Die Pfalzgräfin Maria.

Dieselbe ist geboren 1519, eine Tochter des Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Culmbach, Schwester des unruhigen Abenteurers Albrecht von Brandenburg. Ihre Mutter starb frühe, und ihr Vater wurde als Geisteskranker auf der Plassenburg festgehalten. Maria erhielt ihre Erziehung unter der Obhut ihres Oheims, Georg von Ansbach. Sie lernte nicht mehr und nicht weniger als ihre meisten Standesgenossen: Religion, Lesen, Schreiben, vielleicht auch Rechnen; dabei wurde sie in der Haushaltung unterwiesen und geübt; besonders erwarb sie sich in der Kochkunst große Geschicklichkeit, ebenso in weiblichen Handarbeiten, Stricken, Nähen, so wie in künstlichen Stickereien. Später heiratete sie den Pfalzgrafen Friedrich von Simmern, dessen Vater, Johann, der katholischen Lehre zugetan blieb, während sich das junge Paar für die Reformation entschied. Hierdurch entstand ein Zwiespalt zwischen diesem und dem Vater, so dass dieser jegliche Unterstützung verweigerte, auch wenn die Not bei der Hofhaltung seines Sohnes einkehrte. Maria musste ihren Vetter in Ansbach, so leid es ihr tat, öfters um Unterstützung ansprechen. So schreibt sie einmal: „Denn ich in großen Nöten gesteckt bin, habe auch wahrlich jetzt wieder 200 Taler leihen müssen, habe nichts Anderes zu meiner lieben Schwester, der Markgräfin von Baden, Zehrung gehabt. Gott weiß, wo ich’s noch überkomme, dass ich’s bezahle; man will mir nicht länger borgen, denn bis auf Johannis des Täufers Tag des Jahres 1553.“

Diese drückende Lage änderte sich, als ihr Gemahl 1556 seinem Vater in Simmern und 1559 seinem Vetter Otto Heinrich in der Regierung der Kurpfalz nachfolgte. In beiden Territorien führte er die Reformation ein; doch herrschte gerade in dieser Beziehung nicht völlige Übereinstimmung zwischen ihm und seiner Gemahlin. Friedrich neigte sich zu calvinischen, wenigstens melanchthonischen Ansichten, während Maria am strengen Luthertum festhielt. Nicht selten stritt sie mit dem Kurfürsten über die Abendmahlslehre. Sie äußerte öfters: „Wenn alle seine Prädikanten daständen, so sollten dieselben sie nicht von ihrem Bekenntnis abbringen.“ Sie überzeugte sich wohl immer mehr, dass das Herz ihres Gemahls gut sei; aber der Gedanke, dass derselbe immer mehr verführt würde, da der Teufel umherschleiche wie ein brüllender Löwe, lässt ihr keine Ruhe. Friedrich nahm es ernst mit der Religion; er forschte Tag und Nacht in der Bibel und besprach sich mit verschiedenen Gottesgelehrten. Je mehr die strengen Lutheraner eiferten, desto ernstlicher forderte er von seinen Geistlichen, dass sie sich, bis durch Gottes Hilfe der Streit endlich geschlichtet würde, beim Abendmahl keiner anderen Formel bedienten, als der Augsburgischen Konfession.

Endlich ordnete er das Kirchenwesen entschieden nach reformirten Grundsätzen. Er ließ den bekannten Heidelberger Katechismus abfassen und einführen. Maria wurde es schwer, ihrem Gemahl auf dem betretenen Wege zu folgen. Doch blieb das Verhältnis Beider im Ganzen ein inniges und zärtliches; ja sie fand sich immer mehr in das reformirte Kirchenwesen, wenn sie auch ihrem lutherischen Glauben niemals untreu wurde.

Ihre beiden Töchter verheirateten sich mit den beiden Söhnen des unglücklichen Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen. Ihr mütterliches Herz begleitete dieselben in ihre neuen Verhältnisse; sie freute sich über das Gedeihen ihrer Enkel. Mit Hilfe ihres Gemahls, der in Krankheiten ungemein bewandert ist, weiß sie Rat in Krankheitsfällen; sie schickt ihren Enkeln Geschenke usw. Darum wurde sie auf das tiefste betrübt, als ihr Schwiegersohn, Johann Friedrich II., der Gemahl ihrer Tochter Elisabeth, sich in die Grumbachischen Händel trotz aller Warnungen einließ, so dass derselbe Land und Freiheit verlor. Sie schrieb, als sie diese Hiobspost erhielt, an ihre Tochter: „Ich will Dich nicht lassen, so lange ich einen Heller oder Pfennig habe. Iss und trink, so gut ich’s habe. Denn Du weißt, mein Herz, wie es allewege mit Dir gewesen, so soll es, so Gott will, bleiben, so lange ich lebe. Ich kann Dir Nichts mehr schreiben; es ist mir das Schreiben sauer geworden.“ Vergebens wendete sie sich an die Kurfürstin Anna von Sachsen, Gemahlin des Kurfürsten August, und an andere Fürstinnen; sie vermochte dem Schwiegersohne seine Freiheit nicht wieder zu verschaffen. Am 31. Oktober 1567 erlöste sie der Tod von ihren Leiden. Sie starb mit herzlichem, sehnsüchtigem Verlangen nach dem ewigen Leben. Drei Tage nach ihrem Tode schrieb ihr Gemahl an die älteste Tochter, und gab die Hoffnung zu erkennen, dass sie selig entschlafen sei; sie sei ihm eine liebende Gattin gewesen und habe ihm seine Sorgen erleichtert. Auch die Untertanen gedachten ihrer als einer liebenden Landesmutter und einer unermüdlichen Wohltäterin der Armen. Ihr Andenken blieb als das einer Gerechten in Segen.