Er hatte in Paris Abailard gehört, und trat, nach seiner Rückkehr in seine Vaterstadt, mit stürmender Beredtsamkeit auf für sein Ideal einer erneuerten reinen Kirche, erklärte die Geistlichkeit für ganz verweltlicht und forderte von ihr evangelische Armuth und Keuschheit: ohne diese sei alles wirkungslos und ungültig, was sie in ihrem Amte thue. Sein Grundgedanke scheint auf Befreiung der Kirche von ihrer weltlichen Herrschaft zu gehen, damit sie um so freier ihre geistige Mission vollbringe. Getroffen von einem Edikt des zweiten lateranensischen Concils musste er aus Italien fliehen und irrte in Frankreich und der Schweiz umher. Die Römer waren unterdessen gegen die päbstliche Herrschaft aufgestanden und hatten eine Republik gemacht. Arnold’s Freund, Cölestin II. wurde Pabst. Arnold kam nach Rom, jedoch nur, um diesen Pabst bald sterben zu sehen, und mit ihm seine Reformationsgedanken. Jetzt erglühte er für das Ideal einer altrömischen Republik. Der neue Pabst Lucius fiel unter den Steinwürfen bei einem Sturme auf das Kapitol. Sein Nachfolger Hadrian IV. schleuderte das Interdikt auf die empörte Stadt. Arnold wurde vertrieben, auf der Flucht ergriffen und an den Pabst ausgeliefert. Er starb, als Ketzer und Rebell verurtheilt, 1155 auf dem Scheiterhaufen.
Historische und biographische Erläuterungen zu Wilhelm von Kaulbach's Zeitalter der Reformation von Franz Löher Stuttgart Verlag von Friedrich Bruckmann 1863