Elisabeth Backer

Elisabeth Godschalk, im November 1634 in Southwark bei London geboren, verlor ihren Vater, M. Johann Godschalk, schon in ihren Kinderjahren, aber sie fand an M. Isaak Barton einen Stiefvater, der sich alle Mühe gab, ihr diesen Verlust zu ersetzen, und sie in der Furcht Gottes zu erziehen. Als sie gegen siebenzehn Jahre alt war, wurde sie durch Richard Baxters Schrift, „Die ewige Ruhe der Heiligen“ erweckt, und suchte von nun an die tüchtigsten Prediger Londons auf, um sich an ihren Vorträgen zu erbauen. In ihrem 21. Jahre verheirathete sie sich unter Zurückweisung glänzenderer Versorgungen auf das Gutachten treuer Freunde und unter fleißiger Anrufung der göttlichen Gnadenleitung mit einem jungen Prediger, Namens M. Joseph Backer, der ein gottesfürchtiger Mann war, und an ihr eine treue Gehilfin fand, wie sie 1 Tim. 3, 11. abgezeichnet ist. Sie stand, bezeugt Baxter von ihr, in rechter Selbstverleugnung und Herzensdemuth, und bewies dies fortwährend durch ihren Wandel. Sie mied eitle hoffärtige, fleischlich gesinnte Gesellschaften, und suchte sich zu ihrem Umgang die redlichsten und frömmsten Leute, die sie finden konnte, ohne sich an Armuth oder Niedrigkeit zu stoßen. Nie legte sie ihrem Manne das Mindeste in den Weg, sein Amt so zu führen, wie ihn sein Gewissen antrieb. Als er sich bewogen fand, seine Pfarrei Kent, welche 1200 fl. ertrug, mit der zu Worcester zu vertauschen, welche nur die Hälfte dieses Einkommens gewährte, das hier noch obendrein sehr unsicher war, weil es auf dem Fortleben zweier Personen beruhte, die es reichten, so war sie es ganz zufrieden, und bemühte sich nie, ihn zur Bewerbung um andere einträglichere Pfarreien zu bewegen. Lieber ließ sie sich die anstrengendsten Arbeiten und die geringsten Nahrungsmittel gefallen, als daß sie ihm mit Klagen das Herz schwer gemacht hätte. Namentlich zeigte sie auch noch darin ihren demüthigen Sinn, daß sie auch den ärmsten und geringsten unter den Anverwandten ihres Manne mit der herzlichsten Freundlichkeit begegnete.

Ihrem Gesinde war sie eine Hausmutter, die es nie an guten Ermahnungen und Belehrungen fehlen ließ, und in Abwesenheit ihres Mannes übernahm sie auch die Leitung des Hausgottesdienstes. Daneben war sie stets darauf bedacht, sich selbst durch Gebet und Lesen guter Bücher in aller Gottseligkeit zu fördern, und dem Wachsthum des neuen Menschen aufzuhelfen. Groß war ihre Liebe zu JEsu, zu Seinen Geboten und Seinen Gliedern, namentlich war es ihr seligstes Geschäft, den Armen Gutes zu thun. Sie liebte viel, gab viel und vergab viel. Ihr Auge und Herz war einfältig und fern von aller Schalkheit und Ruhmredigkeit. Sie war der Welt abgestorben und hatte einen Eckel an ihrer Eitelkeit. Mußte sie je einmal zu einer Gasterei gehen, so war es ihr von Herzen leid, weil sie stets bange hatte, sie möchte dabei Schaden leiden und im unverrückten Aufblick zu ihrem allgegenwärtigen HErrn gestört werden.

Sie ging sehr haushälterisch mit ihrer Zeit um. Weder in noch außer dem Hause mochte sie sich mit unnützem Geschwätz abgeben. Stets war sie darauf bedacht, etwas Nützliches zu arbeiten, und wenn das Geschäft es erlaubte, las sie noch daneben in einem guten Buche, oder führte ein erbauliches Gespräch mit den Anwesenden. Sie hielt sich mit großer Pünktlichkeit ein Tagebuch, in welches sie dasjenige aufzeichnete, was ihr den Tag über Wichtiges vorgekommen war, und zu ihrem ferneren Wachsthum im Guten förderlich sein konnte. Baxter, der nach ihrem Tode dieses Tagebuch zur Hand bekam, erklärte, die Durchsicht desselben sei ihm zu großer Beschämung geworden, indem er gesehen habe, wie diese Frau mit einer viel größern Treue und Sorgfalt als er ihre Tage und Stunden für die Ewigkeit zu nützen bemüht gewesen.

Bücher, die bloss die Neugierde befriedigten und eine leere Unterhaltung gewährten, las sie nicht, sondern zog diejenigen vor, die zum thätigen Christenthum anleiteten.

Vor Allem war sie darauf bedacht, ein zartes Gewissen sich zu bewahren. Sie nahm es daher sehr genau mit sich selbst, sie achtete auch auf ihre geringsten Fehler und Versäumnisse, bestrafte sich über die geheimsten Regungen des Bösen in ihrem Innern, und nahm davon Veranlassung zur Erneuerung ihrer guten Vorsätze. Auch trug sie Leid über die Sünden der Menschen im Allgemeinen, namentlich ihrer Zeitgenossen und Mitbürger.

Ihres Mannes jüngere Brüder hatten an ihr eine Lehrmeisterin, welche eigentlich Mutterstelle an ihnen vertrat. Dies zeigte sich besonders, als es sich davon handelte, daß Einer derselben nach Frankreich reisen sollte, wobei sie sich alle Mühe gab, ihn gegen die Versuchungen und Gefahren der Fremde zu waffnen.

Nachdem sie ihr Leben nicht höher als auf 25 Jahre gebracht, kam die Stunde ihres Abschieds herbei, und besonders jetzt zeigte sie sich sehr eifrig in ihrem Gebet um die Gnade ihres Heilandes JEsu Christi. Obwohl sie hoffte, in Ihm selig zu sterben, so fühlte sie doch auch die Schauer des Todes und nannte daher den Tod zuweilen den dunkeln Eingang zu ihres Vaters Palaste. In ihren letzten Augenblicken konnte sie nicht mehr viel reden, und sehnte sich sehr nach Stile, indem sie sprach: „laßt mich jetzt ruhen, bald komme ich dahin, wo man in himmlischer Sprache redet.“ Darauf entschlief sie den 17. August 1659.