Heinrich Voes und Johann Esch

Heinrich Voes und Johann Esch

Anno 1523 sind zween Augustiner Mönch auß Braband / durch anstiftung der Bischoff und Theologen von Löwen und Brüssel verbrennet worden / mit namen Henrich Voes / und Johann Esch / welche / da man sie nach gewonheit degradirt / und ihnen ihre Priesterliche kleidung außgezogen hette / haben sie mit freuden Gott gedanckt / daß er sie von dem betrieglichen und abschewlichen Priester und Mönchstand entlediget / und sie nunmehr in eine vil bessere und edlere priesterschaft aufgenommen hette / in welcher sie alsbald sich selbst zu einem opfer eines süssen geruchs dem lieben Gott aufopfern würden.

Die höchste irrthumb und grewlichste sünd / darumb sie sterben mußten / war dise / daß sie sagten / und bestendiglich bekenneten / daß man in götlichen sachen Gott und seinem wort allein gläuben müßte. Dieweil die menschen in allen ihren worten und wercken voll eytelkeit und lügen weren / und also entweder ander leut betrieben / oder ja von andern betrogen würden. Derhalben solte keiner sein vertrawen auf menschen / sondern allein auf Gott setzen.

Als man sie zum fewer führete / waren sie fölich und getrost / und sagten / sie wolten sterben / nicht wie die Heiden oder Ketzer / sondern wie rechten Christen / und von wegen der bekantnis des H. Evangelii Jesu Christi. Sagten auch / das were derselbige freudentag / den sie so lang gewünschet und gehoffet hetten / al welchem sie von ihrem leib gescheiden / und mit Christo würden vereiniget werden.

Als man inen auch das fewer unter den füssen anzündete / sagt einer von ihnen / ihn deutchte / daß ihm seine füsse mit lieblichen rosen bestrewet würden. Es hatte auch zuvorn Henricus im examine unter andern gesagt / daß es unrecht / und wider das götliche Gesetz und Recht were / daß sich die Clerisey und Priester der gewalt und botmessigkeit der weltlichen und von Gott verordneten Obrigkeit entziehen wolten. Dann die Bischoff hetten keine andere gewalt / dann allein / daß sie Gottes wort trewlich lehren und verkündigen / und mit solcher lehr die schäflein Christi in der Christenheit weiden solten.

Da man sie gefragt / ob sie sich von Luther hetten verführen lassen? Gaben sie zur antwort: Wir sind eben also vom Luther verführet / wie die lieben Apostel vom HERREN Christo verführet sind. Ja sagten sie / es haben uns die bücher Lutheri ein grössers liecht und anleitung zu erkantnus der H. Schrift und des lieben Evangelii gegeben / als jemand von allen Vättern / wann es auch S. Augustinus und Hieronymus selbst seyn solte.

Da sie auch nu alle ire artikel und fragstück inen fürgehalten hetten / sagt Henricus / Er wolte jm lieber seinen kopf / wann er ihr auch zehen hette / alle nach einander abhawen lassen / dann inen auf ihre gotlose fragen beypflichten.

Es war aber zu derselbigen zeit noch eine merckliche anzahl Mönch Augustiner ordens / samt andern / umb gleicher ursach willen gefänglich eyngezogen worden / welche auß forcht der grausamen Marter und todes von der bekantnis der warheit widerumb waren abgefallen / zu welchen die andern frome Christen eine klägliche vermahnung geschrieben haben / der hofnung / sie widerumb zur buß zu bringen. Und wird von inen auß einem spruch Augustini unter andern auch dises mercklich argument eyngeführet:

Daß nemlich diejenigen / die ires leibs lebens also umb der bekantnus der warheit willen beraubet werden / dannoch das leben jrer seelen unverletzt behalten. Die aber so auß forcht der marter und pein / von der warheit abfallen / und zu lügen und gotslästerung sich begeben / ob sie wol die gefahr des leiblichen tods vermeiden / so fallen sie dannoch von stund an in die gefahr des ewigen todes ihrer armen seelen. Nun seye es ja allezeit besser schaden an seinem leib / dann an seiner seelen zu leiden.