Elisabeth von Brandenburg.

Alle die genannten Frauen konnten nur in beschränktem Kreise für die Reformation tätig sein; dagegen haben wir noch einiger Fürstinnen zu gedenken, welche in einzelnen deutschen Staaten die Einführung der Reformation entweder ganz oder großenteils veranlasst haben. Wir nennen zunächst Elisabeth, die Gemahlin des Kurfürsten Joachim Nestor von Brandenburg, eine geborene Prinzessin von Dänemark. Ihr Gemahl war ein eifriger Verteidiger der bestehenden Kirchenlehre und Verfassung, und bei verschiedenen Gelegenheiten, wie auf den Reichstagen zu Worms und zu Augsburg, sprach er sich für die strengsten Maßregele zur Unterdrückung der auftauchenden Ketzerei aus. Und doch konnte er es nicht hindern, dass sich das Gift derselben in seinem Lande verbreitete und zu wirken begann. Selbst seine Gemahlin Elisabeth wurde von demselben angesteckt. Das Verhältnis beider fürstlichen Gatten war schon seit einiger Zeit ein getrübtes und ihre Stimmung war eine gedrückte, namentlich da ihr Bruder Christian aus Dänemark vertrieben wurde. Sie suchte Trost und Beruhigung in der heiligen Schrift und fühlte sich durch das Lesen derselben immer mehr zu Luther hingezogen, dessen mutiges und entschlossenes Auftreten einen tiefen Eindruck auf ihr leicht erregbares Gemüt gemacht hatte. Eine Reise nach Sachsen in Begleitung ihres Gemahls und ihres Bruders trug noch weiter dazu bei, sie auf die Seite der Evangelischen hinüber zu ziehen. Doch musste sie ihre religiösen Ansichten verheimlichen, und nur in stiller Zurückgezogenheit konnte sie durch die Schriften Luthers ihren Glauben stärken. Immer größer wurde ihr Verlangen, das Abendmahl der Einsetzung gemäß zu genießen. Deshalb benutzte sie 1528 die Abwesenheit ihres Gemahls, um sich dasselbe von einem aus Wittenberg berufenen Geistlichen reichen zu lassen.

Joachim war außer sich vor Zorn, als er das Geschehene erfuhr. Er überhäufte sein treues Weib mit den heftigsten Vorwürfen und drohte derselben mit Einsperrung, ja Einmauerung, wie man sagt. Elisabeth musste heimlich entweichen; sie nahm ihre Zuflucht zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann dem Beständigen von Sachsen, bei dem sich auch ihr vertriebener Bruder, Christian von Dänemark, aufhielt. Sie fand die gewünschte Aufnahme und in dem ihr angewiesenen Schlosse Lichtenburg einen ruhigen und sicheren Aufenthalt. Ihr Gemahl tat keine weiteren Schritte, sie zur Rückkehr zu nötigen. Mit Luther stand sie in schriftlichem und persönlichem Verkehr. Sie zog denselben öfters an ihre Tafel und kehrte, selbst bisweilen Trost und Stärkung ihres Glaubens suchend, bei ihm ein.

Joachim starb 1535, ohne dass an eine Versöhnung mit demselben zu denken gewesen wäre. Vor seinem Tode hatte er sich noch von seinen Söhnen das Versprechen geben lassen, dass sie den bisherigen Religionszustand beibehalten wollten. Das aber konnten diese nicht über sich gewinnen, dass ihre Mutter als eine Verbannte außer Landes leben sollte; sie holten dieselbe zurück und brachten sie auf ihren Witwensitz zu Spandau. Hier lebte sie abgeschieden von der Welt, aber beschäftigt mit der Fürsorge für Arme und Notleidende. Täglich wurde in ihrer Wohnung Gottesdienst gehalten, an welchem alle ihre Hausgenossen teilnehmen mussten. Auch die Bewohner der Stadt hatten Zutritt zu demselben. Öfters las sie selbst aus Luthers Hauspostille oder aus der Bibel vor. Mit der größten Zärtlichkeit hing sie an ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln, deren sie im Ganzen 70 erlebte. Als bestes Erbteil suchte sie denselben ihren frommen Sinn zu hinterlassen. 1555 erreichte sie das Ziel ihres irdischen Lebens. Kurz vor ihrem Tode trat eine Mondfinsternis ein. Der Arzt suchte ihr solches zu verbergen. Sie aber bemerkte: „Vor einer solchen Finsternis fürchte ich mich nicht; ich traue dem, der Sonne, Mond und Sterne erschaffen hat. Wenn er nur bald käme und holte mich zu sich.“

Als ihr des Heilands letzte Worte: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“ vorgesprochen wurden, bewegten sich noch einmal betend ihre Lippen. Sie schied mit dem seligen Bewusstsein, dass der von ihr ausgestreute Same nicht ganz verloren gegangen wäre. Ihre Söhne, Joachim II. und Georg, hatten schon dem Drange der Zeit nachgegeben und die Reformation in Brandenburg einführen lassen.

Elisabeth von Dänemark

(Gest. 19. Januar 1526.)

(auch: Isabella von Dänemark)

„Ich bin zu Leiden gemacht, und mein Schmerz ist immer vor mir.“ (Ps. 38, 18.)

Diese Elisabeth war eine gekrönte Kreuzträgerinn. Und schon in zarter Jugend war das Mägdlein „zu Leiden gemacht,“ wie der Psalmist von sich singt. Sie ist des Erzherzogs Philipp von Oestreich und einer spanischen Prinzessinn Johanna Tochter, und wurde in Spanien 1501 geboren. In ihrem 5. Jahr starb ihr Vater plötzlich; uns ihre Mutter ward aus Betrübnis gemüthskrank. Da mussten dem verwaisten Kinde Pflegeeltern gesucht werden. Ihr Großvater, der deutsche Kaiser Maximilian, übergab es der Statthalterinn der Niederlande, ihrer Tante Margaretha. Zu Brüssel und Mecheln verbrachte sie die Kinderjahre, meist fern von den Zerstreuungen des Hofes, in sorgsamer Erziehung. Ihr Herz zeigte früh viel Ernst und fromme Stimmung.

Da sie erst dreizehn Jahre alt war, hielt Christian II. König von Dänemark, um ihre Hand an. Sie willfahrte dem König. Unsäglicher Trübsal reicht die damit zugleich die Hand. Denn, was König Christian Vortreffliches an sich hatte, – und deß hatte er nicht wenig, – das war von der ungebrochenen Wildheit seiner Leidenschaften überwuchert. Auch war es, wenigstens zunächst nicht, Herzensneigung, was ihn zu dieser Werbung trieb, sondern die Hoffnung auf reiches Erbe. Und sein sträfliches Verhältnis zu Dyveke, einem Mädchen gemeinen Standes, dauerte fort nach der Verlobung, und noch 2 Jahre nach der Verheirathung.

Aber Elisabeth, welche er im Jahr 1515 nach Dänemark heimholte, hing auch in den schwersten Tagen mit rührendster Treue an ihrem Gemahl. Sie ertrug es mit schweigender Wehmuth, als dieser in unzarter Weise es sie entgelten ließ, dass ihr Bruder, Kaiser Karl V., ihn gleichgültig behandelte, und sein Begehr nach Geld und Hülfe nicht berücksichtigte. Er entfernte seiner Gattinn Beichtvater vom Hofe, und einen ihrer Kammerjunker ließ er hinrichten. Licht und Finsterniß kämpfte in der Brust dieses Mannes um das Vorrecht. Der Reformation, für welche er aufrichtig und mannhaft begeistert war, that er die Thore seines Landes auf. Und zu gleicher Zeit, als das seinem Scepter unterworfene Schweden den Verdacht erregte, dass es sich losreißen wolle, versuchte er mit zügellos blutiger Grausamkeit sich den Gehorsam zu erzwingen.

Da schien dem Adel und der hohen Geistlichkeit des Reiches das Maaß des Erträglichen überschritten zu sein. Christian II. wurde entthront, und seinem Oheim, Herzog Friedrich von Holstein, die Krone übertragen. Christian begab sich seines Landes, und ging in die Verbannung. Elisabeth, wiewohl ihr ein königlicher Sitz und Friede in Dänemark angeboten wurde, folgte dennoch ohne Zaudern freudig ihrem Gemahl in’s Elend. Am 14. April 1523 schiffte sich die unglückliche Königsfamilie mit ihren 3 Kindern zu Kopenhagen ein. Zunächst suchten sie in den Niederlanden eine Zuflucht. Dann weilte, während Christian Deutschland vergeblich nach Hülfe durchzog, Elisabeth mit den Kindern zu Berlin am kurfürstlichen Hofe Joachims, dessen Frau ihres Mannes Schwester war. Beider Fürstinnen heimlicher Trost und selige Hoffnung war das Evangelium.

Der Aufenthalt ihres Gatten ist ihr oft unbekannt gewesen. Sie ward der Angst um ihn nicht ledig. In ihren Briefen, die der zärtlichen Worte voll sind, warnt sie ihn, wohl auf seiner Hut zu seyn; denn sie wisse, daß Viele ihm nach dem Leben ständen. Er solle sie doch zu sich kommen lassen, sie wolle lieber beim ihm seyn, und leiden, was sie könne, als getrennt von ihm und in der Sorge leben, es möchte ihm etwas zustoßen. „Ich sehne mich zu Tode, wofern Ew. Gnaden nicht bald Nachricht zugehen lassen.“

So beschied er sie denn 1524 nach Nürnberg zum Reichstag, daß sie hier seine Sache führe, und ihm Freunde erwerbe. Ihre Erscheinung und edles Wort machte tiefen Eindruck, und hatte doch keinen Erfolg. Fürstlich, in der That, ist die Tapferkeit ihres Glaubens in diesen Tagen des Nürnberger Reichstags. Sie schloß sich den evangelischen Fürsten und Herren an, als diese das heil. Abendmahl unter beiderlei Gestalt, nach Anweisung der Schrift, in öffentlicher Feier genossen, wiewohl sie wusste, dass ihre mächtigen Verwandten ihr darob zürnten, und sie der Sache, um deretwillen sie nach Nürnberg gekommen, schaden werde. Ihrem Bruder, dem König Ferdinand, der in heftiger Erbitterung sie nicht mehr Schwester nennen wollte, antwortete sie eben so demüthig als glaubensmuthig: „Unsere gewesene Mutter hat uns doch beide als leibliche Geschwister zur Welt gebracht. Ich will mich an Gottes Wort halten, und darin Gott, uns keinen Menschen anerkennen; in allen andern Dingen will ich mich gerne meinem Bruder unterwerfen, und ihm gehorchen. Will er mich als seine Schwester verläugnen, so mag er es thun; ich werde das Gott anheim stellen.“

Ihre Tante Margaretha nahm sie indessen in den Niederlanden freundlich auf, und gab ihr im Städtlein Lier einen stillen Aufenthalt. Lage Ruhe war ihr jedoch auch hier nicht beschieden. In Angelegenheiten ihres Mannes durchreis’te sie nach einmal Deutschland bis Berlin, und kehrte mit diesem Ende 1524 wieder nach Lier zurück. Ihre schon vorher angegriffene Gesundheit, welche die Bäder in Aachen nicht wieder hatten stärken können, wurde durch diese Anstrengungen vollends untergraben. Der König brachte sie zur bessern Pflege nach Kloster Zwynarde bei Gent. Das war am 5. Dez. 1525. Sie fühlte ihr Ende nahen, und begehrte ihre Kinder, die, zur Schonung der kranken Mutter, zur Statthalterinn Margaretha gebracht worden waren. Sie kamen in Begleitung einiger Hofleute und eines römischen Geistlichen, welcher den Auftrag hatte, die Sterbende in die römische Kirche zurückzubringen.

Der Tag ihres Heimgangs aus dem Elend war der 19. Januar 1526. Ihr Gatte schreibt hiervon am 28. Jan. an Luther: „Aber in dem Maaße, als ihre Krankheit zunahm, hat sich unsre Gemahlinn Gott, unserm Vater, und Christo unserm Erlöser, ganz und gar hingegeben, Herz und Sinn auf ihn allein in einem festen Glauben gestellt, alle Menschen um Verzeihung gebeten, von jedem demüthig begehrt, daß er in der Fürbitte für sie zu dem Allmächtigen beständig anhalte, damit er ihre seine göttliche Gnade verleihe, um einen wahren, starken, festen Glauben an ihn zu haben, sich seiner grundlosen Barmherzigkeit zu getrösten, und gern nach seinem Willen den Tod zu erleiden.

Und da nun die Schwäche immer mehr zunahm, hat Frau Margaretha ihr Gefolge und andere vornehme Leute zu ihr geschickt, welche sie bereden sollten, den papistischen, antichristlichen Glaubensweg zu betreten. So hat denn Gott nach seiner Milde unserer Gemahlinn die Sprache zu rechter Zeit genommen, so daß sie ihnen keine Antwort darauf gab. Nichts desto weniger haben sie sie mit Oel bestrichen, und mit Unterredungen nicht nachgelassen. Aber sie hatte zuvor mit inniger Sehnsucht, festem Glauben und wohlbedachtem Muth das heilige, hochwürdige Sacrament nach rechter christlicher Weise genommen, und da einer unserer Prediger sie nach Gottes Wort ermahnte, versprach sie uns, beständig in einem rechten, starken Glauben an den Herrn zu bleiben, und auf den Aberglauben der Andern nicht zu antworten, bis sie ganz sprachlos wurde. Sie nahm aber mit vielen Zeichen eines wahren Glaubens zuletzt Abschied von der Welt, den 19. Januar. Der Allmächtige sei ihrer Seele gnädig in aller Ewigkeit! Aber wir haben die unzweifelhafte Hoffnung, daß sie ein Kind der ewigen Seligkeit ist, Dazu helfe uns Gott! Amen.“

Da der König wünschte, daß dieses sein Schreiben, um die katholischen Verwandten zu schonen, vorläufig nicht bekannt werden möchte, so konnte es um so leichter geschehen, daß man die durch Thomas Blankaert, Rektor und Notar zu Zwynarde verfaßte Nachricht verbreitete, die Königinn sei im kathol. Glauben gestorben. Sie wurde zu Gent mit Königlichen Ehren begraben.

Ihr Tod machte viele Herzen betrübt, von Spanien bis Dänemark hinauf. In dieser Elisabeth, deren Luther mit großer Hochachtung erwähnt, ist der sonnige Lenz der Reformation mitten in das Geschlecht seiner heftigsten Schmäher und Verfolger lichtvoll hineingeblüht, nämlich in das kaiserlich Habsburgische. Eine Schwalbe macht keinen Sommer. Aber sie ist die Taube mit dem Oelzweig über ihrem Geschlecht.

Dr. Theodor Fliedner, Buch der Märtyrer, Verlag der Diakonissen-Anstalt zu Kaiserswerth, 1859

Isabella von Dänemark

(auch: Elisabeth von Dänemark)

Eine der edlesten Gestalten des sechszehnten Jahrhundert führen wir unseren Lesern vor in der Person einer hochgeborenen Fürstinn, deren Loos es wurde durch Noth und Drangsal zu gehen, die im strengsten Katholicismus erzogen doch ihren evangelischen Glauben in harter Zeit bewährte, in ihres Lebens frühestem Lenz an einen damals mächtigen, leidenschaftlichen, später höchst unglücklichen König gebunden alles Leid mit ihm theilte, um nie von der Pflicht einer treuen Hausfrau zu weichen.

Isabella von Österreich war die Tochter des Philip von Burgund, der in seiner zehnjährigen Ehe mit der Infantinn Johanna von Spanien sechs Kinder hatte, geboren 1501 in Spanien, wohin die Eltern sich von den Niederlanden begeben hatten, um ihre Rechte auf den Thron zu sichern. Drei von den Kindern, Carl, Eleonora und Isabella, blieben bei der Muhme, der thatkräftigen gescheiten Margrethe, welcher der Kaiser Maximilian die Statthalterschaft über die unruhigen Niederlande übergeben hatte. Margrethe nahm sich der Erziehung der ihr anvertrauten Kinder mit wahrer mütterlicher Fürsorge an, ernsthaft und sehr liebreich wußte sie die Herzen der Kinder so an sich zu fesseln, daß diese das ganze Leben hindurch sie mit kindlicher Liebe und Ergebenheit verehrten. Isabella war ein weiches und zartes Kind, erzogen zwar unter der ihrem Stand gebührenden Pracht, doch meistens in stiller Zurückgezogenheit; unter ihren Lehrern war der später berühmte Papst Adrian VI.

Aus diesem stillen Leben wurde Isabella bald herausgerissen und in das bewegte hineingezogen. Die Sitte der damaligen Zeit verlobte die Fürstinnen im zartesten Alter, so wurde auch Isabella in ihrem dreizehnten Jahre Christiern dem Zweiten, Beherrscher von den drei nordischen Reichen verlobt, einem zwanzig Jahre älteren Manne, der mit glänzenden Eigenschaften und mit einem scharfen Verstand und einer seltenen Einsicht in die Bedürfnisse der neuen Zeit, welche in Anbruch war, eine große Leidenschaftlichkeit und Härte der Gesinnung verband. In einem Alter von 20 Jahren hatte er, nach dem Wunsche seines Vaters, Königs Hans, die Verwaltung Norwegens übernommen, wo seine Kraft und Tüchtigkeit sich auch bewährten. Dort lernte er die Düveke kennen, die sein Herz einnahm, und deren Mutter Siegbritt, welche später großen Einfluß auf die Regierung Christierns bekam. Nach dem Tode seines Vaters (1513) den Thron besteigend, mußte Christiern einen harten Kronvertrag eingehen, welcher ihn fast in allen Regierungshandlungen von der Willkür des Adels und der höheren Geistlichkeit abhängig machte. Seine kräftige Natur widerstrebte dem unnatürlichen Zwange, und von dem Wunsche beseelt, die unberechtigten Gewalten zu brechen, suchte er Verbindungen anzuknüpfen, welche ihm die Aussicht auf Erfüllung derselben erleichterten. So bot er Isabellen, der Enkelinn des Kaisers Maximilian und der reichen Marie von Burgund, seine Hand. Als Christiern als Brautwerber dastand, war er durch seine Reiche und seine Verbindungen einer der mächtigsten Fürsten in Europa, sein Mutterbruder war der Churfürst Friedrich von Sachsen, sein Schwager Churfürst Joachim von Brandenburg; mit Frankreich, Schottland und England war er theils verschwägert, theils befreundet, so konnte er der hochgeborenen Fürstinn eine königliche Hand bieten, und Isabella, die beinahe noch ein Kind war, willigte ein. Das Schönste in ihrem Leben von nun an war, daß sie, sobald sie ihr Jawort dem so viele Jahre älteren Bräutigam gegeben hatte, ihm eine unverbrüchliche Treue, Ehrerbietung und Liebe in ihrem Herzen gelobte, und diese Tugenden bis zu ihrem Tode unter den schwierigsten Verhältnissen bewährte. Die Hochzeit wurde per procuram den 11. Juni 1514 begangen. Im nächsten Jahre holte eine glänzende Gesandtschaft auf sechs oder sieben prächtig ausgerüsteten Schiffen die Prinzessinn von den Niederlanden nach Dänemark ab.

Man hätte an dem burgundischen Hof gern gesehen, daß die Abreise noch verzögert worden wäre, nicht allein weil Isabella überall beliebt war und das Scheiden sehr schwer wurde, sondern vornemlich weil allerlei ungünstige Gerüchte über den König und sein Verhältniß zu Düveke umhergingen. Isabella blieb jedoch fest, die Heiligkeit Ihres Verlöbnisses stand ihr klar vor der Seele. Begleitet von einigen der edelsten Familien verließ sie ihre freundliche Heimath und landete nach einer überaus stürmischen Seereise, ermattet an Leib und Seele in Helsingur den 4. Aug. 1515. Von da schrieb sie gleich nach ihrer Landung einen demüthigen und liebevollen Brief an ihre Muhme. Ihr Einzug in Kopenhagen wurde durch die Anwesenheit vieler fürstlichen und anderen hochgestellten Personen verherrlicht. Gegenwärtig waren Christierns Oheim der Herzog Friedrich von Holstein, seine Schwester Elisabeth, Churfürstinn von Brandenburg und ihr Gemahl Joachim, Gesandter seines mütterlichen Oheims, der Herzog von Mecklenburg, im Auftrag ihres Großvaters Maximilian, der Gesandte des Papstes u. a. Den 12. Aug. fand die Vermählung und Krönung statt durch den Erzbischof Birg er, alles war voller Festlichkeit und Pracht. Nur die junge Königinn war sehr leidend; sie hatte sich kaum von der Seekrankheit erholt; manche Gerüchte über das Verhältniß des Königs zu seiner Buhlinn trübten auch die Aussicht auf die Zukunft; doch gab eine strenge Religiosität und ein unerschütterliches Pflichtgefühl der jungen Königinn Stärke, alles, auch das Härteste, zu ertragen.

Der König bezeugte übrigens seiner Gemahlinn alle mögliche Ehre und Aufmerksamkeit, bestimmte ihr große Einkünfte, gab ihr Antheil an den Regierungsgeschäften, berieth sich mit ihr über die wichtigsten Angelegenheiten, ertheilte ihr seine Befehle in entscheidenden Augenblicken und führte, wenn er abwesend war, einen lebhaften Briefwechsel mit ihr, immer auf Dänisch, welche Sprache sie sehr schnell erlernte, wenn gleich man aus ihrem Styl die französische Weise und die niederländische Herkunft spüren konnte. Merkwürdig ist es, daß nach dem plötzlichen Tode der Düveke – der allgemeinen Meinung zufolge veranlaßt durch Gift – die Mutter derselben Siegbritt sogar in genauere Verbindung mit der Isabella kam, sei es, daß die Königinn ihrem Gemahl auch dieses Opfer brachte, oder, was wahrscheinlicher ist, daß die junge in Dänemark einsam dastehende Frau an der klugen und erfahrenen Landsmännin eine gute Stütze fand. Die Alte stand der Königinn bei der Geburt ihrer Kinder bei; ihr wurde die Erziehung des Prinzen Johann übergeben; der König theilte oft seiner Gemahlinn Befehle durch Siegbritt mit, empfahl auch derselben in gefährlichen Umständen, daß sie auf Siegbritt passe, „damit diese auch das Maul halte;“ der Klugheit und der Erfahrung dieser Frau ist es auch zuzuschreiben, daß die Königinn, die so jung war, als sie in die Ehe trat und die Krone empfing, sobald die Lage der Verhältnisse kennen lernte, so daß der König ihren Beistand und ihre Verwendung bei mehreren Gelegenheiten gebrauchen konnte. –

Die Zustände in Schweden wurden sehr drohend; der König gebrauchte Geld zu seinen Rüstungen wider die Aufrührerischen, und so erhielt Isabella öfters auf ziemlich unzarte Weise den Befehl, den Rest des ihr zustehenden Brautschatzes bei ihrem Bruder Carl einzufordern. Dies brachte sie oft in große Verlegenheit. So lange die Kaiserwahl noch unentschieden war, nahm Carl Rücksicht auf seinen Schwager, der durch seine Verbindungen sich für ihn verwenden konnte. Sobald er aber Kaiser geworden war, behandelte er ihn mit Kälte. Darüber mußte Isabella manches von dem Unmuth ihres Gemahls hören; ihr Beichtvater wurde entfernt und einer ihrer Hofbeamten wurde aus noch unerklärten Ursachen hingerichtet. Der burgundische Hof schrieb drohende Briefe an Christiern in dieser Angelegenheit; dadurch wurde Isabellas drückende Lage vergrößert. Sie hing ja mit kindlicher und dankbarer Liebe an ihrer mütterlichen Tante, mit schwesterlicher Anhänglichkeit an ihrem Bruder, während Pflicht und Neigung sie zu ihrem Gemahl hinzog.

Noch mehreres kam hinzu, um diesen von ihren Verwandten zu entfernen. Die reformatorischen Bewegungen in Deutschland zogen sehr bald die Aufmerksamkeit des Königs auf sich. Da er Gelegenheit genug gehabt hatte, die Mißbrauche des Clerus zu erfahren und mit redlichem Sinne auf die Beglückung der niedrig gestellten Bevölkerung hinarbeitete, war die Reformation der Kirche ihm eine sehr willkommene Erscheinung, er lud sogar Luther selbst ein (1519) nach Dänemark zu kommen, um die Kirchenverbesserung zu fördern. Erasmus, mit dem der König in Brügge Bekanntschaft machte, wo er ihn täglich zur Tafel zog, erzählt in einem Briefe an Hutten, daß Christiern ihm geäußert hätte: „Die Lage der Kirche wäre so schlimm, daß man durch gelinde Mittel nichts ausrichten könne, man müsse eine Radicalkur anwenden“. Isabella, deren tief religiöses Gemüth sich in allen ihren Briefen ausspricht, wurde wahrscheinlich schon sehr früh für das reine Evangelium gewonnen, und sie hielt unter den schwierigsten Verhältnissen ihre Ueberzeugung fest mit der ganzen Stärke eines weiblichen Herzens. Wie hart wurde von nun an das Schicksal der erlauchten Frau! Das Stockholmer Blutbad im November 1520 hatte manche Anhänger des Königs von ihm entfremdet. Bald nach seiner Rückkehr von Schweden zog sich auch in Dänemark ein Unwetter über sein Haupt zusammen, das sich um so erschütternder auf ihn entlud, je weniger er darauf vorbereitet war. Der Adel und die Geistlichkeit in Jütland kündigten ihm den Gehorsam auf (20. Jan. 1523) und beriefen seinen Oheim den Herzog Friedrich von Holstein auf den Thron. Merkwürdig genug war der Muth dem Könige im entscheidenden Augenblicke entfallen; er hätte den Bürger- und Bauernstand, der ihm für die zahlreichen Wohlthaten, die er empfangen, mit treuer Liebe anhing, zu wirksamer Vertheidigung aufrufen können; so aber verlor er die Fassung und entschloß sich mit Frau und drei Kindern (d. 14. April 1523) zu entweichen und in den Niederlanden Hülfe zu suchen. Der Reichsrath und Friedrich boten der Isabella an, im Lande zu bleiben und wollten ihr ein anständiges Leibgeding zusichern; sie wollte nichts davon hören, sondern folgte ihrem Manne mit unwandelbarer Treue in der Landflüchtigkeit und theilte mit ihm alle Leiden und Entbehrungen und Kränkungen mit der aufrichtigen Demuth einer christlichen Dulderinn. Die vielen Briefe aus der Verbannung, die jetzt zum Vorschein gekommen sind, geben ein glänzendes Zeugniß von der Treue und der klaren Einsicht dieser jungen Frau; so schwach und zart ihre Gesundheit war, so stark war ihr Geist. Es ist kein übles Zeugniß für den König, daß eine Anzahl angesehener Männer, die sich von seinem Schicksal nicht trennen wollten, ihn begleiteten, mit diesen stand Isabella in steter Verbindung; der König ertheilte ihnen öfter seine Aufträge durch sie, und es ist bewunderungswürdig, mit welchem Verstand, Ruhe und Glaubenskraft die oft einsame Fürstinn die Unterhandlungen betrieb. Mit diesen Männern, Geistlichen und Weltlichen führte sie eine sehr lebhafte Correspondenz, immer um die Sache ihres Gemahls zu fördern; von ihnen empfing sie so manches Schreiben, das sie in ihrem Elende mit dem Evangelium herzlich tröstete.

Die Hinneigung des königlichen Paars zur lutherischen Lehre entfremdete ihnen ihre mächtigen Verwandten, und das Gerücht von der Grausamkeit des Königs machte, daß auch einige hochgestellte Genossen seines Glaubens sich scheu von ihm zurückzogen. Beständige Geldverlegenheiten lösten oft die Truppen auf, die er mühsam zusammengebracht hatte, um sein Reich wieder zu erobern. Nach einem kurzen Aufenthalt in den Niederlanden und England, von wo der König nach Spanien wollte, um Carl aufzusuchen, zogen sie nach Deutschland. Längere Zeit lebte die unglückliche Königinn am Hofe ihres Schwagers, des Churfürsten Joachim von Brandenburg, wo sie in der Schwester ihres Gemahls eine treue Anhängerinn der evangelischen Lehre hatte, während der König unruhig herumreiste, stets von dem Gedanken erfüllt, seine Reiche wieder zu erlangen. Aber auch der dortige Aufenthalt war für Isabella eine Quelle mancher Trübsal. Der Churfürst war dem Könige nicht gut. Oft wußte sie nicht, wo ihr Gatte weilte, und bei der drückenden Geldverlegenheit, worin sie sich befand, sah sie sich mehrmals genöthigt, ihre Kleinodien zu verkaufen. Trotzdem athmen ihre vielen Briefe die innigste Zärtlichkeit für den König. Sie warnte ihn oft, daß er sich vorsehe, denn sie wisse, daß Viele ihm nach dem Leben stehen; sie bittet ihn unaufhörlich, daß er sie zu sich kommen lasse, denn sie wolle lieber bei ihm bleiben und leiden, was es auch wäre, als getrennt von ihm leben: „Ich sehne mich zum Tode,“ schreibt sie, „wofern Eure Gnaden mir nicht bald Nachricht zukommen lassen.“ – „Ich weiß nicht, wo ich besser sein kann als bei Euren Gnaden.“ – Auf seinen Reisen durch Deutschland lernte Christiern auch Luther und Melanchthon persönlich kennen und hörte den Ersteren predigen. „Ich hatte,“ schreibt er, „noch nie Jemand also das Evangelium predigen hören; ich bin bereit, Alles zu leiden, da Christus so viel für uns gelitten.“ Daß es vom Könige ernstlich gemeint war, leidet keinen Zweifel. Er suchte ja auf eigene Kosten die Bibel durch Hans Mikkelsen, früher Bürgermeister zu Malmö, ins Dänische übersetzen zu lassen und sandte seiner Gemahlinn die einzelnen Bogen, welche erschienen, wie auch andere evangelische Schriften. Luther hatte auch die beste Hoffnung von der Bekehrung des Königs und äußerte einmal: „Gott möge vielleicht ein seltenes Wildprett, das heißt einen König und eine Königinn in den Himmel haben wollen; und das den König, von dem man es am wenigsten gehofft hätte; so wunderbar ist Er zu täuschen der Menschen Gedanken.“ Der König arbeitete sogar selbst an der Uebersetzung mehrerer alttestamentlichen Bücher, was man aus seinen Briefen sieht. Auch spricht er sich hinsichtlich ihrer Besorgnisse um sein Leben in einer wahrhaft gottesfürchtigen Weise aus. Aber seine unstäte Sinnesweise und sein beständiges Trachten, den verlorenen Thron wieder zu bekommen, wobei er auf den Kaiser und andre streng katholische Fürsten hoffte, ließen ihn die gewonnene Ueberzeugung nicht festhalten. Anders war es mit Elisabeth. Sie ergriff das reine Evangelium mit der Innigkeit eines weiblichen Gemüthes, suchte ihren Trost und ihre Erhebung darin und bewahrte ihren Glauben unter den härtesten Prüfungen, ja unter den größten Anfechtungen.

Wahrhaft erhebend ist es, wenn wir hören, wie Isabella auf den Wunsch ihres Gemahls den Nürnberger Reichstag (1524) besuchte, um dort seine Sache zu führen und ihm Freunde zu erwecken. Die einfachen aber beredten Worte der frommen tiefgebeugten Frau machten einen gewaltigen Eindruck auf die glänzende Versammlung, und Wenige waren, deren Augen sich nicht mit Thränen gefüllt hatten, allein der Ruf ihres Gatten war so übel, und alle Hoffnung schlug fehl. Da hier viele Anhänger der reinen Lehre um ihren Glauben zu bezeugen, öffentlich das Abendmahl unter beiderlei Gestalt nahmen, so verbarg auch Elisabeth ihre Ueberzeugung nicht in der entscheidenden Stunde. Von ihrem Herzen getrieben und zugleich dem Rathe ihres Gatten folgend, beichtete sie vor Osiander und nahm das Abendmahl nach der Einsetzung des Herrn. Ihrem Bruder, König Ferdinand, der, hierüber aufs äußerste erbittert, sie nicht mehr als seine Schwester betrachten wollte, antwortete sie mit christlicher Demuth und Zuversicht: „Unsre gemeinsame Mutter hat uns doch Beide als leibliche Geschwister zur Welt gebracht. Ich will mich an Gottes Wort halten, und darin Gott und keinen Menschen anerkennen; in allen andern Dingen will ich mich gern meinem Bruder unterwerfen und ihm gehorchen. Will er mich als seine Schwester verläugnen, so mag er es thun; ich werde das Gott anheimstellen.“

Nach unausgesetzten Unterhandlungen, wobei sie eine ausführliche Korrespondenz übernehmen mußte, kam sie sehr leidend nach den Niederlanden, wo Margarethe ihr und ihren Kindern das freundliche Städtchen Lier in der jetzigen Provinz Antwerpen zum Aufenthalt anwies und für eine anständige Hofhaltung Sorge trug. Inzwischen war Isabellens Gesundheit von Kummer und Sorge, sowie von Anstrengungen in der Sache ihres Gatten gänzlich zerrüttet worden. Vergebens hatte man die Bäder in Aachen versucht. Doch noch war ihr flüchtiges Umherirren nicht zu Ende. Vermuthlich, um Geld aufzubringen, mußte sie wieder nach Deutschland, und im November 1524 finden wir sie wieder in Berlin. Schon im nächsten Monat kehrte sie indeß mit ihrem Gatten nach Lier zurück.

Im Mai 1525 holte die Statthalterinn die Kinder, damit sie wegen der schwächlichen Gesundheit der Königinn in Mecheln erzogen würden. Natürlich war dies ein harter Schlag für das liebende Mutterherz. Bald kamen Seelenleiden hinzu, welche aus neuen widerwärtigen Verwickelungen ihres Gatten hervorgingen. Gegen Ende des Jahres reiste Christiern mit der kranken Königinn nach Zwynarde, einem Kloster unweit Gent, mit dessen Abte Gerhard der König befreundet war. Sie kamen dort den 5. December 1525 an. Isabella fühlte, daß ihre Tage gezählt feien und wünschte innigst ihre Kinder zu sehen. Margaretha sandte sie nebst mehreren Hofleuten und einem Geistlichen, der sie mit der römischen Kirche vereinigen sollte. Wie zärtlich sie ihren Gatten liebte, davon zeugt ein noch aufbewahrter Brief, welchen die Königinn fünf Tage vor ihrem Tode geschrieben, und in welchem sie die Angelegenheiten ihres Gatten der Fürsorge Margarethens empfahl. Ihrer evangelischen Ueberzeugung blieb sie treu. Der König hatte ihren Beichtvater Hans Moenbo aufgefordert, nach Zwynarde zu kommen, um zu ihren Diensten zu sein, doch ist es ungewiß, ob er früh genug kam. Sie starb den 19. Januar 1526.

Ihr Gatte schildert ihren Tod in einem Briefe an Luther (den 28. Januar 1526) mit folgenden Worten: „Wer in dem Maße, als ihre Krankheit zunahm, hat sich unsere Gemahlinn Gott, unserm Vater, und Christo, unserm Erlöser, ganz und gar hingegeben, Herz und Sinn auf ihn allein in einem festen Glauben gestellt, alle Menschen um Verzeihung gebeten und von Jedem demüthig begehrt, daß er in der Fürbitte für sie zu dem Allmächtigen beständig anhalte, damit er ihr seine göttliche Gnade verleihe um einen wahren, starken, festen Glauben an ihn zu haben, sich seiner grundlosen Barmherzigkeit zu getrösten und gern nach seinem Willen den Tod zu erleiden u. s. w. Und da nun die Schwäche immer mehr zunahm, hat Frau Margarethe ihr Gefolge und andere vornehme Leute zu ihr geschickt, welche sie bereden sollten, den papistischen antichristlichen Glaubensweg zu betreten. So hat denn Gott nach seiner Milde unserer Gemahlinn die Sprache zu rechter Zeit genommen, so daß sie ihnen keine Antwort darauf gab; nichts desto weniger haben sie sie mit Oel bestrichen und mit Ueberredungen nicht nachgelassen. Aber sie hatte zuvor mit inniger Sehnsucht, festem Glauben und wohl bedachtem Muth das heilige hochwürdige Sacrament nach rechter christlicher Weise genommen, und da einer unserer Prediger sie nach Gottes Wort ermahnte, versprach sie uns beständig in einem rechten starken Glauben an den Herrn zu bleiben und auf den Aberglauben der Andern nicht zu antworten, bis sie ganz sprachlos wurde. Sie nahm aber mit vielen Zeichen eines wahren Glaubens zuletzt Abschied von der Welt den 19. Januar. Der Allmächtige sei ihrer Seele gnädig in aller Ewigkeit. Aber wir haben die unzweifelhafte Hoffnung, daß sie ein Kind der ewigen Seligkeit ist. Dazu helfe uns Gott. Amen.“

Der König wollte jedoch nicht diesen Brief sogleich bekannt gemacht haben. Denn dem burgundischen Hofe mußte es unangenehm sein, wenn man erführe, daß eine Schwester des Kaisers, des ersten Vertheidigers der katholischen Kirche, als Ketzerinn gestorben sei. Man ließ daher auch eine Beschreibung ihres Todes von Thomas Blankaert, Rektor und Notar in Zwynarde, verfassen, zufolge welcher sie im katholischen Glauben starb (Dieser Bericht auf Pergament geschrieben wurde in dem Sarg der Königin gefunden, als die Kaiserin Maria Theresia bei einem Besuche in Gent den Sarg öffnen ließ.). Ihr Tod erregte allgemeines Bedauern; in Belgien, Spanien, Oesterreich, ja selbst in Dänemark wurden Seelenmessen für sie gelesen. Luther gedenkt ihres Lebens und Todes mit großer Hochachtung; selbst Heinrich VIII. war bewegt. Sie wurde mit königlicher Pracht in Gent begraben, wo ihr kostbares Monument stand, bis die Franzosen Gent im Jahre 1810 eroberten. Bei dieser Gelegenheit wurde die Kirche in ein Magazin verwandelt, und die Soldaten raubten Alles, was an Silber und Kupfer werthvoll war. Der Prediger an der Petri-Kirche Malingie nahm sich der Gebeine der edlen Königinn an und ließ sie in der restaurirten Kirche beisetzen, wo sie sich noch befinden. Die Versuche, den irdischen Ueberresten einer der edelsten Persönlichkeiten ihrer Zeit ein würdigeres Begräbniß zu verschaffen, sind bisher mißlungen.

H. Kalkar in Kopenhagen.

Evangelisches Jahrbuch für 1856 Herausgegeben von Ferdinand Piper Siebenter Jahrgang Berlin, Verlag von Wiegandt und Grieben 1862