Johann Jacob Rambach war den 7. März 1737 zu Teupitz in der Mittelmark geboren, und ein Sohn des zu Breslau 1775 verstorbenen Oberconsistorialraths Friedrich Eberhard R. Die erste Zeit der Kindheit und einen Theil seines Jünglingsalters verlebte Rambach in Magdeburg. Sein Vater, damals zweiter Prediger an der dortigen Heiligengeistkirche wirkte durch das Beispiel einer ungeheuchelten Gottesfurcht, eines unermüdeten Fleißes und einer ausgezeichneten Bildung wohlthätig auf die Entwicklung der geistigen und moralischen Anlagen des Knaben. Auf seinen Entschluß, sich der Theologie zu widmen, hatte vielleicht das Beispiel seines Vaters und die Achtung, die derselbe bei seinen Gemeindegliedern und Mitbürgern genoß, keinen geringen Einfluß. Den ersten Unterricht verdankte Rambach der Schule zu Magdeburg und seit dem J. 1749 dem Pädagogium des Liebfrauen-Klosters. An Folgsamkeit, guten Sitten, Fleiß und Lernbegierde übertraf ihn nicht leicht einer seiner Mitschüler. Wilde, ausschweifende Vergnügungen hatten keinen Reiz für ihn. Desto mehr Geschmack fand er an geistiger Unterhaltung und an dem Genusse der Natur.
Bereits im J. 1754 bezog Rambach die Universität Halle. Unter seinen dortigen Lehrern Baumgarten, Meier, Stiebritz, Wiedeburg, Simonis, Weber u.a. scheint Baumgarten durch seine seltene Gelehrsamkeit, seinen ungemeinen Scharfsinn und seine theologische Denkungsart den größten Einfluß auf Rambachs Bildung gehabt zu haben. Auch in spätern Jahren pflegte er dieses Gelehrten, den er noch vor der Beendigung seiner akademischen Laufbahn zu Grabe tragen sah, nie anders, als mit der größten Hochachtung, Ehrfurcht und Bewunderung zu gedenken. Seinen Fleiß und seine Kenntnisse zeigte Rambach in einer lateinischen Abhandlung über die außerordentlichen Gebräuche bei der Taufe und dem Abendmahle, welche er noch während seines Aufenthalts in Halle schrieb.
Im J. 1759 erhielt er eine Lehrerstelle an dem Pädagogium des Liebfrauen-Klosters zu Magdeburg. Als er ein Jahr später Rector dieser Anstalt geworden war, rechtfertigte er durch den ungetheilten Beifall, den er sich durch seine Amtsführung erwarb, die Wahl des Convents. Ein bei weitem größerer Wirkungskreis eröffnete sich indeß seiner Thätigkeit, als er, auf Empfehlung des Oberhofpredigers A.F.W. Sack zu Berlin, der ihn während seines Aufenthalts in Magdeburg als ausgezeichneten Schulmann kennen gelernt hatte, im J. 1765 Rector des Gymnasiums zu Quedlinburg ward. Diese damals sehr tief gesunkene Anstalt wieder zu ihrem frühern Flor zu erheben, scheute er keine Zeit und Mühe. Der von ihm entworfene neue Schulplan wurde von dem Consistorium und der Regierung genehmigt. Ein reifes Urtheil und eine verständige Berücksichtigung des Geschmacks und der Bedürfnisse des fortschreitenden Zeitgeistes war in jenem Plane nicht zu verkennen. Noch mehr aber wirkte Rambach durch den Geist, der seine Amtsführung beseelte, durch seinen unermüdlichen Eifer für das Beste der Schule und durch das Vertrauen, das er sich bei seinen Collegen zu erwerben wusste. Die Liebe seiner Schüler gewann er sich durch das lebhafte Interesse an den verschiedenartigsten Gegenständen des Unterrichts. Für manche Beschwerden seines Amts bot ihm die Freude, zur Aufnahme des Quedlinburger Gymnasiums wesentlich beigetragen zu haben, so reichlichen Ersatz, dass er, nach keiner Veränderung sich sehnend, auf das im J. 1771 ihm angetragene und mit größeren Vortheilen verbundene Rectorat an der Martinischule zu Braunschweig unbedenklich Verzicht leistete.
Aber den Ruf zum Oberprediger an der Nicolaikirche in Quedlinburg, der im J. 1774 an ihn erging, glaubte er, ungeachtet der Vorliebe zu sein Schulamt, doch nicht ablehnen zu dürfen. Aus diesem Verhältnisse, in welchem er das Vertrauen und die Liebe seiner Gemeine in nicht geringem Grade besaß, trat er im J. 1786 wieder heraus, um dem Rufe eines Pastors an der St. Michaeliskirche in Hamburg zu folgen. Dort bot er alle Kräfte auf, um den Pflichten eines viel angreifendern Amts, als sein bisheriges gewesen war, Genüge zu leisten. Ohne sich eines starken Körperbau’s rühmen zu können, blieb er, mit wenigen Ausnahmen, auch in Hamburg von eigentlichen Krankheiten verschont. Dort war er ein Zeuge mancher freudiger Ereignisse. Dazu gehörten besonders die Einweihung des Thurms der Michaeliskirche (1786), die Feier seiner 25jährigen Hamburgischen Amtsführung (1805) und sein 50jähriges Lehramtsjübiläum (1809). Als Patrioten wurden für ihn die Befreiung Hamburgs am 5. Juny 1814 und der Gedächtnißtag der Leipziger Schlacht am 18. October des genannten Jahres besonders wichtig. Das Dankfest für den Sieg bei Belle-Alliance mußte er wegen einer bedeutenden Schwäche, von der er einige Wochen zuvor befallen worden, in der einsamen Stille seines Zimmers feiern.
Jener körperliche Zustand zog ein allmälig in gänzliche Erschöpfung übergehendes Dahinsinken seiner Kräfte nach sich. Durch die Stärkung, die er dem ländlichen Aufenthalte in Ottensen verdankte, war der Wunsch in ihm rege geworden, wieder zu seinen Amtspflichten zurückkehren zu können. Den Anfang machte er mit dem katechetischen Unterrichte, den er im Frühjahre 1817 fortsetzte, ohne durch die dabei erforderliche Geistesanstrengung einen nachtheiligen Einfluß auf seine Gesundheit zu spüren. Den 19. Sonntag nach Trinitatis betrat er sogar seine seit mehr als zwei Jahren verlassene Kanzel. Dort, so wie bei der Einweihung der für die Hamburger Bürgerwehr neuverfertigten Fahnen (am 18. October 1817) sprach er mit einer für seinen Gesundheitszustand, so wie für seine Jahre bedeutenden Kraft. Diese schien aber seit dem April 1818, besonders durch den Hinzutritt eines katarrhalischen Uebels immer merklicher zu schwinden, und den 6. August des genannten Jahres versank er, nachdem ihm Tags zuvor ein Schlagfluß die linke Seite des Körpers gelähmt hatte, in einen tiefen Schlummer. Der sanfte Tod, den derselbe herbeiführte, war von keiner Erscheinung begleitet, die sonst wohl dem Anblicke Sterbender etwas Widriges beizumischen pflegt.
Die bedeutendsten Kanzelredner
der
lutherschen Kirche des Reformationszeitalters,
in Biographien und einer Auswahl ihrer Predigten
dargestellt
von
Wilhelm Beste,
Pastor an der Hauptkirche zu Wolfenbüttel und ordentlichem Mitgliede der
historisch-theologischen Gesellschaft zu Leipzig
Leipzig,
Verlag von Gustav Mayer.
1856