Girolamo Savonarola

Hieronymus Savonarola

Die römische Kirche hat in der Zeit ihrer Macht unternommen, die Reiche dieser Welt zu beherrschen und das Haupt der Fürsten zu beugen. Daher auch derjenige, der das Verderben dieser Kirche kannte und eine edlere Gestalt der Kirche im Herzen trug, versucht sein konnte, mit derselben mächtigen Hand die Kirche wie den Staat zu reformiren.

Hieronymus Savonarola, geboren zu Ferrara am 21. Sept. 1452, war nach dem Vorbilde seines Großvaters, eines hochangesehenen Arztes an der Universität Padua und am Hofe des Herzogs von Este, zu einer stattlichen weltlichen Bahn bestimmt. Der Jüngling entfloh aus dem väterlichen Hause. Ein Brief aus Bologna meldet, daß er eingetreten ist in’s Dominicanerkloster, die Armuth hat er zu seiner Braut erwählt, den Leib will er dran geben, die unsterbliche Seele zu retten, der Vater möge die Mutter trösten, beider Segen mit ihm sein, immer will er für ihre Seelen beten. Als Grund nennt er das Verderben der Welt, insbesondre Italiens, „es bleibt uns nichts übrig, als zu klagen und die Hoffnung eines besseren Jenseits festzuhalten.“ Der Bettelorden der Dominicaner hatte damals ein reichliches Theil an den Ehren und Reichthümern der Kirche; Savonarola gedachte nur als dienender Bruder dem Kloster anzugehören, etwa beschäftigt die Kutten zu nähen, oder den Garten zu bestellen, damit er nicht aus der Aristokratie der Welt in die Aristokratie des Klosters gerathe. Er hat vierzehn Jahre ein stilles Klosterleben geführt, nach dem Gebote seiner Obern mit theologischen Studien beschäftigt, auch zuweilen als Fastenprediger versandt, da versetzten ihn die Obern nach Florenz in das Kloster des heiligen Marcus, um die jüngern Brüder zu unterrichten.

Florenz war damals eine betriebsame reiche Stadt, welche den größten Theil von Mittelitalien beherrschte, dem Rechte nach seit Jahrhunderten eine Republik, deren Staatsämter sogar durch’s Loos vertheilt wurden, aber eine Kaufmannsfamilie, die Mediceer, war durch unermeßlichen, wohlbenutzten Reichthum zur höchsten Gewalt gelangt, nun bereits als ein Erbe seines Großvaters regierte das Haupt dieser Familie, Lorenzo der Erlauchte, wie ein unbeschränkter Fürst die Republik, umgeben von allem Glanze der Kunst und Wissenschaft.

Savonarola, der heimisch war unter den Propheten des A. Testaments und voll der Zukunft, begann in der Klosterkirche am 1. August 1489 die Geheimnisse der Offenbarung Johannis auszulegen. Sein Grundgedanke ist: die Kirche Gottes muß erneut werden, vorher wird Gott mit schwerer Geißel Italien züchtigen, beides wird bald geschehen. Die Erneuerung der Kirche, an die er glaubt, ist eine sittlich religiöse, daß jedes Kirchenamt auf seine fromme Bestimmung zurückgeführt, durch den überflüssigen Reichthum der Kirche die Noth der Armen gelindert werde, jedermann Buße thue und der heilige Geist wieder die Gemeinde regiere. Daher seine Weissagung auf die Reformation zur Bußpredigt wurde. Er hat nicht daran gedacht irgend eine Glaubenssatzung seiner Kirche umzustoßen, aber sich vertiefend in die heilige Schrift hat er gepredigt, daß sie uns hinführe zu Christo, nicht zu den Heiligen; daß, wenn Christus dich nicht absolvirt, was hilft dir alle andre Absolution! daß nicht aus den äußerlichen Werken das Heil komme, sondern aus der Hingabe des Herzens an den Erlöser, aus dem Glauben. Er selbst hat bemerkt, als er vormals von den spitzfindigen Lehren menschlicher Weisheit predigte, da gefiel er einer ungeduldigen und zerstreuten Versammlung: als er sich zur Majestät der heiligen Schrift wandte, da hat er die Herzen der Menschen erschüttert, und wie der sehnsuchtsvolle Glaube an eine Wiedergeburt der Kirche sich seiner bemächtigte, erstanden ihm selber bis dahin ungekannte Kräfte des Geistes und der Rede. Die Klosterkirche wurde bald zu eng, und in die weiten Hallen des Domes mußte man Gerüste bauen, um die Menge des Volks zu fassen, das in der Sonntagsnacht auch vom Gebirge herabzog, um das Brot des Lebens hier zu suchen.

Ein Jahr nach seiner Ankunft wurde Savonarola zum Prior des Klosters gewählt. Man erinnerte ihn an die Sitte sich und das Kloster dem Staatsoberhaupte zu empfehlen. Er antwortete: „Hat mich Gott oder Lorenzo zu diesem Amt erwählt? Laßt uns das Kloster der Gnade des Höchsten empfehlen!“ Lorenzo ließ eine reiche Summe Goldes in die Casse des Klosters werfen. Bei der Eröffnung schied Savonarola das kleine Geld vom Golde, und sprach zu den Mönchen: „Jenes reicht aus für unser Bedürfniß, dieses tragt zu den Armenpflegern der Stadt, daß sie es vertheilen.“ Seine Strafpredigt richtete sich oft gegen Lorenzo, in dessen Palast er den Quell der Weltlust und Gottentfremdung fand, der sich über die Stadt ergossen habe. Als angesehene Bürger ihn ermahnten, um des öffentlichen Friedens und des Klosters willen von dieser rücksichtslosen Predigtweise abzustehen, erwiedert er: daß er gegen die Laster predige, wie es in der alten Kirche Sitte gewesen. „Sagt Lorenzo, daß er Buße thue.“ Und als sie hinwiesen auf die ihm drohende Landesverweisung, entgegnet er: „Was kümmert mich das! Aber Lorenzo mag wissen: er ist der erste Bürger des Staats, ich ein Fremder, ein armer Mönch, doch ich werde bleiben, und er davon gehen müssen.“

Die Rede erfüllte sich rasch, und wohl anders, als sie gemeint war. Lorenzo lag auf seinem Sterbebette, manche ungerechte That lastete auf seiner Seele, er schickte nach dem Prior des Marcusklosters, denn nie hab‘ er einen wahren Mönch gesehn als diesen, bei ihm sucht er das Wort der göttlichen Erbarmung. Savonarola setzte drei Bedingungen, unter denen er ihm die Vergebung seiner Sünden verkündigen dürfe. Vorerst, daß er einen lebendigen Glauben habe, Gott wolle ihm vergeben. Lorenzo antwortete: „Ich glaube also.“ Sodann, daß er alles ungerecht Erworbene wiedererstatte, seinen Kindern werde soviel übrig bleiben als Bürgern zieme. Nach einigem Bedenken sprach Lorenzo: „Auch das will ich thun.“ Zum letzten, daß er die Freiheit von Florenz und die volksthümliche Verfassung wiederherstelle. Da wandte sich Lorenzo ab, und der Mönch verließ ihn.

Nach Lorenzos Ableben erbte sein Erstgeborner, Pietro, seine Macht, aber nicht seine Weisheit, um unter den Formen der Freiheit den Staat zu regieren. Wenn Savonarola von dem Gerichte Gottes redete, das über Italien hereinbrechen werde, sprach er auch: „Das Schwert des Herrn kommt über die Erde und rasch!“ und von einem großen Könige, der über die Berge kommen werde, um die Tyrannen Italiens zu züchtigen und die Kirche mit dem Degen zu reformiren. Er hat noch in einer Zeit tiefen Friedens so gepredigt, im Sommer 1494 zog der König von Frankreich Karl VIII. mit einem mächtigen Heere über die Alpen, um Neapel als sein Erbe und die Oberherrschaft über Italien zu erobern. Indem diese neue Macht in Italien alles Bestehende in Ungewißheit stellte, erhob sich das Volk von Florenz und vertrieb seinen jungen Fürsten. An der Spitze einer Gesandtschaft an Karl VIII. begrüßte ihn Savonarola als den von Gott gesandten König um Italien und die Kirche zu erneuen. Er soll die Hochmüthigen von ihrem Stuhle stoßen und die Demüthigen erheben, aber im Dienste einer höhern Sache als einer bloß zeitlichen Eroberung Barmherzigkeit üben, insbesondre gegen Florenz, dann wird der ihm Sieg geben, der am Kreuzesstamme den Sieg für ihn errungen. Der König empfing den Mönch als seinen Propheten und überließ den Florentinern die Anordnung ihres Staats. Savonarola berief das Volk in den Dom, er sagt Großes von der Monarchie, aber die besondern Verhältnisse von Florenz fordern ein Volksregiment. Gott allein will der König sein von Florenz, wie er der König von Israel war, und zu Samuel sprach, als sie einen irdischen König wollten, hat dieses Volk denn mich verworfen? Bisher habe man geschwankt zwischen den Anmaßungen Einzelner und der Zügellosigkeit des Volks. Fortan solle der Staat gegründet werden auf Gottesfurcht und Gemeinsinn, ein Gottesstaat. In diesem Sinne wurde die Republik eingerichtet, die höchste Gewalt in der Volksversammlung der erbgeseßnen Bürgerschaft, aus ihr gingen durch Wahl und Loos die Behörden hervor im raschen Monatswechsel.

Savonarola mischte sich nicht in die Einzelheiten der Verwaltung, er verstehe das nicht, aber der Staat hing von seinen Rathschlägen ab. Auch seiner Gesinnung fernstehende Zeitgenossen sprechen mit Bewunderung von seiner sittlichen Macht, wie unrechtmäßiges Gut herausgegeben wurde, Todfeinde einander in die Arme fielen, und eine wunderbare Liebe des irdischen wie des überirdischen Vaterlandes die Menschen ergriff. Spiel und Tanz hatten ein Ende, auch auf dem Lande verstummten die Volks- und Liebeslieder, man hörte nur noch geistliche Gesänge. In der Fastnacht wurden allerlei weltliche Dinge, die jedermann freiwillig hergab, Karten, Würfel, Frauenschmuck, verführerische Bücher und Bilder, unter ihnen Werke von unschätzbarem Kunstwerth, im feierlichen Gepränge verbrannt.

Savonarola ward vom Propheten der Reformation zum Reformator, noch in streng katholischer Gesinnung. Er schärfte vielmehr die Klosterregel, und weil ihm die Prachtgebäude seines Klosters zu weltlich sind, auch die Menge der Eintretenden neue Räume fordert, legt er den Grund eines neuen Marcusklosters, das armselig werden soll wie der Stall zu Bethlehem. Was er allein gern hatte von den Gütern der Erde, Bücher und Bilder der Heiligen, das gab er weg. Aber wie Florenz ihm nur der Gottesheerd war, von welchem die heilige Flamme zur Wiedergeburt der Kirche ausgehn sollte, so mußte seine Strafpredigt gegen das entartete Priesterthum sich vor allem gegen die neue Babel richten, wo damals von allen heiligen Vätern, welche die Kirche gehabt hat, der Verworfenste regierte, Alexander VI. Savonarola schrieb auch an die Könige der abendländischen Christenheit, daß sie, statt das Greuel und Siechthum anzubeten, das auf dem erhabenen Stuhle Sanct Peters sitze, der kein Priester, ja nicht ein Christ sei und nicht an den allmächtigen Gott glaube, ein frei christlich Concilium versammeln sollten zur Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern; der König von Frankreich war nicht abgeneigt darauf einzugehen. Ein solcher Brief fiel in die Hand des Papstes, der hierauf im October 1496 ein Gebot erließ: Savonarola, der Zukünftiges verkündet und dadurch Zwietracht angestiftet habe, der ohne kirchliche Bestätigung behaupte, er fei von Gott gesandt und rede mit Gott, soll bis zum Ausgange der über ihn verhängten Untersuchung sich des Predigens enthalten, bei Strafe des Bannes.

Savonarola antwortete: daß Zukünftiges zu wissen nicht verboten sei, Gott rede mit wem er wolle, doch habe er sich nie für einen Propheten ausgegeben. Man möge anzeigen, worin er geirrt habe, und er wolle gehorsam der Kirche widerrufen. Aber der heilige Vater selbst möge nicht länger säumen das Heil seiner Seele zu bedenken. Eine Zeitlang hat er das Predigen eingestellt, dann hob er wieder an, denn die Kanzel war sein Thron. Bereits ist seine Macht bedroht. Die durch ihn verletzte weltliche Bildung und Freude war ergrimmt über das Narrenregiment des Mönchs. Die Anhänger des vertriebenen fürstlichen Hauses regten sich wieder. Alle Staaten Italiens hatten sich gegen Karl VIII. vereinigt und ihn über die Alpen zurückgeworfen, nur Florenz war noch durch seinen Propheten festgehalten an dem Bunde mit Frankreich, zum Aergerniß von ganz Italien. Die Franciscaner in Florenz hielten den von ihnen beneideten Dominicanern vor: ein Kriegsmann Gottes flicht sich nicht in weltliche Händel. Als der Papst vom Schwanken der Volksgunst hörte, schnitt er Savonarola ab vom Stamme der Kirche als ein verdorrtes Glied wegen hartnäckigen Ungehorsams und der Ketzerei verdächtig. Dieser erklärte ungerechten Bann für nichtig, vom irdischen Papste will er zum himmlischen sich wenden, d. h. zu Christo. Seinem irdischen Untergange sieht er entgegen. „Denn der Meister, der den Hammer führt, wenn er ihn gebraucht hat, wirft er ihn weg. So that er mit Jeremias, den er am Ende seiner Predigt steinigen ließ. Aber Mm wird dieses Feuer nicht löschen, und wird dieses gelöscht, so wird Gott ein andres anzünden, und es ist schon angezündet, nur daß sie es nicht wissen.“ Gerade die religiös aufgeregte Bevölkerung war jetzt genöthigt sich zu entscheiden zwischen ihrem Propheten und dem immer noch großen Ansehn der alten Kirchengewalt, welche allen Gottesdienst in Florenz stille zu legen drohte, wenn es nicht von dem Gebannten lasse.

Als die Menge noch hin und her schwankte, erbot sich ein Franciscaner gegen Savonarola zur Feuerprobe, zwar er werde dabei umkommen, doch auch sein Gegner, wenn sich nicht die Wahrheit seiner Weissagung durch ein Wunder erweise. Dieser nannte das Gott versuchen. Aber so oft vordem hat er gläubig versichert, wenn es nöthig sei, werde Gott auch durch ein Wunder die Wahrheit seiner Sache bekräftigen und ihn unversehrt selbst mitten durch’s Feuer führen, als daß er sich jetzt dem Drängen der Seinen entziehn konnte, denn seine Ordensbrüder, auch Frauen und Jungfrauen in Menge wollten die Probe für ihn bestehn. So wurde das Gottesurtheil beschlossen, das zwei Mönche beider Orden, die sich dazu erboten, wider einander bestehn sollten. Nach dem gerichtlich aufgesetzten Vertrage wollte der Dominicaner durch seine wunderbare Erhaltung diese Artikel erweisen: die Kirche bedarf einer Reformation; sie wird heimgesucht werden und nach der großen Heimsuchung wieder grünen; die Ungläubigen werden zum Evangelium bekehrt werden; Florenz wird heimgesucht werden und nach der Heimsuchung wieder blühen; dieses alles wird in unsern Tagen geschehn; der Bann wider Savonarola ist ungültig, die ihn nicht beachten sündigen nicht. Die beiden Gotteskämpfer sollten hart hinter einander einen engen Weg durch zwei brennende Scheiterhaufen gehn. Als die Stunde kam, erwartete das Volk in ungeheurer Spannung den Ausgang. Mochten beide Parteien sich vor dem Feuer fürchten, oder die Franciscaner auf diesen Erfolg gerechnet haben, über die Art, wie die Kämpfer durch die Flammen gehen sollten, in welcher Ordenskutte wegen etwanigen Schutzes durch Zaubermittel, ob mit dem Crucifixe, ob mit dem Leibe des Herrn? darüber wurden von beiden Seiten so viele Schwierigkeiten erhoben, daß über dem Gezänk Stunde für Stunde hinging, endlich am Abende kam ein Platzregen und die Staatsregierung gebot beiden Theilen nach Hause zu ziehn. Die ganze Last der getäuschten Erwartung des Volks, das sich um ein Wunder oder um ein furchtbares Schauspiel gebracht sah, fiel auf die Partei Savonarolas, denn nur sie hatte Wunderbares zu vertreten. An diesem Tage verließ das Volk seinen Propheten. Er wurde schon auf dem Heimwege verhöhnt, in der folgenden Nacht, am Palmensonntage, die Marcuskirche überfallen, Savonarola verhaftet, und seine Todfeinde bemächtigten sich der Regierung. Seine Geständnisse wurden öffentlich verlesen, nach denen seine Weissagung nicht aus göttlicher Eingebung, sondern aus Gründen der Vernunft und heiligen Schrift geschöpft, Ruhm vor der Welt und Herrschermacht sein einziger Zweck gewesen sei. Er war siebenmal während der heiligen Woche auf die Folter gespannt worden, und als er die Geständnisse als erzwungen zurücknehmen wollte, mit fortgesetzter Qual bedroht.

Die letzte Entscheidung wurde noch verzögert, weil der Papst eine Untersuchungscommission schicken wollte. Im Gefängnisse schrieb Savonarola eine Auslegung des 51. Psalms. Es ist die Stimme eines geängsteten Herzens, das seine mächtige Vergangenheit des Hochmuths beschuldigend zu Gott schreit, und die allgemeine Schuld der Menschheit mitfühlend im Gekreuzigten den Frieden findet. Luther, der dieses Büchlein von neuem in Druck gegeben hat, schrieb dazu: „das ist ein Exempel der evangelischen Lehre und christlichen Frömmigkeit. Denn hie siehst du ihn einhertreten nicht als einen Predigermönch im Vertrauen auf sein Gelübde, Mönchskutte, Messen und die guten Werke seines Ordens, sondern im Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit als einen gemeinen Christen.“

Der päpstliche Bevollmächtigte verurtheilte Savonarola wegen Ketzerei, das weltliche Gericht nur im allgemeinen wegen erwiesener Schandthaten, mit ihm zwei seiner vertrauten Mönche. Als ihr Todesmorgen kam, der 23. Mai 1498, der Tag vor Himmelfahrt, hat er ihnen und sich selbst das heilige Abendmahl gereicht. Er gebot ihnen schweigend zu sterben, wie Christus, der weit unschuldiger gewesen, sich als ein Lamm zur Schlachtbank führen ließ und seinen Mund nicht aufthat. Von sich hat er nur gesagt: „Mein Herr hat für meine Sünden sterben wollen, wie sollte ich nicht willig das arme Leben lassen für ihn.“ Er wurde in Mitten seiner beiden Todesgenossen gehängt, der Leib am Galgen verbrannt, die Asche in den Arno geworfen.

Die Spuren seiner Wirksamkeit sind früh verloschen. Dieses Vergebliche lag nicht bloß in seiner Vermischung von Reformation und Revolution, nicht zu früh gekommen, war er doch nach seiner Bestimmung bloß ein Vorläufer und ein Opfer. Sein Gedächtniß ist den Florentinern und seinem Orden heilig geblieben. Luther schrieb in jener Vorrede: „Der damalige Antichrist durfte sich Hoffnung machen das Andenken dieses so großen Mannes würde verlöschen, auch unter dem Fluch sein; aber siehe er lebt und sein Gedächtniß ist ein Segen. Christus spricht ihn heilig durch uns, sollten gleich die Päpste und Papisten mit einander darüber zerbersten.“

  1. Hase in Jena.

Die Zeugen der Wahrheit
Dritter Band
Piper, Ferdinand (Herausgeber)
Verlag von Bernhard Tauchnitz
Leipzig 1874