Gustav Adolf

Gustav Adolf

Gustav Adolf.

Gustav Adolf, geboren 1594 zu Stockholm, wurde schon im siebzehnten Jahre König von Schweden. Er war von Natur klug und thätig, warmherzig und hochsinnig, dabei schön und stattlich von Gestalt. Durch ritterliche und wissenschaftliche Erziehung hatten sich seine natürlichen Fähigkeiten erhöht und veredelt. Kurz, er war ein wahrhaft adliger Mensch.

Der junge König kriegte lange Zeit gegen die Dänen, Russen und Polen, und war fast immer glücklich. In dieser Kette von Kriegen und politischen Unterhandlungen bildete er sich zum grossen Feldherrn und zum tiefschlauen Staatsmann. Der Kanzler Axel Oxenstierna, ein höchst gescheidter Politiker, wurde sein Lehrer, sein Führer und Freund. Als nun der Kaiser ganz Deutschland wieder erobert hatte und anfing, seine Herrschaft zu Lande und zu Meer auch an der Ostsee zu entfalten, erschien auch die schwedische Macht bedroht, sie wollte sich ja am deutschen und russischen Ufer der Ostsee noch weiter ausbreiten. Der Kaiser hatte ferner die mecklenburgischen Herzoge, des Schwedenkönigs Verwandte, vertrieben. Ausserdem hatte er den Polen Hülfsvölker wider die Schweden geschickt. Gustav Adolf fand also gerechten Anlass zum Kriege. Noch ein Umstand kam hinzu. Gerade durch Vertheidigung der lutherischen Religion hatte sein Vater den Thron erworben, indem er den katholischen Neffen, den rechtmässigen König, vom Lande ausschloss: der Kampf für die evangelische Kirche war also die Legitimation von Gustav Adolfs Krone. Er horchte daher auf das Einflüstern und Aufstacheln der französischen Agenten, diese vermittelten ihm Frieden im Norden, und er schloss einen Hilfsgeldervertrag mit Richelieu. Im Juni 1630 landeten die Schweden an der Küste von Pommern. Gustav Adolf dachte, mindestens ein gutes Stück deutschen Ostseelandes zu gewinnen.

Die deutschen Städte und Fürsten an der Ostsee waren entsetzt über den Einfall des Fremden. Er musste sie, die Evangelischen, erst zwingen, sich mit ihm zu verbünden. Fortan bildeten die deutschen Truppen die Stärke seines Heeres, wie die Schweden dessen Kern. Während er an der Oder heraufzog und Frankfurt erstürmte, erfolgte die räthselvolle Zerstörung von Magdeburg. Jetzt freilich musste allen Norddeutschen der Schwede als der einzige Retter erscheinen. Gustav Adolf schlug dann den grossen Feldherrn Tilly bei Leipzig auf das Haupt und drang siegreich bis zum Maine vor. Hier aber, in der Mitte Deutschlands, fing er sofort an, sich als Lehensherr huldigen zu lassen, er der Schwede von Deutschen. Offenbar gingen seine Pläne jetzt hoch genug.

In Süddeutschland trat er schonend auf. Vor dem bayerischen Ingolstadt aber, noch mehr, als er Wallensteins Lagerfestung bei Nürnberg erstürmen wollte, brach sich sein Glück. Der kluge Wallenstein rückte sofort verheerend nach Sachsen vor, die Schweden mussten sich rückwärts wenden, und am 16. November 1632 erfolgte die heisse Schlacht bei Lützen. Gustav Adolf fiel, erschossen von einem kaiserlichen Soldaten aus dem Paderbornischen, aber noch des Helden Geist führte die Schweden am Abend, als auch Pappenheim fiel, zum Siege.

Gott hatte dem Schwedenkönig nur eine kurze Laufbahn in Deutschland gestattet; doch sie war entscheidend. Ohne ihn war in Deutschland der Krieg wahrscheinlich zu Ende. Nach ihm kamen erst die grässlichsten Zeiten des grossen Krieges, wo man zornwüthig nichts mehr strebte, als einander mürbe zu schlagen, und weil man es nicht konnte, endlich aus Erschöpfung einen Frieden machte, der, was die Religionsfreiheit betraf, im Wesentlichen schon 1555 im Augsburger Religionsfrieden den Deutschen gesichert war.

Historische und biographische Erläuterungen zu
Wilhelm von Kaulbach's
Zeitalter der Reformation
von Franz Löher
Stuttgart
Verlag von Friedrich Bruckmann
1863