Martin Bucer

Martin Bucer

Martin Kuhhorn, der sich Bucerus nannte, stammte aus Schlettstadt im Elsass, wo er 1491 geboren wurde und schon im fünfzehnten Jahre sich für den Predigerorden der Dominikaner bestimmte. Auf der Universität Heidelberg wurde auch er ein beredter Humanist, und durch seines Gönners Franz von Sickingen Empfehlung daselbst Hofprediger des Kurfürsten von der Pfalz. Seiner lutherischen Ansichten wegen musste er aber wieder zu Sickingen flüchten, und fand im Jahre 1523 eine bedeutende Stellung als Prediger in Strassburg.

Von jetzt an stieg sein Ansehen im südwestlichen Deutschland in’s Grosse. Er war es, der für die vier Reichsstädte, Strassburg, Konstanz, Lindau, und Memmingen, ein eigenes Glaubensbekenntniss, die Confessio Tetrapolitana, verfasste. Begabt mit vorzüglicher wissenschaftlicher Bildung, nach evangelischem Frieden sich sehnend, suchte er die streitenden Parteien zu vermitteln und nahm den thätigsten Antheil an allen Religionsgesprächen zu Marburg, Köln, Augsburg, Regensburg u. s. w. Allein wenn er nicht einmal Luther und Zwingli versöhnen konnte, gelang ihm noch weniger seine Vermittlung zwischen den Anhängern der alten und neuen Lehre. Endlich erlebte er die Freude, dass 1536 wenigstens die Wittenberger Concordienformel zum Abschluss kam. Auch im Erzstift Köln streute er protestantischen Samen aus.

Da er das Interim nicht unterschreiben wollte, ging er auf Einladung des Erzbischofs Cranmer nach England. Dort wirkte er noch zwei Jahre als Erklärer des neuen Testaments auf der Universität zu Cambridge und starb dort 1551, wie man sagte, an Gift. Die englische Universität ehrte den Deutschen durch zweitägige Leichenfeier.

Historische und biographische Erläuterungen zu
Wilhelm von Kaulbach's
Zeitalter der Reformation
von Franz Löher
Stuttgart
Verlag von Friedrich Bruckmann
1863