Schon sah das römische Reich seine Götter vor dem Einen Menschensohne erbleichen, der am Kreuze die Welt überwunden hatte, als es noch einmal versuchte, den christlichen Glauben mit Gewalt zu vertilgen und alle Christen zum Götzenopfer zu zwingen. In Cäsarea, wo der Erstling aus den Heiden, der Hauptmann Cornelius, einst getauft worden, wo durch Origenes eine Pflanzschule christlichen Lebens und christlicher Erkenntniß sich erhoben hatte, war jetzt ein Hauptfeind der Christen, Urbanus, Landpfleger und suchte durch ausgesuchte Martern die Standhaftigkeit der Gläubigen zu überwinden, wurde aber öfter durch ihre Treue gegen den Herrn überwunden, und dies erbitterte ihn noch mehr. An einem Sonntag, am Feste der Auferstehung Christi, standen einige Bekenner vor dem Richterstuhl des Landpflegers, ohne in ihrer Treue zu wanken, obwohl im Angesicht des nahen martervollen Todes. Theodosia, aus Tyrus gebürtig, eine kaum achtzehnjährige Jungfrau, naht sich den Gebundenen freundlich, um sie zu grüßen und vielleicht auch sie zu bitten, daß sie nach ihrem Heimgange vor dem Herrn ihrer gedenken möchten. Da fassen sie die Diener, als hätten sie die Schuldlose bei einem Verbrechen ertappt, und schleifen sie zum Landpfleger. Dieser geräth vor Wuth fast außer sich und läßt ihr mit schauerlichen Martern die Brüste und Lippen bis auf die Knochen zerfleischen. Kaum kann sie noch athmen, aber ihr Angesicht bleibt heiter und holdselig, und so wird sie auf Befehl des Wütherich in die brausenden Meereswogen geworfen. Die übrigen Bekenner verdammt er zur Abführung in die Bergwerke. Dies geschah am 2. April im fünften Jahre jener letzten Verfolgung um 308 nach der Geburt des Herrn.
Bald darauf wurde Urbanus wegen vieler Vergeben von dem Kaiser Maximinus, für dessen Haß gegen die Christen er sich zum willigen Werkzeuge dargeboten hatte, bestraft. Maximinus selbst aber erlag im Jahre 313 den Waffen Constantins. Theodosia lebt heute noch fort in dem Andenken der Gläubigen: jeder wiederkehrende 2. April erinnert an sie als Jungfrau und Blutzeugin. Ihr Name bedeutet Gottesgabe.
H. F. Schmieder in Wittenberg.