Diser wurd auch unter andern sonderlich gefragt/Ob er nit gläubte / daß der leib Christi in der runden Ostie were / so bald der Priester die Sacramentliche wörter darüber gesprochen hat? Dann / sagten sie / wann du das nicht glaubest / so verläugnestu die allmacht Gottes / dem nichts unmöglich ist. Darauf antwortet Brugeri: Ich verläugne mit nichten die allmacht Gottes. Es ist aber hie nicht die frage / Ob Gott dises oder jenes thun könne oder nit / Sondern was er thun wolle / und was er in der eynsatzung des heiligen Abendmals selbst gethan / und auch uns zu thun befohlen haben.
Als sie ihn uberreden wolten / daß er ein hültzines creutz anbeten solte: sagt er/ O ihr elenden leut / ich bette nichts an / das mit menschen händen gemacht ist / Sondern Gott allein bete ich an / im geist und in der warheit.
Da jm fürgeworffen wurd / daß er die jungkfraw Mariam verachtete / darumb / daß er sie nit anbeten wolte: antwortet er / Er liesse sich an einem eintzigen Advocaten / nemlich am Herren Christo / welcher von Gott selbst dazu verordnet were / genügen. Er thete aber hiemit der jungkfraw Mariae keine unehr / welche mit nichten begerte / daß man jren lieben sohn seiner gebürenden ehr berauben / und dieselbige ihr als der mutter zueignen solte.
Endlich ist er zu Issoer anno 1547 mit einer ketten aufgehencket / und mit fewer verbrennet worden / da er kurtz zuvorn nicht allein für sich selbst / sondern auch für seine feinde aufs aller inbrünstigst gebetet hatte. Und sol ein Bäpstischer Pfarrer desselbigen orts / der biß ans end bey Brugerio gestanden war / in viler zuhörer gegenwart gesagt haben / Gott geb / daß ich auch im glauben und bekantnus Brugerii sterben möge. So hat sich auch der gemeine mann mercklich uber seiner bestendigkeit verwundert / da der eine sagt / Es were ein groß mirakel Gottes. Der ander aber Gott danckete / daß er auch zu seiner zeit einen rechten frommen Märtyrer hette sterben sehen. Darauß dann ein ziemlich laut gemurmel under dem volck entstanden / uber welches die Königische Amptleut neben den Pfaffen also sehr erschrocken seind / daß sie alsbald zum thor hinauß / ehe dann sie noch in jre herberge eyngekehret hetten / gelauffen seind / und kein ruh haben leiden können / ehe sie uber drey ziemliche Teutsche meilen kommen / und zu Montferrant angelanget seind. Da das der hencker gesehen / hat er den Patienten halb verbrennet im fewer hencken lassen / und ist auch davon gelauffen. Und ist also an disen feinden der warheit wahr worden / das in den sprüchen Salomonis gesagt wird / Die gotlosen fliehen / wann schon niemand ist / der sie jagt.
Märtyrbuch:; Denckwürdige Reden und Thaten viler H. Märtyrer, Welche nach der Aposteln biß auf unsere Zeiten / hin
und wider in Teutschland / Franckreich / Engelland / Schotland / Niderlanden / Italien / Hispanien / Portugall / ec umb der
götlichen warheit willen jämmerlich verfolget / gemartert und endlich auf allerley weise entleibet seind worden.
Alles auß den Frantzösischen Geschichten der Märtyrer trewlich außgezogen.
Gedruckt zu Herborn / 1698