Sibylla von Sachsen

Sibylla war die Gemahlin des unglücklichen Johann Friedrich von Sachsen, Tochter des Herzogs Johann III. von Cleve, geboren 1512. Als ihr Gemahl in der Schlacht bei Mühlberg gefangen genommen wurde, begab sie sich in das kaiserliche Lager, um durch einen Fußfall dessen Freilassung zu erflehen. Alle ihre Bitten waren umsonst. Sie legte nun während der fünfjährigen Gefangenschaft des Kurfürsten die Trauerkleider nicht ab; um denselben unterstützen zu können, verkaufte sie ihre Kleinodien. Täglich hielt sie mit ihrem Hofgesinde in der Kirche eine Betstunde und drei Mal mussten die Schulkinder in der Schlosskirche zu Weimar die Litanei für die Erlösung ihres „besten Herrn“ singen. Ihr Gemach war wenig von dem einer einfachen Beamtenfrau unterschieden. Gebetbuch, Bibel, Spinnrocken, Nähapparat, bildeten einen integrierenden Teil ihres Hausrates. Sie äußerte öfters, sie glaube gewiss, dass sie nicht eher sterben würde, bis sie ihren befreiten Gemahl wieder gesehen habe. Am 10. September 1552 konnte sie dem Kurfürsten mit ihrem älteren Sohne in Coburg entgegen gehen, zum ersten Mal wieder nach Ablegung der Trauerkleider in festlichem Schmucke. Die Freude des Wiedersehens wirkte so gewaltig auf sie ein, dass sie in Ohnmacht fiel, als sie den lange Entbehrten wieder in ihre Arme schloss. Ihre Lebenskraft war gebrochen; sie kränkelte von nun an. Täglich ließ sie sich während ihrer Krankheit aus der Bibel vorlesen und hörte gerne eine erbauliche Erklärung derselben. Die Psalmen soll sie ganz auswendig gewusst haben. „Alles in Ehren,“ war ihr Wahlspruch. Als ihre Sterbestunde schlug, rief sie: „Ach! lieber Gott! willst du nicht bald kommen?“ Ihr letzter Trost war der Spruch: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren wären, sondern das ewige Leben haben.“ Sie starb am 21. Februar 1554. Der Kurfürst erkannte es wohl und sprach es auch nach ihrem Tode aus, welche große Gabe der liebe Gott ihm in der „liebsten Gemahlin“ gegeben habe. Obwohl von königlichem Stamme entsprossen, habe sie sich ihm als eine dienstwillige, treue, gehorsame Gehilfin gezeigt.