Hieronymus Savonarola, geboren zu Ferrara 1452, eine glühende Seele, entlief im vierzehnten Jahre in’s Dominikanerkloster zu Bologna, lehrte später dort Physik und Metaphysik, und nach Florenz berufen, wo er Prior von St. Marcus wurde, erhob er sich mit donnernden Predigten wider die Verderbniss seiner Zeit. Er zerriss die glänzende Decke der antiken Bildung, mit welcher Fürsten und Prälaten die Unsittlichkeit ihres Lebens und Staatswesens umhüllten. Als die Medizäer vertrieben wurden, trat Savonarola an die Spitze der Radikalen. Die deutschen Fürsten rief er auf zur Kirchenreformation, indem er das Pabstthum für ganz verrottet erklärte. Selbst aber begann er sogleich in Florenz, predigend und organisirend, getragen von der Volksgunst, zu arbeiten an der Herstellung einer evangelisch-demokratischen Republik. Als ihn aber der Pabst excommunicirte und die Mönche, erbittert durch seine sittenstrengen Neuerungen, gegen ihn predigten, schlug plötzlich der Sinn des Volkes um. Eine Versammlung von Geistlichen unter Vorsitz von zwei päbstlichen Abgeordneten nahm ihn in’s Verhör und auf die Folter, und er wurde im Jahre 1498 öffentlich erwürgt und verbrannt.
Historische und biographische Erläuterungen zu Wilhelm von Kaulbach's Zeitalter der Reformation von Franz Löher Stuttgart Verlag von Friedrich Bruckmann 1863