Albrecht von Brandenburg.

Dieser Fürst, geboren 1490, war ein jüngerer Sohn des Markgrafen Friedrich von Anspach und Baireuth. Zum geistlichen Stande bestimmt wurde er Kölner Domherr, begleitete aber als ein ritterlicher junger Herr Kaiser Max auf seinen Zügen nach Italien, und wurde in seinem einundzwanzigsten Jahre von den deutschen Rittern zu ihrem Hochmeister erwählt.

Der Grund dieser Wahl lag darin, dass der König von Polen seiner Mutter Bruder war. Der deutsche Orden nämlich, dessen Heldensinn im Bunde mit deutscher Bürgerkraft einst Preussen den wilden -Heiden abgerungen und das Land besiedelt hatte, konnte es zur Zeit nur noch in schwerem und verlustvollem Kampfe gegen die anwachsende slavische Welt behaupten. Im Thorner Frieden hatte man schon Polens Schutzhoheit anerkennen müssen, und hoffte nun, durch Albrecht von dieser Schmach erlöst zu werden. Albrecht stellte sich auch sofort dem polnischen Könige frank und frei gegenüber. Dieser aber erschien verheerend mit seinen Kriegsschaaren vor Königsberg. Der junge Fürst machte Waffenstillstand und eilte 1521 nach Nürnberg, um seine Reichsgenossen zur Hilfe aufzurufen. Diese Hoffnung täuschte ihn: da kam er auf einen andern Gedanken.

Kein deutscher Ordensritter konnte sich ständig dem Slaven unterwerfen, das war nach Geist und Statuten des Ordens undenkbar. Wenn der Orden aber protestantisch wurde, so hörte seine kirchliche Natur auf, und die Mitglieder erhielten die Ordensgüter zu ihrem Eigenthum, mit welchem sie dann schalten und walten konnten. Diese Ideen fanden mit der Reformation Zustimmung bei den Rittern: sie bekamen Frieden für das Land, und Freiheit und Erbbesitz für sich selbst; das Uebrige mussten sie mit ihrem Gewissen abmachen. Luther wurde um Rath gefragt und stimmte bei. So erklärte Albrecht sich zum weltlichen Herzog von Preussen, sagte sich eigenmächtig von Kaiser und Reich los, und leistete dem Polen zu Krakau den Eid des Lehnsmannes.

Allerdings nahm nun Albrecht sich des Landes und seiner Förderung eifrig an. Noch von seiner Studienzeit her hatte er lebendigen Sinn für die Wissenschaften, stand mit vielen berühmten Gelehrten im Briefwechsel, und stiftete auch eine Universität zu Königsberg. Allein die Untreue, deren Beispiel er gegeben, wucherte weiter. Er hatte mit empörten Adeligen und Bauern zu kämpfen, die Reichsacht drückte ihn, das Gezänk der protestantischen Theologen ärgerte ihn. Er starb in Sorge und Verbitterung im Jahre 1568.

Historische und biographische Erläuterungen zu
Wilhelm von Kaulbach's
Zeitalter der Reformation
von Franz Löher
Stuttgart
Verlag von Friedrich Bruckmann
1863