Siegfried Saccus, geboren den 12. März 1527 zu Nordhausen, stammte aus einer angesehenen Bürgerfamilie. Sein Grossvater, Heinrich Sack, ein erklärter Pfaffenfeind, äusserte öfter, „es wäre unmöglich, dass der Mönche Lehre recht sei.“ Siegfried’s Vater, Thomas Sack, ein Messerschmied und dazu Rathsherr und später Bürgermeister, hatte mit dem Bürgermeister Banderatt vorzüglich dahin gewirkt, dass Laurentius Süsse, früher Prior im Augustinerkloster, 1522 zum ersten evangelischen Prediger zu St. Petri berufen war. Von Letzterem wurde auch der Knabe getauft. Den ersten Schulunterricht empfing er, bis zum 14. Jahre, in Nordhausen. Die Vermögensverhältnisse der Ältern waren ungünstig; Siegfried war daher auf den Schulen zu Wernigerode und Magdeburg an die milde Unterstützung wohlthätiger Bürger gewiesen, und als er bald nach des Vaters Tode (am 30. Juli 1547) die Universität bezog, vermochte ihm die Mutter nur dreizehn Pfennige mitzugeben. Wie in Magdeburg, wo er ein ganzes Jahr lang den ersten Platz in Prima eingenommen hatte, zeichnete er sich auch in Wittenberg aus. Mit vorzüglichem Eifer hörte er die Vorlesungen Melanchthon’s. Von Wittenberg wurde er zum Rector nach Neber in Thüringen berufen. Hier predigte er oft für den kranken, betagten Pfarrherrn, und „dieweil in derselben Kirche kein Predigtstuhl war, wie man denn im Papstthum des predigens nicht gross geachtet, ist er vor dem Chor gestanden und hat allda seine Predigt verrichtet.“ (Sebaldus). Eine Vocation Fürst Georg’s von Anhalt zum Predigtamt schlug er aus, weil er noch eine Zeitlang Schullehrer bleiben wolle. Der Fürst erwiderte: „Das ist recht, mein lieber Sohn, die Schulmeister geben die besten Prediger.“ Von Neber ging Saccus nach Jena, wo er Erhard Schnepf hörte und die hebräische Sprache privatim lehrte. 1554 begab er sich nach Wittenberg und wurde dort, vom Rathe zu Nordhausen mit Geldmitteln versehen, Magister, verwaltete dann den Conrectorat, später den Rectorat zu Magdeburg und endlich (seit 1567) die dortige oberste Dompredigerstelle. 1570 erhielt er die theologische Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit abermals der Nordhäuser Rath ihn beschenkte. Er wurde am 2. Sept. 1596, nachdem er noch Vormittags die Wochenpredigt gehalten, von Brustschmerzen befallen, sank während eines Gesprächs mit dem Conrector auf den Tisch nieder und verschied sogleich mit dem Ausrufe: Ach, Herr Jesu!
Seine Predigten waren so berühmt, dass sie Mitanlass zu dem Sprüchworte gaben: „Der predigt reell, welcher mit Sack und Back auf die Kanzel geht.“ Es wird dabei zugleich auf Reinhard Backius hingedeutet, einem namhaften Prediger, welcher 1557 zu Magdeburg verstorben ist. S. hielt sehr auf gute Ordnung im Predigen. Seiner Evangelienpostille setzte er sogar eine Abhandlung mit dem Titel vor: „Kurzer Unterricht von der Ordnung, so im Predigen kann gehalten werden.“ Hierin eifert er stark gegen unmethodische Redeweise. In Bezug auf die Methode sagt er: „Es dienet zur Erklärung auch, dass man die Predigt in gewisse Stücke austheile. Hiebei haben Etliche den Gebrauch, dass sie die fürnehmsten Lehrpunkte erzählen, Etliche aber, dass sie die Ordnung aus dem Texte nehmen. Ob nun wohl die erste Weise auch gut ist, damit der Zuhörer alsbald im Anfang höre, was man aus dem Evangelio lernen solle, so ist doch die andere Art auch nicht böse. Denn da wird der Text oder die Historia in etliche Stücke ausgetheilet und werden dann die Lehrpunkte aus dem Text genommen, welches den Einfältigen leichter zu behalten ist.“ Saccus bedient sich beider Methoden, zuweilen jedoch schon der förmlich synthetischen Predigtweise.
Schriften: Propositiones de praecipuis doctrinae articulis. Witeb. 1570. 4. Erklärung über die Sonntagsevangelia und der fürnehmsten Feste. Magdeb. 1589. 3 Thle in fol. Predigt von der Auferstehung über Ezech. Cap. 37. 1567. 12. Drei Pfingstpredigten. Eisleben 1581. 4. Zwanzig Predigten vom ewigen Leben. Magdeb. 1594. 4. Letzte Predigt des ehrwürdigen etc. Siegfridi Sacci, herausgeg. v. Langius. Magdeb. 1596. 4. Leichenpredigten. Bedenken, ob das rechte Christen sein können, die selten oder nimmermehr zum heil. Abendmahle kommen.. Erf. 1591. 4. S. Christliche Leichpredigt über dem Begräbniss des ehrwürdigen etc. D. Siegfridi Sacci, weiland Thumpredigers im Primat und Erzstift Magdeburg, gehalten von Laurentius Sebaldus, Diaconus im Thumb daselbst (über 1. Cor. 3,16). Magdeb. 1596. 4. Kindervater, Nordhusa illustris. S. 225.
Die bedeutendsten Kanzelredner
der
lutherschen Kirche des Reformationszeitalters,
in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten
dargestellt
von
Wilhelm Beste,
Pastor an der Hauptkirche zu Wolfenbüttel und ordentlichem Mitgliede der
historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig
Leipzig,
Verlag von Gustav Mayer.
1856