Stephan Brun

Blutzeuge 1540

Anno 1540 im monat Junio / ist in Franckreich ein armer Bawrsmann / mit namen Stephan Brun / umb Christi willen verbrennet werden. Disen haben die Inquisitorn und andere auf allerley weiß zum abfall reitzen und dringen wöllen / und habem jm auch letztlich seine arme haußfraw / samt fünf lebendigen Kindern für die augen gestellet / und jn gefragt / Wo von sein armes weib und hungerige kinder hernachmals leben solten / wo er nit von seiner bekantnus abstehen / und sein leben fristen wolte.? Darauf hat Stephan geantwortet / Wann sie nur an der seelenspeis / das ist / an dem reinen wort Gottes keinen mangel haben möchten / so wolte er sich jrer leiblichen notturft halben nit groß bekümmern.

Da auch diser Stephan den richtern / sein endlich urtheil anzuhören fürgestellet war: sagt er / O ihr elenden leut / was habt ihr im sinn. Wollet ihr mich zum tod verdammen? O nein / es gelinget euch nicht / ich komme vil mehr hiedurch zum leben. Der tod were wol mir auch wie andern leuten erschrecklich / wo ich nit für gewiß wüßte / daß der tod den lieben kindern Gottes ein eyngang were zum ewigen leben. So wil ich nun also von herzen gern dises elende mühselige leben verlassen / und von stund an in ein seliges und unsterbliches leben mich begeben / darnach mich so lange zeit von herzen verlanget hat.