Thomas Rhedon

Anno 1431. hat gelebt ein wolgelehrter Französischer Mönch / und berühmter Prediger / Thomas Rhedon / auch von Baptista Mantuano celebrirt / welcher / dieweil er meynte / daß er in Franckreich nicht heilig genug leben könte / ist er in Italien und gen Rom verreiset / der hofnung / daß er allda und sonderlich in der heiligen statt Rom / rechte Christliche leut finden würde / mit welchen er erstlich heilig und recht Christlich zu leben gedachte. Aber ihn hat seine hofnung mercklich betrogen. Dann er befund in allem durchauß das widerspiel. Als nemlich an stat wahrer heiligkeit / gleißnerey und heuchlerey: an stat der himlischen gnad und gaben / ein hoffertig / unnütz gepreng: an stat der forcht Gottes / grewliche unordnung: an stat guter lehr / schändlichen Müssiggang und abschewlichen aberglauben: an stat der Apostolischen einfalt / eine mehr als Barbarische tyranney. Derhalben er sich nicht hat enthalten können / sondern darwider reden müssen / welches die Cardinäl in die leng nit haben leiden können. Haben derwegen (welches ihre gewöhnliche rüstung und zuflucht ist) alsbald artickel stellen lassen / darauff sie ihn examinirt / und da er auf seiner meynung bestendig blieb / degradirt / und lebendig verbrennen lassen / welches geschehen ist anno 1436.

Märtyrbuch:; Denckwürdige Reden und Thaten viler H. Märtyrer, Welche nach der Aposteln biß auf unsere Zeiten / hin
und wider in Teutschland / Franckreich / Engelland / Schotland / Niderlanden / Italien / Hispanien / Portugall / ec umb der
götlichen warheit willen jämmerlich verfolget / gemartert und endlich auf allerley weise entleibet seind worden.

Alles auß den Frantzösischen Geschichten der Märtyrer trewlich außgezogen.

Gedruckt zu Herborn / 1698