Margaretha Blarer

geb. 1494. gest. 1541.

In die Wette mit Zürich und Bern und andern freien Städten am Fuße der Hochgebirge, am Saume des Bodensees und am Ufer des Rheines öffnete Konstanz, die uralte mächtige Bischofsstadt der reinen Lehre des Evangeliums, dieselben Pforten, durch welche ein Jahrhundert früher Johannes Hus und Hieronymus von Prag zum Scheiterhaufen hinaus geführt worden waren. Die Prediger Dvanner, Bartholomäus Metzler, Johann Zwick, der Bürgermeister Bartholomäus Blarer pflanzten ein neues Leben, an dem selbst der Bischof Hugo von Landenberg samt seinem Domkapitel anfangs ein Wohlgefallen hatte, bis er sich in seinem Besitze und Ansehen gefährdet sah.

Das ausgebreitete und blühende Geschlecht der Blarer von Wartensee hatte mehrere seiner Sprösslinge schon auf dem Konstanzer Bischofstuhle gesehen und um 1530 waren drei Blarer zumal Äbte in Weingarten, St. Gallen und Einsiedeln. Aber ein Zweig dieses Geschlechtes übte nicht mindern Einfluss auf die schweizerische und süddeutsche Reformation. Der Ratsherr Augustin Blarer hatte drei Kinder, Ambrosius, Thomas und Margarethe, welche durch Geist, Gelehrsamkeit und Tatkraft gleich ausgezeichnet waren. Ambrosius war zum Leidwesen des Rates von Konstanz, der seine Talente der Stadt erhalten wollte, in das württembergische Benediktinerkloster Alpirsbach eingetreten, aber dort mit den Schriften Luthers und Brenzens bekannt geworden, verließ er nicht ohne Gefahr das Kloster und eilte durch die Schluchten des Schwarzwaldes seiner Vaterstadt zu. Hier erwarb er sich durch seine Predigt und durch die geistlichen Lieder, die er dichtete, vollsten Eingang und durchgreifenden Einfluss zu Gunsten der Reformation. Auch nach auswärts wurde er vielfach um Rat und Tat gebeten. Herzog Ulrich von Württemberg ließ durch ihn sein Land „ob der Steige“ reformieren, weswegen Martin Bucer von Straßburg in seinen Briefen ihn gerne den „Apostel der Schwaben“ hieß.

Sein Bruder Thomas hatte auf der Universität zu Wittenberg selber die neue Lehre kennen und lieben gelernt; wovon das Herz voll war, des ging auch sein Mund in geistlichen selbstgedichteten Liedern über. Nach Konstanz zurückgekehrt, erstieg er eine Stufe der Ehren nach der andern und ward, wie die auf dem Rathaus zu Konstanz befindliche Chronik von Christoph Schultheiß rühmt, „nit on sonder Schickung Gottes“ gerade Bürgermeister daselbst, als Ambrosius Blarer, sein Bruder, als Zwinglis Freund und Kampfgenosse Luthers der Erneuerung der Kirche seine reichen Kräfte weihte.

Im Jahre 1527 wurde, nachdem 1526 an die sittlichen Schäden des städtischen Lebens ernste Hand angelegt und das öffentliche Lusthaus geschlossen war, die Stadt trotz des mächtigen Bischofs reformiert. Die „Pfaffen“ zogen mit dem ganzen Domkapitel fort nach Reichenau und Meersburg. Sofort wurde das Schwesternhaus in der neuen Gasse aufgehoben, den Nonnen, welche fortzogen, ihr Gut herausgegeben und das Übrige dem Spital zur Unterstützung der Armen übermacht. Hierauf wurde die Klosterhaft in allen Frauenklöstern abgetan. Im Jahre 1528 wurden die katholischen Bilder und die Messe abgeschafft, und drei Jahre darauf der katholische Gottesdienst auch in den übrigen Klöstern vollends abgestellt. An der Stelle der Mönche und römischen Priester verkündigten 23 Prediger das Evangelium in den geräumten Kirchen.

Es war eine vielbewegte Zeit und zu der Erregung der Geister kam dann auch mannigchfache leibliche Not und Gefahr, wie denn immer in Zeiten großer geistiger Umwälzungen auch die äußere Natur in Unruhe kommt. Im Jahr 1538 regierte ein schmerzhaftes „Hauptstechen“ in der Stadt, so dass auf einmal im Laufe des Monats Julius über tausend Menschen daran niederlagen, doch nur wenige daran starben. Schlimmeres brach im Jahr 1540 herein.

Da war nach der Chronik von Konstanz ein gar heißer Sommer, es regnete von April bis Jakobi 20 Wochen lang fast gar nicht. Alles auf dem Felde verbrannte, an vielen Orten war gar kein Heu; der Schwarzwald ging an manchen Orten an und verbrannte fast viel. Bald nach Jakobi kam etliche Tage ein Regen, und darauf noch eine Heuernte und ein guter Herbst; der Wein war gar gut, und weil der vorige noch in den Fässern lag, sehr wohlfeil. Der Sommer war so heiß, dass auch die Fische im Wasser die Hitze nicht leiden mochten. Das Wasser wurde überall so klein, dass in Konstanz der abfließende Rhein die Mühlen unter der hölzernen Rheinbrücke nicht mehr trieb. Auf diese große Hitze folgte alsbald ein Sterben. Den Winter über war’s wieder ziemlich gut, aber im Sommer 1542 starben viel mehr denn zuvor, und bis zum Ende des Jahres waren bis an 1600 Menschen, Junge und Alte an der Pest gestorben, so dass der erst 1520 neu angelegte Gottesacker nicht ausreichte, sondern wegen der Menge der Toten ein frischer Kirchhof beim Schottenkloster benutzt werden musste. Endlich kam auch noch am 14. Dezember ein Erdbeben, doch tat es keinen Schaden. In dieser bösen Pestzeit „ward aber Jedermann so wohl durch die Prediger getröstet, dass man fest bei einander blieb und fast wenige aus der Stadt wichen.“

Die Prediger hätten bei allem Eifer nicht genug Trost bringen können, wenn sie nicht eine mächtige Hilfe durch mildtätige Frauenhand erhalten hätten. Die Reformatoren rissen nieder, nur um Neues zu bauen auf altem gutem Bibelgrunde. Als Ambrosius die Schwesternhäuser mit ihrem papistischen Brauch und Missbrauch eingehen ließ, wollte er die Sache nicht zerfallen lassen, deren Form zerschlagen werden musste. „Arme habt ihr allezeit bei euch, aber mich habt ihr nicht allezeit bei euch“ – dies war das Todesurteil für die bisherigen Samariterstätten und der göttliche Wink zu ihrer Erneuerung im Geiste der evangelischen Freiheit und Liebe.

Wie trefflich kam ihm da seine Schwester Margaretha zu Statten, welche mit denselben Gaben und Tugenden geziert, in derselben trefflichen Weise erzogen wie Ambrosius und Thomas sich jenem als Gehilfin darstellte! Margaretha, von der wir nun weiter hören wollen, stand selbst an Gelehrsamkeit ihren Brüdern nicht nach, sie las die alten römischen und griechischen Schriftsteller in der Ursprache, unterhielt mit mehreren Gelehrten einen Briefwechsel meist in lateinischer Sprache, war auch in der Dichtkunst wohl erfahren und daher von dem hochgelehrten Erasmus aus Rotterdam, von Bullinger und Gualther aus Zürich hochgeehrt. Allein weder die Achtung solcher Männer noch ihr Wissen blähte sie auf, sie „bekleidete sich mit dem größeren Schmucke der Bescheidenheit“ und machte ihrem Namen dadurch Ehre, dass sie nicht bloß im Evangelium „die gute Perle gefunden“ hatte, sondern selbst eine Perle wurde, wie ihr Name bedeutet, durch den Glanz ihrer Reinheit „ihr Vorbild guter Werke und unverfälschter Lehre“, eine Zierde ihrer Vaterstadt. Ihr höchster Schmuck war „inwendig, der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste, welcher ist köstlich vor Gott“. Mit ihrer Anspruchslosigkeit verband sie eine aufopfernde Liebe, und ihr Beispiel war ebenso erbaulich als ihr Wort belehrend. Unermüdlich im Gutestun, gastfrei und gütig gegen Vertriebene und Unglückliche aller Art, erwarb sie sich ein vorzügliches Verdienst durch Unterweisung armer Kinder im Lesen, im Arbeiten und in der Christenlehre. Ihr Gottesdienst war, die Witwen und Waisen in ihrer Trübsal besuchen; ihr Amt war, während Ambrosius das geistliche Schwert, „welches ist das Wort Gottes“, schwang und Thomas das weltliche Schwert der Obrigkeit trug, das stille, milde Amt der überall dienenden Liebe; sie, die vielleicht selbst Mitglied einer geistlichen Ordensschwesterschaft zur Übung barmherziger Liebe gewesen, jetzt trat sie mit einem Kranze von evangelischen Frauen und Jungfrauen in einen Verein zusammen und dieser weibliche Verein für Armen- und Krankenpflege machte sich bekannt durch die Hilfe, die er den einheimischen und fremden Kranken, Witwen, Waisen und von der Pest Befallenen angedeihen ließ. Margaretha war Vorsteherin des Vereins (Archidiakonissin), und in welchem Geiste, in welcher innigen Beziehung zu dem Evangelium sie ihr Werk vollführte, beweisen die in der Vadianischen Büchersammlung zu St. Gallen noch vorhandenen Briefe des Reformators Ambrosius an seine geliebte Schwester.

Ambrosius schrieb an sie von Hagenau aus am 4. Juli 1540 folgende Zeilen: „Herzlich bitt ich dich, liebe Schwester, höre nie auf, das Anliegen der Kirche Gottes auf Erden, der echt evangelischen, dem himmlischen Vater in heißen Fürbitten zu empfehlen. Du weißt, sie leidet übel Not von allen Seiten und wird angefochten von Gewalttätigen geistlichen und weltlichen Standes, von blinden Führern der Blinden. Bitte, o erbitte doch mit deinem stillen, frommen Hausvölklein, ich meine deine Hauskirche, dass die bedrängte und verfolgte wieder zur Ruhe komme, sich erhole, stark werde, aufblühe und Früchte trage fürs ewige Leben. Ja, das tust du! Ich darf dir nicht erst meine Gattin und Kinder empfehlen, jene liebst du als Schwester, diese als Mutter. Grüße mir doch deinen ganzen Haushalt mit allen deinen Armen, Kranken, Presthaften, Notleidenden, nach Erlösung Seufzenden, welche in dir eine liebende Mutter finden. Sage dem lieben Völklein, wenn es für dich bete, so soll es auch zugleich an mich, deinen Bruder, denken; ich treibe des Herrn Werk wie du, nur jedes auf seine Weise. Lebe wohl, beste liebste Schwester, o mein Herz in dem Herrn! Tue, was du tust, geflissentlich; nähre, tränke, besuche, sammle in den Hungrigen, Dürstenden, Kranken, Vertriebenen Christum, in der gewissen Zuversicht, dass dein Lohn bei ihm im Reiche seiner Herrlichkeit dir bereitet ist. Lebe recht wohl.“

Als im Jahre 1541 die Pest in Konstanz wütete, ließ die sich selbst vergessende Margaretha sich nicht abhalten, die Kranken selber zu pflegen, zu warten und aus der Schrift zu trösten. In einem Schreiben vom 5. Nov. schildert Ambrosius ihr Walten seinem Freunde Bullinger mit folgenden Worten: „Margaretha, die beste Schwester, benimmt sich jetzt wahrhaftig wie eine Archidiakonissin unserer Kirche, indem sie ihr Leben und Alles in Gefahr setzt. Täglich besucht sie jene öffentlichen Häuser, in denen die von der Pest Befallenen, gemeine Knechte und Mägde und andere Leute dieser Art gepflegt werden, und das tut sie mit Mut und erhabenem Geiste. Auch hat sie jetzt ein Mädchen, welches sie schon seit zehn Jahren unterhält, und das gegenwärtig fast in den letzten Zügen ist, in ihr Haus aufgenommen. Bitte, ich beschwöre dich, den Herrn, dass er sie, welche jetzt unser einziger Trost ist, uns nicht entreiße.“

Doch die heldenmütige Jungfrau sollte in kurzer Zeit viele Jahre erfüllen. Indem sie unablässig die Pestkranken besuchte, erkrankte sie selbst am Fieber und starb wie ein siegreicher Heerführer auf dem Schlachtfelde den 15. November 1541 in einem Alter von 47 Jahren. Wie ausgestorben fühlte sich die Stadt, als man die jungfräuliche Mutter der Armen, die Schwester der Barmherzigen hinaus auf den neuen Gottesacker zu den Schotten trug. Sie ward begraben „fast in aller Mitte“ – die so manchem Leidenden das Schlummerkissen zurecht gelegt, sollte ihre letzte Schlummerstätte inmitten derer finden, deren Tränen sie getrocknet, deren Todesschweiß sie von der kalten Stirne gewischt; deren heimziehende Seele sie mit einem letzten Labetrunk aus der lebendigen Quelle gelabt, deren Wasser ins ewige Leben strömen.
Am Tage nach der Beerdigung schrieb Ambrosius, ihr Bruder, an den gemeinschaftlichen Freund, Antistes Bullinger: „Unter denen, welche der Pest unterlagen, hat der Herr, der Geber des Lebens, auch unsere treffliche und in Wahrheit unserer Kirche getreueste Dienerin, meine leibliche Schwester Margaretha, zum großen Leidwesen Aller vom Tode zum Leben hinübergeführt, zu der für sie allerdings geeigneten, für uns jedoch ungünstigsten Zeit, was meine Seele zuweilen so erschüttert, dass ich mein Herz klopfen höre und sehr fürchte, es möchte dieser Tod eine schlimme Vorbedeutung für die ganze Stadt haben, was noch viele Wohlgesinnte mit mir besorgen. Was aber die Schwester betrifft, so sind wir völlig gewiss, dass sie nicht tot ist, sondern den Tod mit dem glücklichsten Leben vertauscht hat. Sie hat auch ihren Atem unter heiligen Reden ausgehaucht, im Vertrauen, sie sterbe nicht, so dass du gesagt hättest, sie sei sanft entschlafen und habe ihren Geist in die Hände ihres treuen Schöpfers übergeben. Uns aber ist ein so großer Trost und Segen entzogen, dass wir in unserer unbeschreiblichen Trauer mehr als „die Hälfte unseres Lebens“ verloren zu haben stets empfindlicher fühlen. Bitte du für uns, dass es uns vergönnt werde, in ihren Fußstapfen Christo nachzufolgen.“

Wahrlich, es war als ob mit Margaretha der gute Engel von der Stadt Konstanz gewichen wäre. Die trüben Ahnungen ihres Bruders gingen bald genug in Erfüllung. Kaiser Karl V. siegte, das Interim und bald darauf die Gegenreformation zog blutig in das erstürmte Konstanz ein; für Ambrosius war kein Bleiben mehr im Vaterlande, er begab sich in die Schweiz, wo auch ein Sohn des Thomas als reformierter Pfarrer im Segen wirkte. Er predigte in mehreren Orten das Evangelium und starb zu Winterthur 1564 im Kreise seiner Verwandten im hohen Alter.

Je mehr aber die Freunde entzückt gewesen waren von der Frömmigkeit und Trefflichkeit der Schwester Margaretha, desto tiefer schmerzte sie die Trauerkunde. Der Straßburger Reformator Bucer war selbst mit ihr in Briefwechsel gestanden und hatte nach Zwinglis Tode unter Anderem an sie geschrieben (Ende November 1531): „Ihr Konstanzer seid uns Zion und Jerusalem in diesen Landen, wir sind dagegen ein armes Babylon.“ Über die Hingeschiedene schrieb er nun: „O unvergleichliche Zierde, Frucht und Segen des wiedergeschenkten Evangeliums, die mit den größten Zierden der glücklichsten Zeiten der Kirche in Eine Linie gesetzt werden kann! Wahrlich, man möchte sagen, Christus war in ihr und wirkte in ihr!“ In seinem lateinischen Trostschreiben an Blarer sagt Bullinger: „Von Herzen bin ich betrübt, dass der unerbittliche Tod deine Schwester, die eine Hoffnung so vieler Dürftigen hienieden, und ein Edelstein reinsten Wassers gewesen ist, Margaretha, diese Perle der Jungfrauen, dir entrissen hat. Der Herr, der Alles nach gerechtem Gerichte tut, tröste dich und Alle, welche auf ihre Hilfe sich stützten. Es hat dem treuen Gott, der alles Gute belohnt, gefallen, die treueste Magd aus des Leibes Banden zu erlösen und vor dem hereinbrechenden Unglück wegzuraffen, damit sie nicht mehr erlebe, was wir mit unserem Undanke verdient haben. Jetzt ist sie in ihres Herrn Freude mit Loben und Danken in Ewigkeit. Freue dich mit ihr in dem Herrn -, lass die Trauer und bitte: Dein Reich komme. Mein R. Walther, unseres Zwingli Schwiegersohn, hat auf meine Bitte der heiligsten Jungfrau ein Leichengedicht gewidmet, das Gedicht soll bei Froschauer zu unserer aller Freude gedruckt werden. Der junge Mann ist herzlich deiner Familie zugetan und wünscht dir einen Dienst erweisen zu können. Zürich, 10. Dezember 1541. Ganz dein Bullinger.“ Ein anderes Freundesschreiben an A. Blarer lautet: „Es hat mich mit großem Schmerze, ja mit Schrecken erfüllt, dass deine Schwester, die Jungfrau von seltener Frömmigkeit und Bildung aus dieser Zeitlichkeit so schnell hinweggenommen ist. Sie hat als reine Jungfrau, die verderblichen Lüfte des Fleisches verachtend, Glauben gehalten und in brennender Liebe die Lenden umgürtet, mit den vom Herrn ihr verliehenen Pfunden so fleißig und fröhlich gewuchert und an der unverwelklichen Krone sich einen Schatz erworben, der nun nach überstandenen Leiden sie in den Reihen der Seligen erquickt. Indes traure ich für dich und die Armen und Elenden, dass sie einer solchen Trösterin und Helferin beraubt sind. Doch wird ihr Beispiel Andere zu gleicher Liebe und Mühe spornen und du magst darin deinen Trost finden, dass sie dir nicht verloren, nur vorangegangen ist. Augst im Januar 1542. Bonifacius Wolfart.“ Ein drittes Schreiben lautet: „Du darfst es glauben, wie schmerzlich mir und meiner Frau die Trauerfunde von dem Tode deiner Schwester fiel, dieser wahrhaft heiligen Jungfrau, die eine seltene Zierde unserer Zeit gewesen ist. Sie schwebt uns als ein Vorbild der Frömmigkeit, der Menschenfreundlichkeit, der Mildtätigkeit stets vor den Augen. Und obgleich wir aus ganzem Herzen und vollem Munde der Himmelsbraut Glück wünschen, dass sie zur Hochzeit des Lammes gekommen ist, so müssen wir doch in Betracht unserer gegenwärtigen Zustände von ganzer Seele trauern, dass wir ein so herrliches Werkzeug Christi, die uns und vielen Andern so viel Gutes getan, vermissen sollen. Doch nachdem sie schon längst die Pracht und Herrlichkeit dies ser Welt aus Liebe zu ihrem Bräutigam, in dessen seligem Genusse sie nun lebt, verachtet und für Kot geachtet hat, so dürfen wir die erwünschte und freudenreiche Trennung von dem Leibe dieses Todes ihr um so mehr gönnen, als der Erstling von denen, die da schlafen, der unser Heil ist und die Auferstehung und das Leben, uns mit allen Kräften dahin trachten heißt, wohin sie selbst durch seine heiligen Engel heimgeführt ist …. Straßburg, den 10. Febr. 1542. Conrad Hubert.“