Anna Katharina zu Waldeck

Gräfin Anna Katharina, Tochter des Grafen Ludwig zu Sayn-Witgenstein, vermählte sich vierundzwanzigjährig 1634 in Frankfurt mit dem Grafen Philipp VII zu Waldeck (Neuere Wildunger Linie). Da sie einem reformierten Hause angehörte, wurde vorher vereinbart, dass die Söhne der lutherischen Konfession des Vaters, die Töchter dem Bekenntnis der Mutter folgen sollten. Graf Philipp trat 1638 die Regierung an. In den Greueln des dreißigjährigen Krieges hatte das Land schon vorher Schweres erduldet; neue Leiden folgten, besonders drückten schwedische Heerhaufen das Land. Es hing wohl damit zusammen, dass Graf Philipp 1645 als Oberst in kaiserliche Dienste trat. Doch schon am 24. Februar 1645 geriet er bei Jankow in Böhmen in einer siegreichen Schlacht des berühmten schwedischen Generals Torstenson, der einst auch in Waldeck gelagert hatte, nach tapferer Wehr in schwedische Gefangenschaft und wurde am Abend desselben Tages – der Vorfall ist unaufgeklärt – meuchlings von einem Unbekannten erschossen, erst 32 Jahre alt. Der Leichnam wurde in die Heimat gebracht und am 20. Mai in Netze beigesetzt((Daniel Prasser, Chronicon Waldeccense (Hahn, Collectio monumentorum I S. 863 ff.). Prasser stand in des Grafen Diensten.)). Mit der Gattin beklagten zwei Söhne und zwei Töchter den Toten.

Anna Katharina übernahm die vormundschaftliche Regierung, da der älteste Sohn, Christian Ludwig noch nicht das zehnte, der jüngere Josias noch nicht das neunte Jahr erreicht hatte. Sie war auf eine sorgfältige Erziehung der Söhne wohl bedacht. Im Jahre 1650 begaben sich diese nach den Niederlanden, um ihre Studien abzuschließen, 1653 nach Frankreich und Italien, um sich in weltmännischer Bildung zu vervollkommnen. Nach ihrer Rückkehr entschieden sie sich, der ältere in schwedische, der jüngere in kurbrandenburgische Kriegsdienste zu treten.

Die großen sittlichen Gefahren und mancherlei Versuchungen des damaligen Kriegslebens erfüllten die Mutter mit Sorge, aber zugleich auch mit der stark empfundenen Verpflichtung, selbst das Mögliche zu tun, die Söhne dagegen zu wappnen. Daraus ist diese „Christliche Unterweisung“ erwachsen, aus welcher uns das Bild einer treuen Mutter, einer festgegründeten Christin und einer hochgebildeten fürstlichen Frau glänzend entgegentritt.

Sie erlebte die glückliche Heimkehr der Söhne und sah sie in hohen militärischen Stellungen. Doch überlebte sie den jüngern, Josias, der auf der Insel Kreta an einer im Kampfe gegen die Türken erhaltenen Wunde 1669 starb. Sein mächtiges Grabdenkmal in der Kirche zu Nieder-Wildungen ist bekannt.

Anna Katharina selbst schied im Dezember 1690 in hohem Alter aus dem Leben. Graf Christian Ludwig starb am 12. Dezember 1706. Seine Regierung ist dadurch wichtig, dass zwischen seinem Vetter, dem Fürsten Georg Friedrich (Eisenberger Linie) und ihm 1685 ein Erstgeburtsvertrag geschlossen wurde, der weitere Erbtheilungen des Landes hindern sollte. Sein Sohn ist Anton Ulrich, der 1711 die Reichsfürstenwürde erhielt.