Margaretha Juliane Adelung.

M. J. Adelung war die Tochter von Wilhelm Barthold, Hofprediger der Herzogin von Württemberg zu Mömpelgard; sie verheiratete sich zuerst mit dem Prediger Fritsche zu Halbau in Schlesien, sodann in zweiter Ehe mit J. Paul Adelung, Pfarrer zu Schwanebeck bei Berlin. Bei den mancherlei Leiden, von denen sie heimgesucht wurde, namentlich Krankheiten der Ihrigen und ihrer eigenen Schwachheit, zeigte sie einen frommen, gottergebenen Sinn; sie starb am 21. November 1704. Von ihr heißt es in ihrer Lebensbeschreibung: „Alle, die sie näher kennen lernten, fanden in ihr eine aufrichtige Liebe Gottes und ihres Heilandes und eine Bereitwilligkeit, ihm durch Kreuz und Leid nachzufolgen. Ihren Eheherrn und ihre Kinder liebte sie herzlich und war um ihr zeitliches und ewiges Wohl stets bekümmert. Dem Geize war sie von Herzen gram und den Armen tat sie so viel Gutes, als sie nur konnte. Im täglichen Umgange hatte sie stets das im Auge, dass Andere durch sie und sie mit ihnen zur Liebe Gottes möchten ermuntert werden; daher auch aller Orten ihr Umgang gesegnet war.“

Sie hinterließ ihren Kindern schriftliche Ermahnungen zu einem gottseligen Leben. Aus den Ermahnungen an ihre Töchter teilen wir einige Stellen mit: „Weil ich spüre, dass ich euch bald verlassen werde und ihr alsdann vater- und mutterlose Waisen sein werdet, so habe ich meiner mütterlichen Pflicht ein Genüge tun und euch noch mit dieser Anrede zu Statten kommen wollen. Du, meine liebe Susette! weißt, was ich dir oft und viel gesagt. Ach, vergiss es nicht und nimm es wohl in Acht. Du hast von Natur ein stilles Gemüt empfangen; siehe zu, dass dasselbe durch die Heiligung in die rechte Ordnung gebracht wird. Merke fleißig auf das, was dir schädlich werden will. Seufze und streite dawider in der Kraft Gottes. Muntere dein Gemüt täglich auf mit guten Betrachtungen und bedenke, dass dich der liebe Gott fleißig und getreu in deinem Berufe haben will, dass er auf dein Tun genau Achtung gibt und dass du Rechenschaft geben musst von Allem, was er dir anvertraut hat. Liebes Kind! die Zeit ist teuer; kaufe sie wohl aus. Verliere nicht einen Augenblick. Sei willig, dienstfertig, gehorsam, freundlich gegen Alle, mit denen du zu tun hast, ohne Leichtsinn. Insbesondere bitte ich dich, hüte dich vor vertraulichem Umgang mit Mannspersonen. Meide ihn, so viel du kannst. Bedenke, wie gefährlich es ist, mit ihnen umzugehen, und wie leicht dein Herz berückt werden könnte. Schenke deine Liebe Jesu, dem Liebenswürdigsten, der allein treu und wahrhaftig ist und dich hier und dort ewig glücklich machen kann. Du bist Zeuge gewesen des Leidens, das ich habe ausstehen müssen. Der Herr weiß es; er hat es tragen helfen. Es ist wahr, dass ich an eurem Vater einen frommen, liebreichen und treuen Mann gehabt. Allein mein Ehestand war doch ein Wehestand. Was habe ich für Kreuz, Leid und Ungemach erduldet, die ich im ledigen Stande nicht gehabt hätte. So ist doch bei dem größten Glücke viel schweres Leiden. Darum, weil ich die Last so schwer gefunden, die dich gewiss nicht weniger drücken würde, wofern du in den Ehestand trätest, so wollte ich dich gerne verschont wissen und dich warnen, dass du die Menschen wollest fahren lassen. Opfere dich dagegen Gott mit Leib und Seele und diene ihm in keuscher Liebe. Halte dich gering in Kleidung, mäßig im Essen und Trinken, demütig in Gebärden, abgeschieden von Menschen. Suche, was droben ist, nicht, was irdisch und vergänglich ist. Erwähle mit Maria das beste Teil. Bleibe in täglicher Erneuerung eine Jungfrau, die dem Lamme nachfolgt. Der Herr gebe dir ein gläubiges, keusches Herz!“

„Und du, Gretchen! meine jüngste Tochter, wache ja über dein Herz. Lass dasselbe nicht ausschweifen, wirf dich in die Arme Jesu und bitte, dass er deine Seele stillen möge, damit du nicht von ihm entwöhnt werdest. Siehe beständig auf dein Inwendiges und lass den Begierden des Herzens nicht Raum. Wirf deine Augen nicht hin und her und lass dein Gemüt nicht in die Eitelkeit der Welt ausflattern. Ach, mein Kind! nimm dich wohl in Acht und hüte dich vor aller Verführung. Folge nicht, wenn man dich zum Bösen leitet. Meide alle Weltlust; denn sie ist die Türe zum Abgrund. Betrübe nicht den heiligen Geist, der in der Taufe über dich ausgegossen ist. Tue deinen armen Eltern nicht Schande auf Erden. Du bist eines frommen Vaters Tochter; darum sei behutsam in deinem Wandel. Bitte Gott ohne Unterlass um die Regierung des heiligen Geistes. Dämpfe dein hitziges Gemüt mit Fasten, Beten, Wachen und Arbeiten.“

„Liebe Kinder! Ich hinterlasse euch nicht viel Geld und Gut, aber dennoch einen großen Segen; denn das Wenige, das ihr finden werdet, ist ein lauteres Geschenk des lieben Gottes. Es ist Wenig in den Augen des Geizhalses, aber Viel vor meinen Augen und vor meinem Herzen. Es ist Viel, ja vielleicht Mehr, als ich mir noch einbilden kann, denn den verborgenen Segen, der daran ist, kann ich jetzt nicht sehen, aber ich wünsche, dass ihr ihn nicht von euch stoßt“ usw.