Peter Miock

Diser ist auch anno 1545 zu Tourneck verbrennet worden / da er etliche vil monat in einem tieffen / schleimigen / stinckenden thurn under krotten und anderm ungeziefer gelegen hatte. Da er fürgestellet ward: sagt er zu seiner Obrigkeit / Lieben Herren / wie komts doch / daß ihr mir jetzund so feind seyt / daß jr mir auch nach dem leben trachtet / da doch zuvorn / da ich noch ein unehrbar gotloses leben führete / keiner under euch mir ein eintziges wort sagt / oder mir eingeredet hat?

Da ihm das exempel eines von seinen bekanten / mit namen Bergibani, fürgehalten ward / welcher kurtz zuvorn ein widerruf gethan hatte: sagt Peter / Er were keinem menschen auf der welt in götlichen sachen zu glauben schuldig / sondern allein dem Herren Christo. Da jm auch die feinde der warheit ohn underlaß ins wort fielen / und jn nimmer wolten außreden lassen: sagt er / Bringet mich doch wider zu meinen krotten / die mich an meinem gebett nicht also verhindern, wie ihr thut.

Da er an den pfal angebunden / ward ihm zugleich ein säcklein pulvers an den hals gehenget / welches / da es angieng / und einen grossen laut von sich gab / hetten die Mönch mit ihrem gewesch die umbstehenden gern uberredet / daß diß des brennenden Ketzers seele were / welche der Teuffel in solchem getümmel wegholete.

So vil obgemeldten Bergibanum anlanget / war derselbige ein sehr wolgelehrter und begabter mann / und hatte die Christen zu Tourneck selbst mit außlegung der Schrift underrichtet. Derwegen er auch für andern in seinem Haus ward gesucht / aber erstmals nit gefunden worden / dieweil er nit eynheimisch war. Da er nun widerkommen / und erfahren / daß er auß befelch der Obrigkeit gesucht were / ist er willens worden / ihnen sich selbst eynzustellen / und in die hände zu geben. Seine freund und verwandten vermahneten jn / er solte Gott nit mutwillig versuchen. Aber er blieb bey seiner meynung / und kont ihn davon weder seine hau0ßfraw mit jren threnen / noch seine eltern / freund und haußgenossen mit jihrem flehen und bitten abbringen. Macht derwegen Bergibanus in seinem hauß allews richtig / nam von den freunden sein abschied / und begab sich gutwillig in der feinde hände. Er ist aber endlich auß ungedult der gefengnus / und grawen für dem fewer auf stetiges anhalten der Baalspfaffen agefallen / hat einen widerruf gethan / und ist an stat des fewers dannoch als ein gewesener ketzer geköpffet worden. Von dem sagt Peter Miock: Wann es wahr were / was die Mönch und Pfaffen von jm sagten / so were er billich für einen trewlosen verrähter zu halten / dieweil er den Herren versucht / und sich selbst in leibsgefahr gestürtzet hette. Zwar ich / sagte er / wolte gern entrunnen seyn / wo mir Gott ein bequeme gelegenheit gezeiget hette. Dieweil jr mich aber nun habt / so macht mit meinem leib was ihr wollet. Denn der seele könnet jr nichts thun.

Märtyrbuch:; Denckwürdige Reden und Thaten viler H. Märtyrer, Welche nach der Aposteln biß auf unsere Zeiten / hin
und wider in Teutschland / Franckreich / Engelland / Schotland / Niderlanden / Italien / Hispanien / Portugall / ec umb der
götlichen warheit willen jämmerlich verfolget / gemartert und endlich auf allerley weise entleibet seind worden.

Alles auß den Frantzösischen Geschichten der Märtyrer trewlich außgezogen.

Gedruckt zu Herborn / 1698