Blutzeuge 1533
Anno 1533 ist ein Kirchendiener Alexander Canus zu Paris verbrennet worden. Diser da er auf der folterbanck grewlich gemartert wart / schrye er in diser pein mit heller stimm: Ach lieber HERR und Gott / dieweil keine gnad und barmhertzigkeit mehr bey disen menschen zu finden ist: so gib ja / daß ich dieselbige noch bey dir finden und spüren möge.
Umb dise zeit hat man angefangen den Märtyrern die zungen außzuschneiden. Dieweil man gesehen / daß die Märtyrer in ihrem letzten gang zum tode vil schöne herzliche reden und vermahnungen thaten / dadurch die zuhörer mercklich eyngenommen wurden / und vil anfiengen von dem verfluchten Bapstthumb abzufallen. Dise lehr und trostreiche vermahnung zu verhindern / fiengen die tyrannen / wie vermeldet / an den verdammeten und verurtheilten Märtyrern / ehe dann sie under das volck geführet wurden / die zungen abzuzwacken. Welches dieweil sich auch diser Alexander besorgete / gieng er stillschweigens / aber doch mit frölichem angesicht und geberden zum fewer / auf daß er allda desto bequemer das volck anreden / und es mit gesunder lehr und vermahnung unterrichten möchte. Wie er dann auch solches auf eine sonderliche liebliche weise also gethan hat / daß seine zuhörer / die ihn zuvorn manchmal gehöret hatten / ungeschewet sagten / Er hette niemals zuvorn bey seinem wolstand ein herrlichere und treffentlichere predigt gethan. Für der außführung hatten sie ihm eine narren kapp und thorenkleid angethan / von welchem er mit lauter stimm gesagt hat / O Gott / ich sage dir lob / ehr und danck für die grosse ehre / die du mir heutiges tages erzeigest / in dem du gewolt hast / daß ich eben solche kleidung tragen solte / als sie dein einiger sohn getragen hat / da er von Herode widerumb zu Pilato abgefertiget wurd.