Johann Tauler wurde 1290 zu Strassburg geboren und starb dort 1361 als Siebzigjähriger nach einem schönen Leben, reich an Segen. Dominikanermönch und tüchtiger Theologe widmete er sich der Predigt und Seelsorge, und liess sich darin weder durch das Interdikt, welches der Pabst im Streit mit Kaiser Ludwig über Deutschland verhängte, noch durch die Schrecken des schwarzen Todes stören. Die Tiefe und Innigkeit seines Geistes versenkte sich in mystische Betrachtungen, Meister Eccard und ein Waldenser, Nikolaus von Basel, führten ihn „weiter in der Mystik. Immer eindringlicher wurden seine Predigten und Schriften, in welchen er zum reinen gottseligen Leben mahnte und die Verderbniss der Geistlichen und Weltlichen zu heilen trachtete. Noch jetzt findet jedes reine Gemüth Trost und Erhebung in seinen Büchern, in welchen die Sprache wie ein tiefer spiegelnder Bach dahinfliesst und die lieblichsten und machtvollsten Ideen dem Leser zuführt.
Historische und biographische Erläuterungen zu Wilhelm von Kaulbach's Zeitalter der Reformation von Franz Löher Stuttgart Verlag von Friedrich Bruckmann 1863