Johann Friedrich von Sachsen

Johann Friedrich von Sachsen

Der Sohn des Vorigen((Johann von Sachsen)), geboren 1503, folgte in der Regierung 1532 und wurde 1534 in Wien belehnt. Er war ein ehrenfester, frommer, etwas beschränkter Mann. In den Grundsätzen, die ihm sein Vater eingeprägt hatte, blieb er unbewegt, Standhaftigkeit im evangelischen Glauben war bei ihm Herzens- und Ehrensache, in der Politik folgte er schwerfällig dem Rath seiner Theologen und fürstlichen Verbündeten.

Zuerst wirkte er für Ausdehnung des protestantischen Bundes. Luther hatte die schmalkaldischen Glaubensartikel als die unumstössliche Bedingung aufgesetzt, deren Gewährung man erkämpfen müsse. Der ärgste Widersacher, Herzog Heinrich von Braunschweig, wurde durch sächsische Waffen von Land und Leuten getrieben. Im Stift Naumburg, wo das Kapitel den gemässigten Katholiken Julius Pflug zum Bischof wählte, setzte der Kurfürst den Protestanten Amsdorf ein,, welcher dort die Reformation durchführte. Die unaufhörlichen Händel, mit Moritz, der seinen dicken Vetter übersah und verhöhnte, wurden mit Mühe beigelegt. Als Johann Friedrich auch dem letzten Versuche der Versöhnung zwischen Alt- und Neugläubigen, welche durch das Religionsgespräch auf dem Regensburger Reichstage 1541 schon weit gefördert war, hartnäckig auf Luther’s Anrathen widerstand, brach der schmalkaldische Krieg aus.

Der Kurfürst rückte tapfer in’s Feld, zu seinem Unglück aber konnte er die Neigung zum Zögern und Unterhandeln nicht bezwingen. Des Kaisers Acht traf ihn innerlich, er verwarf die gescheidten Angriffspläne Schärtlin’s von Burtenbach, und rechnete auf billigen Vertrag. So zögerte er den Krieg in Süddeutschland hin, bis die Nachricht von des Vetters Moritz entsetzlichem Verrath ihn wieder an die Elbe rief. Sein Land eroberte er bald wieder und das des Verräthers grösstentheils dazu. Ganz Norddeutschland stand zu ihm, die französische Hülfe konnte er leicht erkaufen. Hätte er nur ein wenig die Scheu vor raschem, vielleicht doch auch vor undeutschem Handeln besiegt, so konnte er jetzt grosse Erfolge haben. Während er aber noch im nächsten Jahre sich besann und seine Truppen nicht beisammen hatte, war der Kaiser schon hinter ihm her und überfiel seine Truppen auf der Lochauer Haide bei Mühlberg. Johann Friedrich wehrte sich tapfer, erhielt aber einen Hieb in’s Gesicht und wurde zum Gefangenen gemacht. Der Kaiser liess ihn als Hochverräther zum Tode verurtheilen: gerade sass er bei dem Schachspiel, als man es ihm ankündigte, und er wusste Nichts zu thun oder zu sagen, als gottergeben sein Spiel fortzusetzen. Karl V. liess ihm später erklären, die Todesstrafe solle in ewiges Gefängniss verwandelt werden, wenn er seine Festungen an den Kaiser ausliefern, sein Land mit der Kurwürde an Moritz abtreten, und dem Ausspruche der Kirchenversammlung zu Trient sich unterwerfen wolle. Die beiden ersten Bedingungen nahm der Gefangene an, die letzte wehrte er standhaft von sich ab.

Er blieb nun im Gefängniss, bis Moritz auch den Kaiser verrieth und zum Nachgeben nöthigte: da kehrte Johann Friedrich in die Heimath zurück. Sein Volk drückte auf rührende Weise dem beraubten frommen Fürsten seine Theilnahme aus. Doch vergebens bemühte er sich, nach Moritz Tode die Kurwürde wieder zu erlangen. Er starb zwei Jahre nach seiner Erlösung aus der Gefangenschaft, im Jahre 1554, nachdem er noch den Abschluss des Religionsfriedens, sein Ziel, erlebt hatte. Das Volk nannte ihn den Grossmüthigen.

Historische und biographische Erläuterungen zu
Wilhelm von Kaulbach's
Zeitalter der Reformation
von Franz Löher
Stuttgart
Verlag von Friedrich Bruckmann
1863