Es ist in dem menschlichen Herzen eine gefährliche Neigung, den größten Männern Gottes gleichen zu wollen, und zwar nicht in den Dingen, worin sie wirklich vorbildlich und nachahmungswerth, sondern in denjenigen, worin sie einzig und unerreichbar sind. Eine Versuchung zu diesem eiteln Bestreben liegt auch in Luthers großer Persönlichkeit, und Mancher mag sich schon eingebildet haben, er müsse ein anderer Luther seyn. Das Gegentheil dieser thörichten Anmaaßung sehen wir an Caspar Creuziger, den ein Zeitgenosse, Hieronymus Weller, wirklich den andern Luther nennt und von dem Luther selbst hoffte, er würde nach seinem Tode die Stütze der evangelischen Kirche werden. Er schloß sich in demüthiger dienender Liebe an Luther an und verdiente sich ein so ehrenvolles Zeugniß, indem er eben nichts Anderes und nicht mehr seyn wollte, als er war, ein treuer arbeitsamer Schüler und Gehülfe: so reiht er sich würdig als der dritte. an Melanchthon und Bugenhagen an.
Sein Familienname Creuziger wurde auch Creutzinger gesprochen und geschrieben: aber er mag wohl ursprünglich lateinisch gewesen seyn und Cruciger (Kreuzträger) gelautet haben. So pflegte er sich auch in seinen Schriften zu nennen, und seine Geschichte lehrt, daß er ein rechter Kreuzträger war.
Sein Geschlecht stammte aus Böhmen und seine Vorältern waren in Folge des Hussitenkrieges von dort nach Leipzig ausgewandert: daselbst lebte sein Vater, Georg, als geachteter Bürger, und daselbst ist Caspar am 1. Januar 1504 gegen ein Uhr Morgens geboren. Der Knabe war schwächlich, schweigsam und in sich gekehrt, und, da man Kinder gewöhnlich nach ihrer äußeren Lebhaftigkeit beurtheilt, so meinten seine Aeltern, es mangle ihm an Geist und Gaben. Doch wollten sie nichts an seiner Erziehung fehlen lassen: denn sie waren gottesfürchtig und gewissenhaft und der Hoffnung einer neuen bessern Zeit zugekehrt. Als er sieben Jahre alt war, übergaben sie ihn dem Unterricht des trefflichen Georg Held aus Forchheim in Baiern (gewöhnlich Forchhemius genannt), den auch der fromme Fürst Georg von Anhalt als seinen Lehrer rühmt. Da machte er in Grammatik, Dialektik und Arithmetik so überraschende Fortschritte, daß sein Lehrer, als er nur zwölf Jahr alt war, die Aeltern bewog, ihn zum Studium der neu erwachten classischen Literatur der Römer durch den ausgezeichneten Gelehrten Caspar Börner anleiten zu lassen. Im Griechischen genoß er auf kurze Zeit den Unterricht des Engländers Richard Crok und nach dessen Rückkehr in sein Vaterland seit 1517 des berühmten Petrus Mosellanus, der damals die Professur der griechischen Sprache als junger Mann von 24 Jahren antrat. Sein Mitschüler Joachim Camerarius sagt von ihm, er sei damals scheinbar weit weniger geweckt gewesen als seine Mitschüler, habe aber mehr gelernt, als sie Alle. Petrus Mosellanus erkannte ganz den edlen sinnigen Jüngling, führte ihn rasch in der Kenntniß des Alterthums vorwärts und liebte ihn wie einen Sohn. Im Jahre 1519 war der junge Creuziger Zeuge der Leipziger Disputation zwischen Luther und Eck, und nach der Geistesrichtung, die ihm durch den Sinn seiner Aeltern und durch seine Lehrer eingepflanzt war, mußte sein Herz sich ganz dem hellen Lichte, das von Wittenberg aus der Kirche aufging, zuwenden.
Schon in einem Alter von zwölf Jahren war er nach damaliger Sitte unter die akademischen Bürger der Universität Leipzig aufgenommen worden: aber die Männer, die hier in den Facultäten herrschten, hingen, wie ihr Landesherr, Herzog Georg von Sachsen, dem Alten an und suchten den aufstrebenden Geist des neuen Geschlechts zu unterdrücken. Die Hoffenden sehnten sich aus dieser Stickluft heraus und Creuzigers Aeltern benutzten im Sommer des Jahres 1521 die Pest, die damals in Leipzig viele Opfer forderte, als einen Vorwand, um ohne Aufsehn sich in die auch für den Geist gesundere Luft von Wittenberg zu übersiedeln. Wer hätte damals geahnet, daß der siebzehnjährige schweigsame Bürgerssohn nach achtzehn Jahren als Reformator der Stadt und Universität Leipzig zurückkehren würde!
Luther war eben auf der Wartburg und übersetzte dort das Neue Testament: er traf erst in der Passionszeit des folgenden Jahres überraschend ein, um in achttägigen Predigten die Unordnungen, die Schwärmer und Bilderstürmer in seiner Abwesenheit angerichtet hatten, zu bekämpfen. Aber unter Melanchthons Leitung ergab sich Creuziger sogleich mit vollem Eifer dem Studium der lebendigen biblischen Theologie und der hebräischen Sprache als ein gläubiger Jünger des Evangeliums. Doch sah er auch in der Natur ein Buch Gottes und beschäftigte sich nebenbei viel mit Pflanzenkunde und Mathematik: er hat in Wittenberg zwei botanische Gärten angelegt: noch in späteren Jahren bereitete er selbst Arzneien, und trieb mit großem Ernst astronomische Studien, in welchen er es zu einer bedeutenden Höhe brachte. Es ist staunenswerth, mit welcher Schnelligkeit und Leichtigkeit sein gesammelter eindringender Geist sich jede Art des Wissens aneignete.
Nachdem die Stadt Magdeburg unter lebhaftem Widerstande des Erzbischofs und des Clerus im J. 1522 die evangelische Lehre angenommen hatte, suchte der Magistrat einen tüchtigen Rector für die dortige Schule zu St. Johann und berief im Jahre 1524 den zwanzigjährigen Creuziger mit großen Erwartungen, die aber von seinen Leistungen noch übertroffen wurden. Erwachsene, selbst Geistliche, nahmen an seinem Unterrichte Theil; die Zahl der Schüler wuchs so, daß der Hörsaal zu enge wurde, und man die weiteren Räume des Augustinerklosters benutzen mußte. Dabei predigte Creuziger fast jeden Sonntag zweimal in der St. Stephanskirche, und die Klarheit und sanfte Wärme seines Vortrags zog so viele Zuhörer an, daß die Kirche sie kaum fassen konnte. Aber schon am 13. April 1528 kehrte er, auf Luthers Anlaß, nach Wittenberg zurück, um die Predigten in der Schloßkirche und Vorlesungen über die heilige Schrift alten und neuen Testaments zu übernehmen. In einem Alter von 26 Jahren wurde er Decan der philosophischen Facultät, drei Jahre später Doctor der Theologie und zum ersten Male Rector der Universität, welches Amt er überhaupt viermal, zuletzt zwei Jahre hinter einander, in Luthers Todesjahr (1546) und während des unglücklichen schmalkaldischen Krieges (1547), verwaltet hat.
Creuziger war aber auch der Stenograph der sächsischen Reformatoren und hat durch seine Gewandtheit im Abkürzen und Schnellschreiben oft bei Religionsgesprächen die besten Dienste geleistet. Als Doctor und Professor der Theologie, als Prediger der Schloßkirche und gewesener Rector der Universität hielt er sich nicht für zu gut, die Predigten, die Luther in der Schloßkirche vor fürstlichen Personen hielt, wörtlich nachzuschreiben und dann für den Druck zu ordnen. So sind Luthers Auslegung des 65sten Psalmen, vor dem Fürsten von Anhalt gehalten (1534), seine drei Predigten von der heiligen Taufe gegen die Wiedertäufer (1535) und seine Predigt über den 118ten Psalmen durch Creuzigers Dienst auf die Nachwelt gekommen. Bei dem Religionsgespräch, das vom 14. bis 17. Januar 1541 in Worms zwischen Melanchthon und Eck gehalten wurde, führte er auch das bescheidene Amt eines Nachschreibers, folgte aber dem Gespräch so aufmerksam, erinnerte Melanchthon so klug an die Einwürfe, die zu widerlegen waren, und unterstützte ihn so mit seinem Rath, daß der dabei anwesende Cardinal Granvella die Aeußerung nicht zurückhalten konnte: „die Lutheraner haben einen Schreiber, der mehr versteht, als alle Päpstlichen zusammen.“
Bei den Verhandlungen, die vom 2. bis 4. October 1529 mit Zwingli und Oecolampadius in Marburg gepflogen wurden, so wie bei der Vereinigung, die um das Himmelfahrtsfest 1536 mit Martin Bucer und anderen oberdeutschen Theologen zur Beilegung des Abendmahlsstreites in Wittenberg zu Stande kam, war Creuziger unter Luthers Freunden und Rathgebern. Während der Reichstage von Speier (1529) und Augsburg (1530) blieb er aber daheim, um durch seine Vorlesungen die Lücke auszufüllen, die durch Melanchthons Abwesenheit entstand. Als Luther eine neue Ausgabe seiner Bibelübersetzung für das Jahr 1541 besorgte, war er Einer von den sechs Theologen, mit denen sich der theure Gottesmann berieth, um die richtigste Auslegung und das treffendste Wort überall zu finden. Nebst ihm versammelten sich zu diesem heiligen Werke bei Luther die drei Häupter der Wittenbergischen Theologen, Philipp Melanchthon, Johann Bugenhagen, Justus Jonas, und die beiden Orientalisten Matthäus Aurogallus (Goldhahn) und Johann Förster. Bei den erneuerten Abendmahls-Streitigkeiten gegen die Schweizer und oberdeutschen Reformatoren stand aber Creuziger auf Melanchthons Seite und Beide merkten es Luthern wohl an, daß er im Stillen Etwas gegen sie habe: sie fürchteten auch, daß er einmal öffentlich gegen sie auftreten würde. Aber Luther beherrschte sich doch, wozu ihn theils die Sorge für den Kirchenfrieden bewegen mochte, theils wohl auch die Ueberzeugung, daß es nicht wohl gethan sey, bei dem Lehrbegriff über dieses heilige Geheimniß unter Glaubensbrüdern, die übrigens eins sind, zu sein auch das Haar spalten zu wollen.
Der Herzog Georg von Sachsen, der in seinen Landen die Evangelischen unnachsichtlich verfolgt hatte, war am 17. April 1539 durch Gottes Verhängniß kinderlos gestorben und sein Bruder Heinrich, der der evangelischen Lehre ergeben war, hatte nach Erbrecht seine Lande in Besitz genommen. Jetzt galt es, die Reformation in diesem Gebiete, wo die Bevölkerung längst der großen Mehrzahl nach die Befreiung vom päpstlichen Joche verlangte, besonders auch in Leipzig einzuführen. Luther selbst und Justus Jonas brachen zuerst mit ihren Predigten am Pfingstfeste das Eis: aber das Schwierigste, die Durchführung des Werks und die Umbildung der Universität, wo viel alter Sauerteig auszufegen war, blieb Andern überlassen und auf Ansuchen des Herzogs Heinrich sandte der Kurfürst Johann Friedrich dazu Caspar Creuziger und Friedrich Myconius, Pfarrer und General-Superintendent zu Gotha, nach Leipzig. So wurde Creuziger der Reformator seiner Vaterstadt und gewann das Vertrauen von Rath und Bürgerschaft in solchem Maaße, daß sie wünschten ihn als das Haupt der städtischen Geistlichkeit auf immer zu behalten. Er wies die Bittenden an seinen Kurfürsten; dieser aber verweigerte es auf Luthers Rath, der am 4. November (1539) schrieb: „Es wäre Schade, daß Er hier sollte viel versäumen und dort wenig (?) ausrichten; es kann’s wohl zu Leipzig ein geringer Hölzlein thun, denn eine solche Stange. Damit auch diese Schule (die Universität Wittenberg) nicht gar entblößet werde, sondern weil v. Caspar in der Theologie zu lesen ein Fürbund ist, auf den ich es nach meinem Tode gesetzt habe: so ist meine unterthänige Bitte, weil es allein an E. Ch. F. G. Bewilligung liegt, E. Ch. F. G. wollten v. Casparn nicht lassen von Wittenberg reisen. Wer weiß, was Gott in kurzer Zeit machen will.“ Aus den letzten Worten möchte man schließen, daß Luther auf Creuziger seine Hoffnung auch für die Ordnung des evangelischen Kirchenregiments setzte, wofür damals durch Errichtung eines Consistoriums in Wittenberg eben die ersten, freilich noch sehr unzureichenden, Schritte gethan wurden. Sieht man aber auf das, was Gott wirklich in kurzer Zeit, ein Jahr nach Luthers Tode, gethan hat, so möchte man menschlicher Weise vermuthen, daß es weise gewesen wäre, die besten Kräfte nach Leipzig zu sammeln und dort einen zweiten Hauptheerd für die evangelische Kirche zu gründen, gleichwie die Apostel vor der Zerstörung Jerusalems einen solchen in Antiochien und später einen dritten in Ephesus gegründet haben. Creuziger kehrte vor Ende des Jahres 1539 nach Wittenberg zurück, um seine Vorlesungen fortzusetzen. Doch mußte er im Anfang des folgenden Jahres wieder zu schwierigen Verhandlungen in Leipzig sich brauchen lassen und an den Religionsgesprächen mit der päpstlichen Parthei, die in Schmalkalden, Hagenau und Worms zur Herstellung des Kirchenfriedens fruchtlos geführt wurden, Theil nehmen, gleichwie er früher (1537) bei der Abfassung der Schmalkaldischen Artikel mitgewirkt und dieselben mit unterschrieben hat, wobei es jedoch merkwürdig ist, daß bei dem von Melanchthon verfaßten Anhang, dem Tractat über die Gewalt des Papstes und der Bischöfe seine Unterschrift fehlt, ohne daß man weiß, ob dieß zufällig oder wegen abweichender Ueberzeugung geschehen ist.
Auf dem Reichstag zu Regensburg 1541, wo die päpstliche Parthei wieder eine Vereinigungsformel über die wichtigsten Lehrsätze zu Stande zu bringen suchte, während doch der Geist der Kirchen, der sich darin aussprechen sollte, eine ganz verschiedne Richtung hatte, stand Creuziger wieder an Melanchthons Seite. Wichtiger ist es, daß er in demselben Jahre mit Melanchthon im Gegensatz gegen die Meinung seines Kurfürsten und auch Luthers richtig erkannte und aussprach, daß das Recht zur Wahl eines Bischofs in Naumburg nicht dem Kurfürsten, sondern dem Domcapitel zustehe.
Nach Luthers Tode stand Creuziger nebst Melanchthon und Bugenhagen an der Spitze der evangelischen Kirche Sachsens und hatte zugleich als Rector der Universität und als Decan der theologischen Facultät die größte Last der Verwaltungs-Geschäfte zu tragen. In dem traurigen Jahre 1547, wo nach der Schlacht bei Mühlberg der Kurfürst Johann Friedrich gefangen, Wittenberg in die Hand der kaiserlichen Truppen übergeben, die Universität aufgelöst war, stand er mit Bugenhagen fast allein und im folgenden Jahre 1548 mußte er mit Melanchthon auf dem Reichstage in Augsburg alle treuen Bemühungen fruchtlos verschwenden, um das unheilvolle vom Kaiser Karl V. im Siegesstolze anbefohlene Interim zu verhindern. Viel Schweres und Trauriges hätte ihm noch bevorgestanden, viel Gutes aber hätte er auch noch im Dienste der Kirche leisten können, wenn es Gott nicht gefallen hätte, ihn in der Blüthe des männlichen Alters kurz vor beendigtem 45sten Jahre seines Lebens heimzurufen.
Creuziger hatte von Natur ein schweres Gemüth, wie solches Hieronymus Weller mit folgenden Worten andeutet: „Mit Recht hieß er Cruciger, Kreuzträger: denn er trug sein großes und schweres Kreuz. Nicht nur war er stets kränklich, sondern er hatte auch viel häusliche Noth. Er hatte auch seinen Satan, der ihn mit Fäusten schlug. So sagte Luther einmal zu mir über Tische: Hieronymus, du hast deinen Quälgeist, so gut wie ich und Creuziger und Philipp.“ Und doch war er allezeit gelassen. Sein Emblem war die Taube mit dem Oelblatt, die der Arche Noah’s zufliegt, mit dem Sinnspruch aus Homer: „Alles, was Gott schickt, ist das Beste!“ In diesem Sinne lebte Er und mit ihm seine Ehefrau Elisabeth geborne von Meseritz, die Verfasserin des glaubens- und schwungvollen Kirchenliedes: „Herr Christ, der Einige Gottes, Vaters in Ewigkeit, Aus seinem Herzen entsprossen, gleichwie geschrieben steht“ rc. Sie gebar ihm zwei Töchter und einen Sohn und ist im J. 1558 als Wittwe gestorben. Eine der Töchter, Namens Elisabeth, hat sich mit Luthers ältestem Sohne Johannes verheirathet, welcher als gothaischer Hofrath und preußischer Geheimer Rath in Königsberg am 29. October 1575 gestorben ist. Creuzigers Sohn, im J. 1528 zu Wittenberg geboren, und wie sein Vater Caspar genannt, wurde Doctor und Professor der Theologie und bestieg 1561 Melanchthons Lehrstuhl, wurde aber später wegen Hinneigung zum Calvinismus verbannt, trat zur reformirten Kirche über und ist im J. 1597 in Cassel als Pastor und Präses des Consistoriums gestorben. Er hatte also ein ähnliches Schicksal, wie Melanchthons Schwiegersohn, der Arzt Caspar Peucer. Weil die lutherische Confession die melanchthonsche vermittelnde Richtung in ihrem Schooße nicht duldete, so mußte sich dieselbe nach kurzer Herrschaft in den Calvinismus flüchten, da eine dazwischen liegende Confession, wie sie später der Kurfürst von Brandenburg Sigismund zu stiften versuchte, nicht vorhanden war. Was Luther in Melanchthon und Creuziger nicht gern gesehn, aber geduldet hatte, das wurde an ihren Nachkommen von Luthers Nachfolgern nicht geduldet. So kam, was kommen mußte.
Creuziger lag vor seinem Ende drei Monate hoffnungslos darnieder; aber da er in der Geduld der Heiligen ausharrte, so war sein Krankenlager höchst erbaulich, ja nicht ohne stille Freuden. An jedem Morgen ließ er seine beiden Töchter an sein Bett kommen, betete mit ihnen und ließ sie einige Hauptstücke des Katechismus hersagen. Dann stand er ein wenig auf, übersetzte Luthers Auslegung der letzten Worte Davids, las astronomische Schriften, und ging auch wohl auf kurze Zeit in’s Freie, um anbetend die Werke des allmächtigen Schöpfers zu betrachte. Mit den Vertrauten, die ihn besuchten, sprach er über allerlei Gegenstände der christlichen Heilslehre, über die wunderbare göttliche Leitung der Kirche, über die Hoffnung des ewigen Lebens und über die Gemeinschaft der Heiligen im Himmel. Endlich am 16. November 1548 erlöste ihn der Herr von allen seinen Leiden. Am 19. November wurde er in der Pfarrkirche unter allgemeiner Trauer beigesetzt und Bugenhagen hielt ihm die Gedächtnißrede über die Worte Pauli (2 Timoth. 4, 7-8.): „ich habe einen guten Kampf gekämpfet, ich habe Glauben gehalten, ich habe den Lauf vollendet.“ Das Gedächtniß des reichbegabten, unverdrossenen, bescheidenen Gehülfen der Reformatoren, des geduldigen Kreuzträgers, der sein Leben dem Dienste des Herrn geopfert hat, bleibe im Segen!
E. Schmieder in Wittenberg.
Evangelisches Jahrbuch für 1856 Herausgegeben von Ferdinand Piper Siebenter Jahrgang Berlin, Verlag von Wiegandt und Grieben 1862