Jörg Blaurock

Vom Hause Jakob: Georg v. H. J., gewöhnlich später nach einem Spitznamen, den er in Zürich wegen seiner Kleidung bekam, Jörg Blaurock genannt, war ein Wiedertäufer in der Schweiz im Anfang des 16. Jahrhunderts. Als die reformatorische Bewegung in der Schweiz sich mehr auszubreiten begann, verließ er, der bis dahin Mönch in Graubünden (? in Chur) gewesen war, sein Kloster und kam nach Zürich. Hier schloß er sich bald denen an, denen Zwingli’s Verhalten nicht weitgehend und durchgreifend genug schien, einem Konrad Grebel, Felix Manz und anderen; es scheint, als wenn er von diesen Führern zur Wirkung auf weitere Kreise nicht ohne Erfolg verwandt sei. Als er und seine Freunde sich dann (Frühjahr 1524) gegen die Kindertaufe erklärt hatten, soll er, so erzählt das (Bd. X S. 59 bei Grüenwald schon erwähnte) handschriftliche Cronickel der Wiedertäufer, sich zuerst an Konrad Grebel gewandt und ihn um Gottes willen gebeten haben, „daß er ihn taufen wolle mit der rechten, wahren christlichen Taufe“, „und da er niedergekniet mit solcher Bitte und Begehren, da hat ihn der Konrad getauft, weil dazumal sonst kein verordneter Diener solches Werks vorhanden war“; darauf hat er Grebel und Andere getauft.

Er hat dann die Schicksale der Wiedertäufer in Zürich (vgl. u. a. die schon angeführte Biographie von Grebel) getheilt. Als dann gegen die Wiedertäufer, nachdem alle andern Versuche, namentlich auch die mit ihnen gehaltenen Disputationen, sich erfolglos erwiesen hatten, mit der äußersten Strenge von Seiten der Obrigkeit vorgegangen ward, wurde Blaurock durch die Stadt gepeitscht und des Landes verwiesen. Mit Ludwig Hetzer, mit Münzer und andern Häuptern der Wiedertäufer hat er dann auch in Verbindung gestanden. Er soll sodann im J. 1527 oder 1528 zu Clausen im Etschland verbrannt worden sein; nach einer andern Angabe soll er freilich noch im J. 1529 im Appenzeller Land aufgetaucht sein (Egli, s. u. S. 104). – Im „Ausbund etlicher schöner christlicher Geseng“ 1583 befinden sich zwei Lieder von ihm, die Wackernagel in seinem Deutschen Kirchenlied hat abdrucken lassen. – Nach einer Angabe in Jehring’s gründlicher Historie u. s. f. (Jena 1720, einer Geschichte der Anabaptisten) soll er ursprünglich Jurian geheißen haben; vielleicht ist, falls diese Angabe richtig ist, „Haus Jakob“ dann der Name des Klosters, in welchem er als Mönch gelebt hatte.

Vgl. Erbkam, Geschichte der protestant. Secten, S. 525 ff. Christoffel, Leben Zwingli’s (Elberfeld 1857), S. 219 ff. Goedeke, S. 222, Nr. 15. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Band 3, S. 447 ff. Emil Egli, Die Züricher Wiedertäufer zur Reformationszeit, Zürich 1878 (an vielen stellen).