Johann Albrecht Bengel

Johann Albrecht Bengel

Johann Albrecht Bengel, „der Begründer einer biblisch-prophetischen Schule in der protestantischen Theologie und hervorragender Exeget des N. T.,“ wurde den 14./24. Juni 1687 zu Winnenden geboren. Sein Vater, M. Albrecht Bengel, Diaconus daselbst, starb früh als ein Opfer treuer Amtsverrichtung zur Zeit einer Seuche; die Mutter, Barbara Sophia, war die Tochter des Herzoglich Württemb. Consistorialraths und Stiftspredigers, auch Abts zu Herrenalb Johann Lorenz Schmidlin, und der Barbara Sophia, geb. Hafenreffer; der Grossvater, Joseph Beugel, Stiftsverwalter in Stuttgart; die Grossmutter Christiana, eine geb. Vaihin, gest. 1661; der Urgrossvater, M. Joseph Bengel, Pfarrer in Bennigheim, gest. 1626; die Urgrossmutter Euphrosina, gel. Megenhart, gest. 1626; der Urur-Grossvater, Conrad Bengel, Vogt zu Marbach, gest. 1610; die Urur-Grossmutter, Anna, geb. Ruthart, gest. 1616; der Urur-Urgrossvater Johann Bengel, dessen in der von Erh. Cellius über den Tod Schnepf’s gehaltenen Parentation Erwähnung geschieht.

Johann Albrecht, wegen eingetretener gefährlicher Schwachheit jäh getauft, ward, nachdem er 6 Jahre alt seinen Vater durch eine Seuche verloren hatte, auch in demselben Jahre Winnenden von den Franzosen eingeäschert worden war, mit seinem Bruder dem nachmaligen Expeditionsrath und Vogte zu Sulz Joseph Bengel, gest. 1752, (vermählt mit Augusta Sophia, geb. Beerlin,) nach Marbach zur Schule geschickt. Später kam er nach Schorndorf, zuletzt nach Stuttgart, (1699), in welch‘ letzterer Stadt er das damals unter dem bekannten Rector Essich stehende Gymnasium besuchte. Im Jahre 1703 in das Herzogliche Stipendium in Tübingen aufgenommen, magistrirte er 1704, widmete sich nun ganz der Theologie, nach deren Absolvirung er 1707 zu Mezingen u. Urach vicarirte. Im folgenden Jahre wurde er Repetens im fürstlichen Stipendio, zugleich 1709 Vicar zu Nürtingen, 1711 bei der Stadtkirche zu Tübingen und im Sommer des gleichen Jahres in Stuttgart. 1713 zum Closter-Professor und Prediger zu Denkendorf ernannt, bereiste er von da aus Franken, Sachsen, Thüringen, Hessen und die untere Pfalz. Das clösterliche Amt bekleidete er 28 Jahre. Die damaligen Pröbste dieses Closters waren D. Hochstetter, Knoll, Drommer und Weissensee; seine Collegen der nachmalige Abt zu Anhausen, Liesching, der als Special in Nürtingen starb, und Steinweg.

1741 wurde Bengel zam Rath und Probst des Closters Herbrechtingen ernannt, 1747 kam er in den grossen, 1748 aber in den engeren Landschaftsausschuss; 1749 erhielt er die Prälatur Alpirsbach mit dem Wohnsitze in Stuttgart.

In seiner Lebensbeschreibung sagt er selbst u. a.: „Gegen Höhere hielt ich mich als einen geringeren, gegen meinesgleichen handelte ich je und je nach der Gleichheit, und geringere sah ich an als solche, denen zu Diensten die grösseren da sind.“

Bengel starb, nachdem ihm noch ein Jahr vorher die theologische Fakultät in Tübingen die Doctorwürde ertheilt hatte, zu Stuttgart 1752, den 2. November.

Er war, heisst es in einer der auf seinen Tod gemachten Epicedien:

Ein Auge den Blinden,
Ein Rath den Sehenden,
Ein Leiter der Schwachen,
Ein Muster den Starken,
Ein Glanz den Gelehrten,
Eine Zierde der Kirche.

Seine Werke sind weltbekannt geworden, es sind deren nicht weniger als 29. In seinem Gnomon N. T. (Scholien zum N. T.), Tübingen 1742, nahm er die Apokalypse als prophetisches Buch an, berechnete nach ihr die Dauer der Welt auf 7777 7/9 Jahre, bestimmte die Zeit Offenb. 12, 14 auf 777 7/9 Jahre; Alles was von Offenb. 12, 14-20 steht, habe sich in den Begebenheiten seit 1058 wirklich zugetragen, das übrige aber werde sich in der Folge noch vollziehen, so dass mit dem Jahre 1836 das Ende herbei komme. Die Irrthümer in seiner Zeitrechnung hat Wurm nachgewiesen. Besonderes Verdienst erwarb er sich um die Berichtigung des Textes des N. T.; die erste Ausgabe des N. T. mit dem kritischen Apparat erschien Tübingen 1734, im Auszuge von Büttig Leipz. 1736 (später ohne den Apparat Stuttg. 1734, 38, 53, 77, Leipz. 1737.) Als Dichter ist er ebenfalls bekannt geworden.

Seine Gattin war seit 1714 Johanna Regina, des Landschafts-Einnehmers Friedrich Seeger Tochter. Kinder:

  1. Sophia Elisabeth, vermählt mit dem Herzoglich Württembergischen Hof- und Reise-Arzt D. Albert Reichart Reuss.
  2. Johanna Rosina, verm. mit dem Kaiserlichen wirklichen Rath zu Esslingen Christian Gottlie ) Williardt.
  3. Maria Barbara, vermählt mit dem Specialsuperintendenten und Stadtpfarrer in Markgröningen M. Philipp David Burk.
  4. Catharina Margaretha, verm, mit dem Specialsuperintendenten und Stadtpfarrer in Sulz am Neckar M. Eberhard Friedrich Hellwag.
  5. Victor Bengel, Medic. Lt. Practicus in Stuttgart, verm. 18. April 1758, mit Magdalena Elisabetha, geb. Moser. Er starb 12. September 1759.
  6. Ernst Bengel, geb. 12. März 1735 zu Denkendorf. Derselbe trat in die Fusstapfen des Vaters und starb 1793, 1. April, als Superintendent und Abendprediger in Tübingen. Seine Gattin war Maria Friederika, Tochter des Dr. Johann Conrad Gmelin, in Tübingen. Sohn: Ernst Gottlieb von Bengel, geb. 3. Nov. 1769 zu Zavelstein, erst Prediger in Marbach 1800, hierauf erster Professor der Theologie in Tübingen, 1800 Mitglied des Senats, später Superintendent des dortigen evangelisch-theologischen Stifts und Probst der St. Georgenkirche, erhielt 1820 den Titel eines Prälaten und starb 1826, 23. März, mit Hinterlassung verschiedener Schriften. Gattin: seit 27. Febr. 1800 Johanna Elisabetha, Tochter des Decans in Neuffen Carl Friedrich Hartmann und der Sophia geb. Becherer.

Die Bengel’sche Familie blüht noch heutzutage im Mannsstamm durch den einzigen Sohn des Vorbenannten: Carl Ernst Albert Bengel, geb. 21. Sept. 1809, einen angesehenen Arzt Württembergs.