Selbst unter den Frauen der kaiserlichen Familie finden sich solche, die Luthers Lehre zugetan waren. Wir nennen zuerst Maria, die Schwester Karls V., die als fünfzehnjähriges Mädchen mit Ludwig II., König von Ungarn, vermählt wurde, aber schon nach fünfjähriger Ehe ihren Gemahl durch den Tod verlor. Luther wechselte bisweilen Briefe mit derselben. In einem solchen von 1525 drückte er seine Freude darüber aus, dass sie Interesse am Evangelio nehme; er empfahl die Bekenner desselben ihrem Schutze gegen die mächtigen Bischöfe. Sie duldete in ihrer Umgebung evangelische Prediger und zeigte eine solche Bibelkenntnis, dass sie die Geistlichen verbesserte, wenn dieselben eine Bibelstelle unrichtig zitierten. Weiter durfte sie nicht gehen, da ihr Bruder sie öfters warnen ließ: sie möchte sich nicht von den ketzerischen Pfaffen verführen lassen; er entfernte sogar die evangelischen Prediger aus ihrer Nähe. Um sie noch mehr dem Einflusse derselben zu entziehen, nahm er sie mit nach Spanien und machte sie später zur Statthalterin der Niederlande, so dass sie für Deutschland ganz verschwand. Man schreibt ihr ein Lied zu, welches 1598 in dem Leipziger Gesangbuch unter ihrem Namen Aufnahme gefunden hat und dessen erster Vers also lautet:
Mag ich dem Unglück nicht widerstahn,
Muss Ungnad han
Der Welt für mein recht Glauben,
So weiß ich doch, s‘ ist all mein Kunst,
Gotts Huld und Gunst,
Die muss man mir erlauben.
Gott ist nicht weit,
Eine kleine Zeit,
Er sich verbirgt,
Bis er erwürgt,
Die mich sein’s Wort berauben.