witwenstand sehr nahe ging. Wie aus Einem Munde und aus Einem Herzen äußerten sich Alle gegen sie, ermahnten sie zu standhaftem Glauben an Christum und seine Wiederkunft, und zum Vertrauen auf Gott in ihrer Trübsal, und zu einem gottseligen Sinne und Leben.
Unter Andern schrieb ihr Simpert Schenk, früher Carthäusermönch, nachher Reformator der Reichsstadt Memmingen:
„O fromme, liebe Frau! seid getreu! weder ihr noch wir haben Zwingli und die Andern verloren: denn wer an Christum glaubt, der hat das ewige Leben. Daher ist meine Ermahnung, wenn ihr den lieben Zwingli im Haus, bei den Kindern, bei euch, auf der Kanzel, bei den Gelehrten nicht mehr leiblich findet, so gedenkt, er sei im Haus Gottes, bei allen Kindern Gottes, da er hört den Mund der Weisheit und das Gespräch der Engel. Es behüte und tröste euch sammt euren Kindern der barmherzige liebe Gott, und verleihe euch Stärke im heiligen Geist, alle Trübsal im HErrn zu überwinden. Amen.“
Sie selbst ergoß die Klage ihres Herzens in einem Trauerliede, in dessen letzten Versen sie sich also an die Bibel wendet:
Komm du, o Buch, du warst sein Hort,
Sein Trost in allem Uebel.
Ward er verfolgt durch That und Wort,
So griff er nach der Bibel,
Fand Hilf‘ bei ihr –
HErr, zeig‘ auch mir
Die Hilf‘ in Jesu Namen!
Gib Muth und Stärk‘
Zum schweren Werk‘
Dem schwachen Weibe! Amen.
Von dieser Zeit an lebte Anna noch eingezogener als zuvor. Sie widmete sich ganz ihren verwaisten Kleinen, und ihren Töchtern erster Ehe, sowie ihrer gleichfalls schwer geprüften verwitweten, von drei Waisen umgebenen Schwiegertochter. Gott erheiterte ihr indes noch die letzten Tage ihres Lebens. Bald nahm sie Zwingli’s würdiger Nachfolger, Heinrich Bullinger, als ein ehrwürdiges Andenken an seinen großen Vorgänger, mit ihren Waisen in seine Haushaltung auf, und behielt sie bis an das Ende ihrer Tage bei sich. Von nichts Anderem, als wie sie Gott diente, und ihren Nächsten liebte, sprechen die wenigen Nachrichten, die von dieser Zeit an über die fromme Dulderin auf uns gekommen sind. Aber ihr Leben eilte jetzt schnell seinem Ziele zu, und schon am 6. Dez. 1538 vollendete sie in einem Alter von 51 Jahren ihren Erdenlauf.