Constantin Fontius

de la Fuente oder Fontius (Constantin), oft fälschlich Pontius genannt, Canonicus zu Sevilla, ein gelehrter und beredter Prediger, der ein großes Mißfallen an den Betrügereyen und an der Ungeschicklichkeyt der Clerisey hatte, und sie oft laut tadelte. Die Zuhörer mußten 3 bis 4 Stunden vorher ihren Platz in der Kirche einnehmen, wenn sie ihn wollten predigen hören. Sein Ansehen war so groß, daß es ihm nicht übel genommen wurde, wenn er zur Stärkung sich etwas Wein mit Wasser vermischt auf die Kanzel bringen ließ.

Das Capitel zu Toledo wollte ihn gern zum Domprediger haben, er schlug aber den Antrag aus. Er verstund Lateinisch, Griechisch und Hebräisch gründlich, und las, als er zu Hispalis die theologischen Lectiones übernahm, über die Bücher Salomonis und den Hiob mit größter Zufriedenheit seiner Zuhörer. Zur Zeit des Schmalkaldischen Krieges, da Karl der Fünfte sich in Teutschland befand, bekleidete er die Stelle seines Hofpredigers oder Beichtvaters, und hier finden sich würkliche Spuren, daß er mit einem evangelischen Religionsführer zu Biberach in Schwaben, Jakob Schopper, in einer nähern Bekanntschaft gestanden hat. Nachher begleitete er Philipp den Zweyten nach England.

Allein bald nach seiner Rückkunft in Spanien ließ ihn die Inquisition gefangen setzen; eine von ihm aufgesetzte Schrift, worinne die Oberherrschaft des Pabstes, die Messe, das Fegfeuer und andere Eigenthumlichkeiten seiner Kirche verworfen wurden, sprach zu nachdrücklich wider ihn, und er würde dem Feuer nicht entgangen seyn, wenn er nicht im Gefängnisse, wo er zwey Jahre saß, gestorben wäre. Das Ketzergericht aber hielt es für nöthig, auch alsdann ihn noch zu beschimpfen, indem es im Jahre 1559 sein strohernes Bild völlig in dem Aufzuge, wie er zu predigen pflegte, öffentlich aufführen und ihm sein Urtheil sprechen ließ.

Erneuertes Andenken der Männer die für und gegen die Reformation Lutheri gearbeitet haben.
Von
Heinrich Wilhelm Rotermund,
Dompastor.
Erster Band.
Bremen, 1818
In Wilhelm Kaiser's Comptoir für Literatur und Kunst.