Johann Beck wurde am 7. Juni 1706 in Kreuzendorf bei Leobschütz in Oberschlesien geboren. Wiewohl seine Vorfahren der evangelischen Kirche angehört hatten, wurde er doch gezwungen in der katholischen Kirche erzogen. Wir wollten ihn selbst uns seine Erweckung erzählen lassen: „Ich war bei einem katholischen Geistlichen in Kreuzendorf als Kutscher in Diensten. Hier bekam ich einmal, als ich bei meiner Arbeit war, einen Trieb, im Neuen Testament zu lesen. Beim Aufschlagen bekam ich die Stelle: Off. 3, 15-18: „Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt, noch warm bist“ u. s. w. Diese Worte gingen mir wie ein Feuer durch Mark und Bein; ich fiel wie ein Todter zur Erde, und konnte in der großen Angst meines Herzens, welches Nichts als Tod und Verdammniß vor sich sah, als ein armer Wurm nur um Gnade und Erbarmen zu Gott schreien. Darauf wurde es mir so, als sähe ich meinen Heiland um meiner Sünden willen gemartert und geschlagen und gekreuzigt vor mir stehen, und sich in dieser Gestalt freundlich und herzlich zu mir neigen, mir Trost und Vergebung der Sünden zusprechen, und mich aufstehen heißen. Ein schwerer Stein fiel da von meinem Herzen und von Stund an war ich ein Zeuge der mir wiederfahrnen Gnade.“
Sein Beispiel wirkte weiter, und täglich mehrte sich der Kreis derjenigen, die den Heiland kennen lernen wollten. Endlich, als durch ihr Zeugniß beinahe zwei Dörfer waren erweckt worden, wurde die Geistlichkeit aufmerksam auf sie, und sie wurden vor Gericht gefordert. Nach einem langen Verhör wurde Beck abgeführt, mit dem Befehl, ihn in Ketten zu legen, und in ein tiefes Loch zu werfen, um daselbst von den Würmern gefressen zu werden. Auf die Ermahnung seines Geistlichen, daß er wieder so leben solle, wie ehemals, er könne dabei ja im Herzen denken, was er wolle, antwortete er: „Ich kann und will nicht anders leben und handeln, als wie ich so eben gesagt.“ Da wurde er sogleich geschlossen und ins Gefängniß gebracht. Nach vielen Leiden und Mißhandlungen gelang es ihm endlich, zu entspringen, und mit einem andern Zeugen, Hadwig, obgleich hart verfolgt, zu entfliehen. Glücklich erreichte er Herrnhut. um auch seine Schwester zu holen, kehrte er noch einmal nach Hause zurück. In der Nacht holte er sie ab, und begab sich nun unter des Herrn Schutz auf den Weg, ohne Plan und Reisegeld, baarfuß und in schlechter Kleidung, die meisten Nächte unter freiem Himmel schlafend. So gelangten sie endlich am 31. März 1732 nach Herrnhut.
Christian David sagte zu ihm, als sie drei Brüder nach Grönland gingen: „Laß dich vom Herrn recht zu bereiten, und zu einem seligen und vergnügten Kinde der Gnade machen, auf daß du uns über’s Jahr nachkommen könnest; denn in Herrnhut wirst du einmal nicht bleiben.“ Matth. Stach schrieb von Grönland, er wünsche, daß Beck auf’s Frühjahr zu ihnen käme. So reiste er denn am 10. Mai 1734 mit Friedrich Böhnisch ab, und kam am 9. August in Neuherrnhut an.
Christian David und Christian Stach wollten nach Europa zurückkehren. Desto enger schlossen sich jetzt die drei andern an einander, und verbanden sich, in der Kraft des Herrn mit gläubigem Gebet und mit Treue auszuhalten, wenn sie gleich in den ersten Jahren keinen Nutzen sehen sollten, und selbst, wenn es nöthig sei, ihr Leben bei den Heiden zu lassen. In neue Noth, ja in die augenscheinlichste Gefahr zu verhungern kamen sie um diese Zeit, da sie zwei Jahre lang von Europa keine Lebensmittel erhielten. Sie mußten mit dem Erwerb ihrer Hände ihr Leben zu fristen suchen. Doch da fehlte es sehr häufig; selten fingen sie einen Seehund; noch seltener gaben ihnen die Grönländer Etwas, sodaß sie sich oft von Muscheln und Seegras nähren mußten, wodurch ihre Kräfte so verschwanden, daß sie kaum zur Arbeit fähig waren. Endlich brachten ihnen dänische Schiffe Lebensmittel. Die Besuche bei den Grönländern waren ebenfalls mit vielen Gefahren verbunden, und meist erfolglos. Selten fanden sie offene Ohren, und noch seltener begierige Herzen. Denn entweder hatten die Grönländer bald wegen ihrer Arbeit, bald wegen der Tanzgelage keine Zeit und Lust dazu, oder sie wollten nur Neuigkeiten hören. Die aus der Ferne kamen, waren ganz unwissend und ohne Nachdenken, und was man ihnen bei einem kurzen Besuche sagen konnte, war bei dem ewigen Umherziehen bald wieder verschwunden. Diejenigen, welche beständig in der Nähe der Brüder wohnten, waren nicht besser, sondern schlechter geworden. Sie mochten nichts mehr hören, wenn man ihnen nicht Etwas schenkte. So lange man ihnen Neuigkeiten brachte, hörten sie fleißig zu, konnten es auch ertragen, wenn man ihnen einige Geschichten aus der Bibel erzählte. Wollte man aber von dem Verderben der Seele, von der Versöhnung …zu ihnen reden, da wurden sie schläfrig, oder schlichen davon. Auch machten sie sich oft lustig darüber, und ergossen sich in Spöttereien über die Heilswahrheiten.
Trotz so vieler Drangsale und niederschlagender Erfahrungen ließen die Brüder doch den Muth und das gläubige Vertrauen auf ihren Herrn nicht sinken. Und er krönte ihre Geduld und ihren Glauben endlich mit Segen. Am 2. Juni 1738 nämlich kamen mehrere Grönländer aus dem Süden nach Neuherrnhut. Die übrigen Brüder waren abwesend, Beck war allein zu Hause, und arbeitete an der Uebersetzung der hl. Schrift. Das Buch erregte die Neugierde der Fremdlinge. Sie baten den Missionar, ihren Etwas daraus vorzulesen. Er that dies, und ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein. Er fragte sie, ob sie eine unsterbliche Seele hätten. Als sie das bejaht, fragte er weiter, wo denn ihre unsterbliche Seele hinkommen würde, wenn sie stürben. Einige meinten, sie fahre hinauf, Andere, sie fahre hinunter. Nach einigen Worten der Belehrung fragte er wiederum, wer Himmel und Erde und die Menschen gemacht habe. Als sie antworteten, das wüßten sie nicht, erzählte ihnen Beck von der Schöpfung der Welt und des Menschen, wie Gott Alles und besonders die Menschen, gut erschaffen habe, wie sie aber aus Ungehorsam gegen seine Gebote in’s Elend gerathen seien. Er habe sich jedoch über die Sünder erbarmt, und aus Liebe zu ihnen sei er vom Himmel gekommen, und Mensch geworden, damit er die Menschen erlösen könnte. Wenn wir selig werden wollten, so müßten wir an ihn glauben. Nach diesen Gesprächen stellte er den Heiden das Leiden und Sterben des Heilandes vor die Augen. Dann nahm er das Evangelium, und las ihnen den Seelenkampf des Herrn in Gethsemane vor. Einem der Anwesenden, Kajarnak, ging das Wort durchs Herz. Als Beck zu reden aufgehört hatte, fragte er, näher an den Tisch tretend, voll Verwunderung mit bewegter Stimme: „Wie war das? Sage mir das noch einmal! Denn ich möchte auch gern selig werden.“ Eine solche Frage hatte Beck noch von keinem Grönländer gehört; sie drang ihm durch Mark und Bein, und setzte ihn in solche Bewegung, daß er ihnen die ganze Leidensgeschichte in den Rath Gottes von unserer Seligkeit mit Thränen in den Augen darlegte. Unterdeß kamen die andern Brüder, Böhnisch und Stach, von ihren Geschäften nach Hause, und fingen mit Freuden an, den Heiden den Weg zur Seligkeit noch weiter auszulegen. Einige derselben legten die Hände auf den Mund, wie sie zu thun pflegten, wenn sie sich über eine sonderbare Geschichte sehr verwundern; Andere, welche von dem Evangelium Nichts hören wollten, schlichen davon. Wieder Andere kamen, und baten die Brüder, sie möchten ihnen doch einige Gebete vorsagen, die sie beten könnten. Kurz, es war eine Bewegung unter ihnen, wie sie noch nicht dagewesen war. Als die Heiden fortgingen, versprachen sie, bald wiederzukommen.
Das Wort vom Kreuz bewies sich an Kajarnak als eine Gotteskraft. Es trieb ihn bald, auch seinen Landsleuten zu erzählen, was der Herr seiner Seele Gutes gethan hatte. Er entschloß sich auch, bei den Brüdern zu bleiben. Zu dem Ende holte er seine Familie und Zeltgenossen, die aus neun Personen bestanden, nach Neuherrnhut ab, und zog noch mehrere Heiden nach sich. Mit ihnen fingen die Brüder tägliche Betstunden, und mit den Kindern eine Schule an. Da zu Anfang des Jahres 1739 eine ganz außerordentliche Kälte und eine große Hungersnoth entstand, so nahmen die Grönländer oft ihre Zuflucht zu den Brüdern, und ihre zwei Häuser waren eine Zeit lang so voll, daß sie sich kaum regen konnten. Da halfen sie ihnen nach ihren Kräften, besonders aber priesen sie den Armen den gekreuzigten Heiland als das wahre Brod des Lebens an, wobei ihnen Kajarnak getreu und mit vieler Wärme zur Seite stand. Bei letzterem und den Seinigen zeigte sich immer mehr eine kräftige Arbeit an der Gnade. Deßhalb nahmen die Brüder sie in die Vorbereitung zur Taufe, zu der sie am 29. März, am ersten Ostertage, schritten. Die vier Täuflinge legten vor der ganzen Versammlung einfältig das Bekenntniß von dem Grund ihrer Hoffnung und ihres Glaubens ab, versprachen, allem heidnischen Wesen abzusagen, bei ihren Lehrern beständig zu bleiben, und dem Evangelium würdig zu wandeln. Darauf wurden sie durch die Taufe in die christliche Kirche aufgenommen. Kajarnak erhielt den Namen: Samuel, seine Frau: Anna, sein Sohn: Matthäus, seine Tochter: Sarah.
Die Freude der Brüder über diese Erstlinge war groß, aber von kurzer Dauer. Samuel Kajarnak mußte nämlich aus Furcht vor Mördern, die seinen Schwager, auch einen Schüler der Brüder, hinterlistiger Weise ermordet hatten, mit seiner Familie nach dem Süden entfliehen. Die Brüder wußten, welchen Versuchungen er unter den Heiden ausgesetzt seyn würde, und hatte wenig Hoffnung, ihn je wieder zu sehen. Dazu kam, daß sie einige Wochen hindurch die ganze Gegend von Grönländern entblößt sahen; alle ihre mühevolle Arbeit schien wieder vergebens zu seyn. Doch fanden sich gegen den Winter wieder viele ein, und neue Familien blieben bei ihnen. Sie hörten das Evangelium bald mit mehr, bald mit weniger Aufmerksamkeit an, und die Brüder freuten sich, und hofften auf eine reichliche Ernte. Im folgenden Jahre trat auch ganz unvermutet Kajarnak in ihr Zimmer. Er hatte bei der langen Abwesenheit nicht nur keinen Schaden an seiner Seele gelitten, sondern mit seinem Zeugnisse unter den Heiden Segen gewirkt. Er machte ihnen durch sein Bekenntnis große Freude. Wenn er Etwas auf dem Herzen hatte, so pflegte er zu sagen: „Mein Heiland, ich weiß, daß dir Alles möglich ist. Weil du uns nun befohlen hast, zu beten, wenn und was fehlt, so bitte ich dich, erhöre mich jetzt!“ Als seine Frau Anna auf das Krankenlager geworfen wurde, hörte er nicht eher mit seiner Fürbitte auf, als bis sie genesen war. Man konnte sagen, er habe sie gesund gebetet. –
Die zweite Garbe, die die Brüder in die Scheuern ihres Herrn einsammelten, war die Jungfrau Pussinek. Sie bat die Brüder, sie in Dienst zu nehmen, und ließ sich von den Ihrigen weder durch gute, noch durch böse Worte bewegen, von ihren Lehrern wegzuziehen. Da man nun sahe, daß sie in der Erkenntniß und der Liebe Jesu immer mehr zunahm, und sie ein sehnliches Verlangen nach der Taufe bezeugte, wurde sie dieser Gnade theilhaftig. Auf ihren Besuchen zu den Heiden nahmen die Brüder oft diese Erstlinge mit, um ihnen durch diese lebendige Briefe zu zeigen, daß der Glaube aus den verdorbtesten Sündern selige Menschen macht. Es war auch nicht vergebens. Sie bezeugten die Gnade nun aus eigner Erfahrung mit einer Freudigkeit, daß die Heiden darüber staunten.
Von einem solchen Besuche aber brachten die Brüder ihren Samuel krank zurück. Er selbst sahe seinem Tode getrost entgegen, und als seine Hausleute einmal anfingen zu weinen, sprach er: „Betrübt euch doch nicht um mich! Ihr habt ja oft gehört, daß die Gläubigen, wenn sie sterben, um Heilande in die ewige Freude kommen. Ihr wisset, daß ich von euch der erste gewesen bin, der sich zu ihm bekehrt hat, und nun ist es sein Wille, daß ich der erste sei, der zu ihm kommt.“ Am 27. Febr. 1741 entschlief er sanft unter dem Gebete der Brüder.
Im Jahre 1742 sollten die Brüder endlich eine reiche Ernte halten. Es ging in diesem Jahre eine große Erweckung durch die Grönländer. Es wurden jetzt jährlich mehr Heiden durch die Taufe der Gemeinde hinzugethan, als man von der geringen Zahl des Volks und ihrer herumschweifenden Lebensart hätte erwarten können. Jeden Winter hatten sie eine größere Anzahl von Erweckten und Gläubigen um sich wohnen, und wenn diese im Sommer auf Erwerb ausgingen, so breitete sich das Evangelium durch ihr Zeugniß und ihren Wandel unter den Wilden, die aus entfernten Gegenden kamen, immer weiter aus. Später ging stets einer der Missionare mit ihnen auf den Heringsfang, um mit ihnen die gemeinsame Andacht zu halten.
Die Zeit, die den Brüdern von ihrer Arbeit an den Seelen und von ihren Besuchsreisen übrig blieb, verwendeten sie dazu, ihren Neubekehrten Lieder und Stücke aus der Bibel zu übersetzen. Beck, der im Jahre 1745 mit seinen Kindern nach Deutschland gereist war, um sie einer Erziehungsanstalt zu übergeben, besorgte dort den Druck der Uebersetzungen.
Indessen fanden sich immer noch viele Heiden, die der Wahrheit widerstanden, und die Gläubigen verfolgten. So kam im Jahre 1744 eine Räuberbande nach Neu-Herrnhut, als gerade Matthäus Stach von den Männern ganz allein zu Hause war. Sie traten gleich in seine Stube. Ihr Rädelsführer sagte: „Wir sind gekommen, etwas Gutes zu hören.“ „Das ist mir eine Freude, erwiederte Stach, laßt mir auch die anderen Leute alle herein kommen!“ Die Stube wurde gedrängt voll. Stach sang mit froher Stimme einige Verse, und betete, der Herr wolle ihre Herzen aufthun. Darauf sprach er etwas über ein Stück aus Pauli Predigt zu Athen, und sagte: „Doch ich brauche euch nicht viel von dem Schöpfer aller Dinge zu sagen; daß einer ist, das wißt ihr? (Sie bejahten es.) Und daß ihr böse Leute seyd, wißt ihr auch? (Sie antworteten wieder mit Ja.) Ich will euch also nur da Nothwendigste sagen, daß ihr und wir einen Heiland haben.“ Er sprach jetzt von der großen Liebe Gottes und Christi, und wandte sich dann mit den Worten an den Rädelsführer: „Aber du armer Mensch, wie willst Du da bestehen, wenn alle die Seelen, die du umgebracht hast, hervortreten, und zu dem, der auf dem Richterstuhl sitzt, sagen: Dieser Bösewicht hat uns umgebracht, grade als du deine Boten zu uns sandtest, und hat uns verhindert, den Rath zu unserer Seligkeit zu hören? Was wirst du da antworten?“ Der Mensch verstummte, und schlug die Augen nieder; auch die andern waren erschüttert. „Höre mich an, fuhr Stach fort, ich will dir einen Rath geben, wie du dem Gerichte entgehen kannst. Aber du mußt es bald thun, denn du bist alt, und wirst bald sterben müssen. Falle dem Herrn Jesu zu Füßen, daß er sich über dich Elenden erbarme! u. s. w.“ Er versprach mit bewegtem Herzen, es zu thun. Als Stach aufhörte, fing Anna an, pries ihnen die Kraft des Blutes Christi, und ermahnte sie, der Wahrheit nicht länger zu widerstehen. Darauf kam auch noch Sarah, und hielt ihnen aus eigner Erfahrung eine längere Rede. Sie hörten alle aufmerksam zu, gingen mit gefalteten Händen umher, zogen aber vor Abend wieder fort. Manche von diesen Leuten haben sich hernach ernstlich zu Gott bekehrt. So erhielt Jesus Christus unter den Wilden einen Sieg nach dem andern.
So sahen denn die Brüder endlich ihre Thränensaat reiche Früchte tragen. Von Zeit zu Zeit wurden ihnen von Europa Gehülfen geschickt, und auch ihre äußere Lage besserte sich, da die europäischen Gemeinden sie mit Lebensmitteln versorgten. Freilich blieben auch in den folgenden Jahren solche Beschwerlichkeiten und Prüfungen, wie sie in der ersten Zeit erfahren hatten, nicht aus. Sie hatten aber darin einen Trost, daß sie sagen, daß ihre Arbeit nicht vergeblich war. Im Jahre 1747 brachte Beck von einer Reise nach Europa das gezimmerte Holz zu einem geräumigen Wohnhause und zu einem Kirchensaale mit. In seiner Begleitung war Christian David. Sogleich wurde Hand an’s Werk gelegt, und am 18. Oktober wurde die neue Kirche mit vieler Feierlichkeit und großem Segen eingeweiht. Die Anzahl der anwesenden Grönländer belief sich auf 300. Alle waren ergriffen von Gnade, Freude und Dankbarkeit. Bis hierher hatten die Brüder Bedenken getragen, den Grönländern das Abendmahl zu reichen; an diesem Tage wurden zwei Gehülfen und eine Frau dieses hohen Gutes theilhaftig. „Wir müssen bezeugen, schreiben die Brüder, daß wir schon viele Segenstage gehabt, aber noch nie eine solche Bewegung unter so häufigen Thränen erlebt haben, als wie dieses Mal in diesem Gemeinlein, dass er sich aus den dummen und unempfindlichen Heiden am Nordpol gesammelt hat.“ Hier möge noch Einiges über das Leben des treuen Knechtes Gottes, Christian David, stehen.
…
Johann Beck blieb bis zu seinem Tode in Grönland. Im Jahre 1736 hatte er Rosina Stach, Schwester von Matthäus, geheirathet. „Meine liebe Rosina, fragte er sie vor der Verlobung, gedenkst Du auch in Grönland auszuhalten, wenn Hunger und Kummer, Verfolgung und Ungemach und Noth aller Art über uns kommen sollte, und willst Du mir zur Bekehrung der Heiden auf allerlei Weise förderlich seyn?“ Erst nachdem sie mit einem freudigen Ja geantwortet hatte, gab er ihr seine Hand. Fünf Söhne und vier Töchter waren die Frucht ihrer Ehe. – Im Jahre 1770 hatte er die Freude, seine zwei ältesten Söhne, Johann Ludwig und Jakob in Neuherrnhut zu bewillkommnen. „Ach, rief er aus, nun will ich gern sterben, da mein Gebet erhört ist, und ich etliche meiner Kinder hier auf meinem Posten angestellt sehe! Herr Jesu, so wie ich dir alle meine Kinder von Mutterleibe an zum Eigenthum übergeben habe, so sollst Du sie auch ferner behalten. Ach bereite sie völlig zu deinem Dienste zu!“
Am 19. März 1777 ging er ein zu seines Herrn Freude. In der Nacht des 19. um zwei Uhr ließ er sich, sein nahes Ende vermuthend, den Segen zu seiner Heimfahrt erhteilen, wobei er selbst sein graues, ehrwürdiges Haupt entblößte. „Ach Herr Jesu, hörte man ihn zuweilen seufzen, stärke meine schwache Hülle, und erleichtere meine Schmerzen! Jedoch, was sind meine Schmerzen gegen die deinigen? Was hast du für Marter und Angst um meinetwillen ausgestanden?“ Um vier Uhr nahm der Herr seinen treuen Knecht in die ewige Ruhe.