unter dem Kaiser Nero mit dem Haupte niederwärts gekreuzigt im Jahre Christi 69
Simon Jonas (nachmals Cephas im Syrischen, das ist auf Griechisch Petras oder Petrus genannt) war ein Bruder Andreas, gebürtig zu Bethsaida in Galiläa, seiner Handthierung nach ein Fischer. Er hatte seine Wohnung zu Capernaum bei seines Weibes Mutter. Sein Bruder Andreas, welcher ein Jünger Johannes gewesen, brachte ihn zuerst zu Christo, kurz darnach wurden sie beide von dem Fischen abberufen, und zu Menschen-Fischern gemacht.
Er ward von Christo, seinem Seligmacher fleißig unterrichtet, und machte solche Fortschritte, daß er der Sprecher oder Wortführer aller Apostel geworden ist. Durchgehends war er der Freimüthigste in Fragen und Antworten; auch eiferte er am meisten für Christum, um Ihm seine Liebe und Treue zu erweisen, wiewohl er auch zu Zeiten einige Unbedachtsamkeiten beging, worin ihn dann der Herr, wie ein Vater mit seinem Kinde zu thun pflegte, getreulich unterwies, und ihn, so viel es nöthig war, freundlicher Weise bestrafte.
Der Herr hat ihn auf eine sonderliche Weise geliebt, und ließ ihn, sammt Jakobo und Johanni, seine Herrlichkeit anschauen auf dem Berge Tabor, wovon er später Meldung machte an die auserwählt zerstreuten Fremdlinge, indem er sagte: wir haben seine Herrlichkeit gesehen etc.
Er war wohl unter Allen der Freimüthigste in seinem Anerbieten, um mit Christo zu leiden, aber der Schwächste, als der Streit anging. Der Herr hat ihn nebst den zwei Söhnen Zebedäi erwählt, um in dem Garten mit ihm zu beten und zu wachen; aber seine Augen, gleichwie auch der übrigen, waren schwer und schläfrig geworden; welches zu erkennen gab, daß er auch nicht mehr als ein schwacher Mensch gewesen, obgleich er besonders von Christo geliebt wurde. Wir wollen jetzt nicht melden, wie er Christum verläugnet, denn solches gehört nicht an diesen Ort, weil wir uns nichts anderes vorgenommen haben, als von seiner Treue und Standhaftigkeit bis an seinen Tod zu sprechen.
Nachdem ihm der Herr die zuvor gemeldete Entsagung seiner verziehen hatte, hat Er ihm dreimal befohlen seine Schafe und Lämmer zu weiden, welches er auch nach der Hand aufrichtig und nach allem Vermögen vollbracht.
Es sind durch seine Predigt an einem Tage bei dreitausend Seelen zum Glauben gekommen, welche sich sämmtlich taufen ließen und standhaft blieben in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, in dem Brodbrechen und in den Gebeten.
Er bekräftigte seine Lehre mit der Macht Gottes, durch Zeichen, in Folge der Verheißung Christi, wie zu ersehen an einem Krüppel, Anania, Saphira, Eneas, Tabitha und andern mehr.
Es ward ihm die Berufung der Heiden in einem Gesicht vom Himmel geoffenbart; weil er aber eigentlich ein Apostel der Juden war, so ist auch sein Dienst meistens unter der Beschneidung kräftig gewesen.
Da er aber solch ein trefflicher und würdiger Mann war in seinem Dienst, so gefiel es dem Herrn, daß er, einer mit von seinen Blutzeugen sein sollte, um die Wahrheit seiner Lehre nicht allein mit dem Munde, sondern auch mit seinem Blute und Tode zu versiegeln.
Welches ihm auch der Herr kurz vor seinem Abschiede aus dieser Welt vorhergesagt hat, indem ER zu Petro sprach: wahrlich, wahrlich, ich sage dir: als du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest, wohin du wolltest, aber wenn du alt, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein Anderer wird dich binden und führen, wo du nicht hin willst. Dieses sagte Er, meldet Johannes, um zu deuten, mit welchem Tode er Gott verehren würde. Joh. 21,18,19.
Dieses ist auch an ihm erfüllt worden: denn kurz nachher ward er in Jerusalem mit seinem Mithelfer Johanni vor den jüdischen Rath gestellt, und scharf bedrohet, um im Namen Jesu nicht mehr zu predigen, welches sie beide mit großer Freimütigkeit verantwortet haben, sagend: Richtet ihr selbst, ob es recht vor Gott sei, daß wir euch mehr denn Gott gehorchen. Apostelg. 4,19.
Hernach ward er wiederum gefangen mit den andern Aposteln, ist aber in der Nacht wunderbarer Weise durch einen Engel aus dem Gefängniß gelöst worden. Apostelgesch. 5,19.
Aber hernach ward er nicht allein gefangen, sondern auch nebst andern Aposteln gegeißelt und ihnen befohlen, gar nicht mehr im Namen des Herrn Jesu zu predigen; aber sie gingen fröhlich von dem Rath, weil sie würdig waren um seines Namens willen Schmach zu leiden., Apostelgesch. 5, 41, 42, 43.
Hernach legte der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeine und tödtete Jakobum, Johannis Bruder, mit dem Schwert. Und als er sah, daß es den Juden wohl gefiel, fuhr er fort, fing Petrum auch, und legte ihn ins Gefängniß, und überlieferte ihn vier Viertheil Kriegsknechten, um ihn zu verwahren, und gedachte ihn nach dem Osterfeste dem Volke vorzustellen und ihn zu tödten; aber in der Nacht hat ihn des Herrn Engel ausgeführt, mitten durch alle Kriegsknechte, also, daß er wiederum bei den Gläubigen ankam, welche sehr über ihn erfreut wurden. Apg. 12.
Wie es die Geschichte bezeugt, so ist auch an ihm endlich erfüllet worden, was Christus vorhergesagt, daß er Gott mit seinem Tode verherrlichen würde. Daher, als er in Rom war, ist er durch den Kaiser Nero zum Kreuz verurtheilt worden. Weil er sich aber unwürdig achtete mit dem Haupte aufwärts, wie sein Erlöser gekreuzigt zu werden, begehrte er mit dem Haupte niederwärts gekreuzigt zu werden, welches ihm auch gleich bewilligt wurde, denn die Tyrannen waren bald willig und bereit, seine Pein zu vermehren. Dieses ist geschehen (wie bezeugt wird) nachdem Petrus siebenunddreißig Jahre das Evangelium gepredigt hatte, im siebenzigsten Jahre seines Alters.
DER BLUTIGE SCHAUPLATZ ODER MARTYRER SPIEGEL DER TAUFFSGESINTEN ODER WEHRLOSEN-CHRISTEN die um des Zeugnisses Jesu, ihres Seligmachers, willen gelitten haben, und getödtet worden sind, von Christi an, bis auf das Jahr 1660